Maßlos

Ach, die maßlose Jugend. Immer alles haben wollen. Nicht? Nicht.
Natürlich möchte Nuno spontan oft etwas haben. Das „Espiderman-Zelt“ im Supermarkt, warum wir das nicht kaufen? Dass er schon ein Indianerzelt hat, egal, das ist ja ganz anders als eins mit Espiderman, und Espiderman nimmt auch weniger Platz weg! Meist ist er mit meinem „Nein“ dann aber recht schnell auch zufrieden.
Seine Süßigkeiten, vor allem die kleinen „Sankt Martins“, die es bei fast allen Kindergeburtstagen gibt, verwendet er v.a. in seiner Kinderküche zum Kochen, seine Adventskalenderinhalte werden so alt wie unsere und liegen noch jetzt im November einträchtig neben den Osterhasen im Küchenschrank. Nur TicTacs wünscht er sich öfter, isst die sogar, bietet aber auch allen davon an – immer genau eines. Seine Jackentaschen klappern darum ebenso wie die seiner Omi, beide haben in ihren Taschen stets eine Schachtel TicTac neben Eicheln und Kastanien. Außerdem ist Nuno vielleicht der einzige kleine Junge, der sich ehrlich über Anziehsachen freut. Für ihn ist das „weiche Paket“ nicht die Enttäuschung am Gabentisch, er ist sehr modebewusst und freut sich tatsächlich über ein neues Hemd, ein Shirt, sogar über neue Socken und Unterwäsche freut er sich und wählt morgens gezielt aus – „ich möchte aber gerne die schicke Unterhose mit dem Knopf anziehen, und diese Socken passen da nicht zu.“
Aber wir möchten diese Vorlieben nicht ausnutzen und dem Kind zu Weihnachten einfach seine Winter-Ausstattung schenken. Neue lange Unterwäsche! Und handgestrickte Pulswärmer! Nein, wir sind ja gar nicht so. Was wünscht er sich also? Hat er Wünsche? Er hat. Und zwar gleich zwei dieses Jahr, mit denen er nach und nach rausrückte. Er wünscht sich, erstens, eine kleine Klapp-Haarbürste für seinen Schwimmkurs. Und zweitens wünscht er sich einen Stoff-Löwen. Den wünsche er sich schon lange, haben wir jetzt erfahren, und wir hatten keine Ahnung, denn er spielt überhaupt erst seit kurzem mit Stofftieren und legt erst seit wenigen Wochen Wert auf seinen kleinen Zoo im Bett zum Schlafen (der ehemals weiße Klapperhase Schmuddel, und die namenlosen Tiere Affe, Pinguin und den Brunobär). Den Löwen aber wünscht er sich schon seit anderthalb Jahren – hat es aber nicht verraten. Aus Bescheidenheit? Vielleicht. Aber vor allem, weil die Regeln so sind. Vor anderthalb Jahren lagen wir im August auf Ischia auf der Terrasse und schauten in den nächtlichen Himmel. Perseiden-Nächte über dem Mittelmeer, und bei jeder Sternschnuppe durfte man sich etwas wünschen. Nuno sah zwei, der eine Wunsch hat sich bereits erfüllt – ein Hubschrauber, das ergab sich so –  und den anderen hat er nun seit dem Sommer 2012 für sich behalten, denn Sternschnuppenwünsche darf man ja nicht verraten. Und so wartet er nun seit zwei Sommern und zwei Herbsten auf einen Stoff-Löwen als Sternengabe. Nun hat er sich durchgerungen, den Wunsch zu verraten und hegt weihnachtliche Hoffnungen. Auch wenn das eigentlich gegen die Regeln ist und sich der Wunsch nun vielleicht erst recht nie erfüllen wird… Eine kleine Klappbürste und ein Kuschellöwe. Wir gucken mal, was sich machen lässt.

Mengenlehre

Wir reden – wie die Damen und Herren bei den Koalitionsgesprächen – über Staatsbürgerschaften und nationale Identitäten, oder, wie Nuno sagt, „für welche Mannschaft man ist“. Er ist jedenfalls nicht einverstanden:
„Ich bin nicht halb und halb! Ich bin ganz deutsch und halb argentinisch und wie viel italienisch?“
Das mit der doppelten Staatsbürgerschaft ist mehr als höhere Mathematik. Und die Wirklichkeit ist längst komplexer als ein Entweder-Oder. Was wenig überraschen dürfte. Schöne Grüße nach Berlin. Globalisiert Euch.