Fremdsprachen [oder: Wie wir uns bei Bauchentscheidungen mit vermeintlichen Vernunftgründen selbst in die Tasche lügen]

Beim Übergang auf das Gymnasium musste ich entscheiden, ob ich als zweite Fremdsprache Französisch oder Latein lernen wollte. Verschiedene Aspekte beeinflussten meine Entscheidung, ohne dass ich sie wirklich reflektiert hätte – nicht ohne Wirkung waren aber sicherlich der im Nachbarhaus wohnende Lateinlehrer, familiäre Traditionen und das mit vorfreudiger Begeisterung einhergehende bildungshungrige Gefühl, Latein zu können wäre irgendwie cooler als Schüleraustausch mit Aix en Provence.
Tatsächlich als Argumente verstand und vertrat ich anstelle dieser diffusen Gefühligkeiten aber dies: Ich wählte Latein statt Französisch, weil ich fand, dass Franzosen bekloppt zählen. Quatre-vingts? Vier mal zwanzig?! Ihr sagt im Ernst vier mal zwanzig? Eine Sprache mit solchen Zahlen wollte ich nicht lernen. Die mithin ganz vernünftige und rationale Entscheidung gegen Französisch und für Latein traf ich MCMLXXXIX.

Heile Welt der Kinderlieder und Märchen: Darum lieb ich (4)

Nach Wolf-Splatter und Ziegen-Dramen aller Arten kommen wir nun in ruhigere Gewässer. Bei heiteren Liedern im Reihenstil (die „Vogelhochzeit“ beispielsweise funktioniert  so) stellen sich ganz andere Fragen: Wie kann man das fortsetzen?
Einer der Favoriten ist zur Zeit „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider / grün, grün, grün ist alles was ich hab. / Darum lieb ich alles, was so grün ist / weil mein Schatz ein Jäger, Jäger ist.“ (Da ist er schon wieder, der Jäger, schießt hier aber nicht in der Gegend herum und schneidet auch niemandem den Bauch auf.) Weiß ist der Bäcker, Bunt der Maler, Schwarz der Schornsteinfeger, alles wie gehabt. Andere Farben passen wir aber an (Weiß ist manchmal auch der Arzt, und Blau soll der Färbermeister sein? Eher der Polizist), andere werden erweitert: Rot ist natürlich der Feuerwehrmann,  Gelb ist der Briefträger. „Orange!“ will das Kind, gut, naheliegend, weil man Schatz ein Müllmann ist. Rosa ist auch kein Problem, weil mein Schatz Balletttänzerin ist. „Jetzt Braun!“ Welcher Beruf trägt Braun? Weil mein Schatz ein UPS-Bote ist, hm, wie aus dem Kinderleben gegriffen. Weil mein Schatz ein Fußballprofi bei St. Pauli ist? Weil mein Schatz ein Mediengestalter mit Hornbrille ist? Weil mein Schatz ein Neonazi ist? Ich bin nicht überzeugt, dem Kind ist es egal, er will weiter, nächste Strophe: „Jetzt sing Lila!“ Lila, natürlich. „Lila, lila, lila, sind alle meine Farben, lila, lila, lila ist alles was ich hab. Darum lieb ich alles, was so lila ist, weil mein Schatz ein… katholischer Priester ist.“ Oha. Schnell weiter mit – petrol?

Heile Welt der Kinderlieder und Märchen: Geißlein (3)

Dass Märchen grausam sind, ist keine echte Überraschung. Bei Märchen mit Wolf-Content kommen selbst die Pixie-Buch-Varianten nicht um gewisse Splatter-Anteile herum – und dass der Sohn auf die Idee kommt, der Jäger trete den bereits totgeschossenen Fuchs noch töter (vgl. „Liebes Füchslein„), ist beim heiteren Zynismus mancher Märchen-Enden auch nicht wirklich erstaunlich. „Der Wolf und die sieben Geißlein“ besteht eigentlich nur aus Grausamkeiten – man möchte sich die Traumata des siebten Geißleins gar nicht ausmalen. Wo spielt das, in Ruanda? Unter Märchen-Maßstäben ist am Ende aber fast alles gut, der Wolf versinkt wie ein Bauch voller Wackersteine im Brunnen, und dann – wird getanzt. Asterix nichts dagegen. Wir erinnern uns: Sechs Geißlein sind knapp dem Tod entronnen, haben soeben den Wolf von innen gesehen, die Mutter („die die Geißlein liebte wie eine Mutter ihre Kinder liebt“, wie auch sonst) wähnte sich gerade noch sechsfach verwaist, und das siebte und kleinste Zicklein hat das Massaker an den Geschwistern wenn nicht mit angesehen, so doch gehört und musste dabei selbst um sein junges Leben bangen. Dann haben die liebe Geißenmutter und die sieben Kinderlein gemeinschaftlich und in Selbstjustiz den Wolf gemeuchelt, und nach gelungenem Versenken desselben freuen sie sich sehr, tanzen alle um den Brunnen und singen „Der Wolf ist tot, der Wolf ist tot“. Fiderallalalala.
Gut, so geht das zu. Was lernt man davon, abgesehen von praktischen Tipps und Vokabeln (lass niemanden rein, egal wie weiß die Pfote ist;  es ist immer gut, eine Uhr im Haus zu haben; Zwirn ist Faden; Wackersteine, nicht Ackersteine; bevor Du auf den Jäger (Rotkäppchen) oder den Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte wartest (you name it), nimm das Ganze doch einfach selbst in die Hand, und wenn sie nicht gestorben sind, dann tanzen sie noch heute)? Wir verstehen die Welt besser, so ganz allgemein. Die Berufswelt zum Beispiel:
„Wer kann nähen“, fragte mich B. kürzlich, „kannst Du nähen, Mami?“ Nein, ich kann nicht nähen. „Aber meine Omi kann nähen“, sagte er, und tippte an die von Omi genähte Piratenmütze. Ja, Omi kann nähen. „Und Pia, Pia kann nähen.“ Kann sie. Dir eine Schürze, zum Beispiel, mit eingesticktem Namen. „Wer kann noch nähen?“ Nonno kann nähen, Nonno war früher Herrenschneider. Er kann richtig gut nähen. „Ja.“ Und weißt du, wer noch nähen kann? Dein Opa. „Mein Opa kann auch nähen?“ Ja, er kann sogar Menschen wieder zusammennähen. „Was? Du sagst doch Quatsch.“ Doch, so macht er sie gesund. Wenn eine Frau ein Loch im Bauch hat, dann kann Opa das wieder zunähen. „Ah, wie die Geißenmutter! So macht Opa das.“ Ja. Mit Zwirn. (Und dann wirft er sie in den Brunnen und tanzt, nachts, bei Vollmond.)

 

Heile Welt der Kinderlieder und Märchen: Trullala (2)

Weiter mit martialischen Liedern. „Auf der schwäbschen Eisenbahne“ ist vielleicht eher Volks- als Kinderlied, ziert aber immerhin den Titel unseres schönen Kinderliederbuches und wird als besonderes Feature vom Lieblingsitaliener im Originaldialekt gesungen. „Sing die schippsche Eisenbahne mal auf Schwäbisch, bitte.“ Dialektales Liedgut erfordert natürlich vertiefte Texterklärung, wo fährt der Bauer hin? Was macht er mit der Ziege? Warum ist das nicht gut für die Ziege? Wir erklären tapfer, trullala, die Illustration aus dem Tomi-Ungerer-Liederbuch zeige ich ihm aber nicht, denn den abgerissenen Ziegenkopf der Ungerer-Zeichnung habe ich selbst seit Jahrzehnten ab dem ersten Akkord vor Augen, und man muss es ja nicht gezielt auf Albträume anlegen. Trullala. Stunden später sitzt Baby B auf dem Boden, schiebt Legosteine hin und her und singt zufrieden vor sich hin: „Da war ein blöder Jäger, der war Bauer, der kauft sich eine Ziege, die bindet er hinten dran, dann hat er geraucht, dann war die Ziege tot, weil sie keine Luft gekriegt hat, sie war tot, die Ziege war mausetot, lalala, das war ein blöder Bauer, lalala.“
(Was viele nicht wissen: Die schippsche Eisenbahne ist eine der frühesten dokumentierten Anti-Rauch-Kampagnen. Trullala.)

Heile Welt der Kinderlieder und Märchen: Liebes Füchslein (1)

Die heile Kinderwelt bekommt früh Risse. Schon lange sprechen wir über den Tod, über den Himmel, über gestörbte Igel und gestörbte Großeltern. Und das Kind kommt mit seinen drei Jahren mit Fragen nach dem Krieg, „Krieg“ hat er irgendwo aufgeschnappt, im Radio berichten sie von Syrien, Israel, Afghanistan, was ist Krieg, Mami? Wofür braucht man Granaten? Und warum machen sich Menschen selbst tot? (Und dann geht es von vorne los: Was ist dann mit den toten Menschen? Warum habt Ihr Deine Omi verbuddelt? Hast Du dann ganz laut geweint? Wann stirbt man, bei 11? Die tote Schnecke lag doch im Wald, sie kann nicht im Himmel sein, hast Du Quatsch gesagt. Was ist die Seele? Und wie hast Du das Huhn für die Suppe tot gemacht, Mami?)
Nachrichten sind nichts für Kinder. Was ist mit Märchen? „Kinder- und Hausmärchen“? Die vermutlich grausamsten Geschichten der Welt. Kinderlieder? Kinderlieder.
Wir haben gerade eine Fuchs-Du-hast-die-Gans-gestohlen-Phase. Singen schon vor dem Frühstück, Singen auf dem Fahrrad, Singen überall und jederzeit. Und Texterklärung! Was ist eine Flinte? Was ist Schrot? Und was ist die rote Tinte? Wir singen, wir singen wieder, wir basteln eine Fuchs-Du-hast-die-Gans-gestohlen-Laterne, mit roter Tinte, Mami, Du musst noch das Blut ausschneiden. Wir spielen in verteilten Rollen, Du bist die Gans, Mami, ich bin der Fuchs, und jetzt bist Du die Gans, die alleine auf dem Bauernhof bleibt, und da kommt der Jäger. Und er erklärt selbst:


„Und dann fliegt der Schrot aus dem Schießgewehr ganz schnell zum Fuchs, Schrot sind kleine, harte Steine, und dann fliegt der Schrot dem Fuchs in den Mund, und dann rutscht er in den Bauch und dann kommt die rote Tinte aus dem Knie vom Fuchs und er stirbt. Und wenn der Jäger ihn dann tritt, stirbt er noch mehr. Aber das macht nichts, er ist ja schon tot, dann ist er nur noch töter.“
Kinderlieder für den Weltfrieden.

Schade

Och, heute ist der 15. November, was, wie wir uns erinnern, seit einigen Jahren der Tag des unbekannten Googlers [1] [2] [3] ist. Nur habe ich seit dem Blogumzug keine Zugriffs-Statistik mehr – ich weiß also weder, wie viele Ihr seid, noch wo und vor allem mit welchen Fragen Ihr herkommt. (Im alten Blog ging die Statistik schon länger nicht mehr.) Das ist sehr betrüblich.
Nächstes Jahr wieder. Bis dahin muss ich für Fragen und Antworten an die werte Kollegin Nic verweisen. Vielen Dank und feiern Sie schön, liebe Googler und Googlerinnen.

Motorisiert

Nebenan (und nicht nur da) gibt es gerade eine ganze Reihe „Medienoutings“, es geht darum, warum man wann im Leben nicht gelesen hat oder was für ein Nichtverhältnis zu Zeitschriften besteht oder dass man keine Filme guckt. Ich hätte auch etwas zu Leselücken zu sagen oder zu meiner Filmkarriere, und dass ich mit Zeitschriftenartikeln nicht die Kolumne in der Brigitte meine, habe ich meinen Studenten gerade letzte Woche erklärt. Heute aber zu einer anderen Geschichte voller Auslassungen in meinem Leben: Das Autofahren. Mein Bruder#1 formulierte es freundlich so, dass ich nicht so viel Benzin im Blut habe wie er. Ich würde einfacher sagen, ich kann nicht Auto fahren. Womit wir schon mitten im Bereich der Halbwahrheiten sind. Denn ich habe wie fast alle meines Jahrgangs Autofahren gelernt, sogar als eine der ersten meines Schuljahrgangs, und damit gingen die Probleme los: die Aufmerksamkeit. Ich war eines der ersten Mädchen, die Führerscheinprüfung hatten. Bis dahin war alles gut, kleine Unsauberkeiten wie mit dem rechten Hebel am Lenkrad blinken wollen, wenn es nach links gehen sollte und dann mit laufenden Scheibenwischern noch in der ersten Linkskurve den Wagen abwürgen waren bereits überwunden, es lief gut, ich konnte sogar einparken. Und fiel trotzdem durch. Und das war natürlich bei den ersten Prüfungen hochinteressant. Denn damit war ich nicht eine der ersten mit Führerschein, sondern die allererste, die durchgefallen war. [Natürlich war das auch nicht wahnsinnig interessant, das ist nur negative Egozentrik, aber ich habe es so empfunden. 96 Mitschüler, die „OHA!“ sagen.] Und von da an war ich unsicher und nervös. Im zweiten Anlauf (den ich vor allen geheim gehalten hatte) bestand ich, aber ich bin nie ein Autofahrer geworden. Ab und zu nahm ich das Auto meiner Eltern, überlegte vorher akribisch, wo man am Zielort parken kann, und war immer froh, wenn das Auto und ich wieder zu Hause waren. Am Studienort hatte ich kein Auto, im Ausland habe ich mich leider nicht getraut. Wäre ich in Peru Auto gefahren, wäre ich heute entweder tot oder aber Stock-Car-Rennen-tauglich – großes Versäumnis. In dem Land, wo das KO-Kriterium bei Vorfahrtsregeln „Größe und Alter des Wagens gehen vor“ (nur wieder: in welcher Gewichtung bei Erfüllung beider Kriterien?) ist, wo man bergab den Motor ausmacht, die Ampeln im Kabelgewirr über der Straße sowieso nicht sichtbar sind, wo Lastwagen auch mal einen Kleiderschrank als Führerhäuschen haben und man durch die Löcher im Bodenblech prima die Tiefe der Schlaglöcher im Blick hat, da wäre ich vielleicht furchtlos und geländetauglich geworden. Zumal mir als Radfahrerin das peruanische Blinken sowieso ganz natürlich gewesen wäre: Links rum? Dann linken Arm raushängen (lässig). Rechts rum? Linke Hand aufs Dach legen. Hätte, hätte. Zurück in Deutschland zog ich wieder in eine Unistadt ohne Autobedarf, wegen stetiger Entwöhnung bin ich auch bei den Eltern nicht mehr vorne links ins Auto gestiegen, und in den neuen großen Wagen mit Flugzeugcockpit dann schon gar nicht. Und so gingen die Jahre ins Land. Irgendwann hätte ich mir nicht mal mehr zugetraut, bei einem Notfall die Fahrerrolle zu übernehmen. Ich wäre eine sichere Kandidatin für Aberkennung des Führerscheins wegen mangelnder Nutzung gewesen, und eine Nachprüfung hätte ich nicht im Ansatz bestanden (allein, weil ich nicht hingegangen wäre.) Und dann kam der Lieblingsitaliener. Der Lieblingsitaliener hat ein Auto, was ja für mich nichts heißt, ich kann auch in diesem Auto wunderbar auf dem Beifahrersitz sitzen. Wenn der nicht besetzt ist. Denn so hat er mich zum Autofahren gezwungen, nach einigen unverbindlichen Anläufen à la „wir könnten ja mal üben, auf irgendeinem Parkplatz“. Wir haben zusammen das Kind weggebracht (er fuhr, natürlich), er wartete im Auto, und als ich wiederkam, war nur noch der linke Platz frei und er saß sehr entspannt und freundlich lächelnd rechts. „Du fährst.“ Er hat nicht nur ein Auto, er hat auch großes Vertrauen. Und gute Nerven, die ich schon an der 2. Ecke verlor, als mich ein Bus anhupte. Nach dieser Überrumpelung musste ich immer mal wieder fahren, von Routine war ich allerdings weit entfernt, die Fahrten endeten mal mehr, mal weniger verschwitzt, ich war tapfer, meine Mitfahrer waren tapfer, aber wirklich glücklich war ich nicht. Allein mit dem Kind wäre ich noch immer nicht gefahren, dafür fuhr ich bei Wind und Wetter weiterhin mit dem täglich schwerer werdenden Kind im Sitz mit dem Rad den Berg hoch und runter, inzwischen auch mit Helm, aber das ist eine andere Geschichte. Dann vergaß der Lieblingsitaliener bei einer Konferenz seine Brille. Er sagt, diesmal war es kein Trick, aber just in dieser Woche mussten wir zu diversen, nicht mit dem Rad oder Bus zu erreichenden Orten im Umland. Also saß ich wieder links. Und es ging.

Inzwischen fahre ich, inzwischen akzeptiert auch der Sohn, dass Mami lenkt, inzwischen schaffe ich es in die enge Garage aus den späten 60ern, inzwischen fahre ich auch alleine mit dem Auto zu Zielen, wo ich noch nicht genau weiß, wie die Parkplätze aussehen. Auf der Autobahn war ich seit der Fahrstunde nicht mehr, aber es wird besser und mein Radius größer. Bisher hat mich auch niemand als Betrügerin vom Lenkrad weggezerrt, und meine Nervosität, wenn ich z.B. vor den Büros meiner Kollegen rangieren muss oder die Ampel am Berg rot ist, ist fast verschwunden. Vorgestern war ich nun auf völlig fremdem Terrain. Da der Lieblingsitaliener müde, matt und marode mit Grippe im Bett lag, musste ich den Fox in die VW-Werkstatt zum Reifenwechsel fahren. Was heißt musste: ich habe es angeboten! Freiwillig! Ich kam mir sehr souverän vor, als ich bei VW auf den Hof fuhr, ich habe unfallfrei vor den Augen mindestens Hunderter Autoprofis geparkt, und ich habe an der Theke ganz lässig gesagt, dass ich einen Termin zum Reifenwechsel habe. Bis dahin hat niemand was gesagt, keiner hat mich ausgelacht oder ungläubig die Fahrzeugpapiere sehen wollen. Ich ging als Autofahrerin durch. Fast. Denn dann ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen: Wo das Auto denn stehe, fragte die Dame. „Da drüben“, sagte ich immer noch lässig, „der VW.“ „Der VW, ah…“, sagte die VW-Angestellte, aber da hatte ich es schon gemerkt und schnell Details wie Farbe, Typ (den ich wusste!) und Kennzeichen hinterhergeschoben. Es war knapp, aber ich durfte das Auto hinterher doch wieder mitnehmen. (Noch knapper war es vermutlich bei der älteren Dame, die mit mir zusammen auf die winterfest gemachten Autos wartete und dann auf den Hof stürzte und rufend und schimpfend ein Auto zum Stehen brachte. Das sei IHR Auto! Wo der junge Mann damit hinwolle? Er solle SOFORT aussteigen! Er wolle das Auto nur in die Werkstatt fahren, sagte der KFZ-Mechaniker, sie sei doch zum Reifenwechsel da…?) Ich übe jedenfalls weiter, und wenn es weiter so gut klappt, lenkt Mami das Auto bald auch ohne Fahrradhelm.

 

Literatur

„Viví en pensiones o piezas pequeñas y trabajé en cualquier cosa mientras terminaba la universidad. Y cuando terminé la universidad seguí trabajando en cualquier cosa, porque estudié Literatura, que es lo que estudia la genta que termina trabajando en cualquier cosa.“

[Ich wohnte in Pensionen oder kleinen Zimmern und hatte irgendwelche Jobs, während ich die Universität beendete. Und als ich die Universität beendet hatte, hatte ich weiterhin irgendwelche Jobs, denn ich habe Literatur studiert, und das studieren die Leute, die am Ende dann irgendwelche Jobs haben.]

(Alejandro Zambra: Formas de volver a casa. Barcelona: Anagrama 2011, S. 87.

Sehr schöner chilenischer Roman, den ich heute ausgelesen habe. Und als ich mir gerade  mit einer chilenischen Dichterin schrieb und ihr davon erzählte, sagte sie, der Roman sei „re bueno“ und der Autor „simatiquísimo“, und übrigens sei er kürzlich bei ihr gewesen, und sie seien befreundet. Natürlich, Chile, Du verrückte lange Anthologie.)