Heiteres Beruferaten [2]

Wir haben hier ja schon einmal erfolgreich Beruferaten mit Personen der Zeitgeschichte gespielt.

Heute fragt Nuno wieder nach einer Person. [Vorhin waren es noch zwei. Aber ein Teil meines Hirns und mit ihm die zweite Person haben sich gerade verabschiedet. Bei Regeneration reiche ich nach.] Diesmal nicht ganz real:

„Wie heißt der, der Böse, der immer schießt? Der heißt wie Skywalker, aber ohne Skywalker.“

Aus dem Reich der Bakterien

Omi hat Nuno gerade telefonisch Nils Karlsson-Däumling („Killefips!“) vorgelesen. Abgesehen davon, dass Nuno ein Vorlesetierchen ist und Vorlesen ausgesprochen genießt, hat ihn in das Wunderbare an dieser Geschichte – da lebt ein kleiner Mensch im Mauseloch unter dem Bett zur Untermiete – nicht besonders beeindruckt. Die Welt ist schließlich voller kleiner Wesen, viele sichtbar und teilweise beängstigend (Mücken faszinieren und beunruhigen ihn sehr), auch sehr viele sind aber noch viel winziger und für uns unsichtbar. Warum also nicht ein Däumling unter dem Bett, das ist auch nicht wirklich merkwürdiger als eine Zecke hinter dem Ohr und all die anderen Wesen, die uns bevölkern. Über Plankton reden wir immer wieder (aber warum essen Wale nicht was anderes?), viel interessanter sind aber „Marius und Baktus“. Schon meine Mutter war bei uns damals nicht sicher, ob die Geschichten mit Identifikationspotential wirklich pädagogisch sinnvoll, also sinnvoll im Sinne der Erfinder sind. Will man wirklich Zähne putzen, um damit mühsam und kunstvoll gebaute Häuser zu zerstören – im Sandkasten tagsüber hat man das überhaupt nicht goutiert! – und dann auch noch die kleinen Kumpel in den Abfluss spülen? Nuno jedenfalls sinniert regelmäßig über dem Waschbecken und in Betrachtung des Ausgespuckten: „Sind die kleinen schwarzen Pünkte Marius und Baktus?“ „Nein, das war Mohn, der noch an den Zähnen hing.“ Andere Kleinstlebewesen begegnen uns in der Stadt, am Softeisstand neben Karstadt. Wie die Geschichten von Karius und Baktus ist auch das Softeis-Verbot aus meiner Kindheit ererbt – einmal eine Salmonelleninfektion von Nahem gesehen genügt für Essensregeln für drei Generationen. (Gleichzeitig mit dem Softeis verschwanden in der Salmonellen-Bannmeile damals Dinge wie aufgeschlagenes Eiweiß im Vanillepudding, wovon der Vanillepudding sicher ebenso profitiert hat wie ich.) Als neugieriges Kind schlug Nuno einmal naheliegend vor, wir könnten ja mal dieses Eis probieren, warum immer nur das andere. Ich lehnte ab und erklärte die Sachen mit den Salmonellen. Er war einsichtig und das Thema zunächst vom, nun, Tisch.
Einige Wochen später fragte er an gleicher Stelle, wie noch einmal dieses Eis hieße – „dieses Eis, das aus kleinen Tieren gemacht wird?“ Essen, das aus kleinen Tieren gemacht wird – wer hat wie ich als Kind keinen Ketchup und keine roten Gummibärchen gegessen? Alle, die damals auch die Sendung mit der Maus über die roten Blattläuse gesehen haben vermutlich. Wir gingen mit den Salmonellen also in die nächste Erklärrunde: Softeis wird nicht aus diesen Bakterien gemacht, aber sie können in ihm versteckt sein. Ok.
Weitere Wochen später. „Mami! Heute können wir das Eis aber wirklich probieren! Guck, da steht doch eine Frau, die aufpasst, dass keine Tiere ins Eis springen.“
Und was passiert mit den Salmonellen, wenn man Zähne putzt? Erleiden sie das gleiche Schicksal wie „Marius und Baktus“? Nuno hat auch dafür eine Idee: „Man kann einfach erst Honig essen. Dann sind die Zähne ganz glitschig und da können sich keine Bakterien festhalten. Dann rutschen sie immer ab und dann können sie da auch nichts kaputt machen.“
Man bekommt fast Mitleid mit ihnen und möchten Marius, Baktus und all den Salmonellentierchen abends ein Betthupferl zur guten Nacht hinstellen. Damit sie groß und stark werden. Killefips!