„Und, wie feiert Ihr Sylvester?“
„Mit i. Vor allem mit i.“
Euch auch ein rauschendes Fest und ein glitzerndes, gesundes und frohes neues Jahr!
„Und, wie feiert Ihr Sylvester?“
„Mit i. Vor allem mit i.“
Euch auch ein rauschendes Fest und ein glitzerndes, gesundes und frohes neues Jahr!
Nuno verhört sich und wir rätseln, was er meint. Gerne mal bei Fußball.
1. Er benennt alle Bayern-Spieler auf einem Bild im Sportladen (die mögen wir nicht, aber man kommt nicht um sie herum):
„Schweinsteiger, Lahm, Manuel Neuer, Ribery, Arsenal London…“
(Na?)*
2. Und wie viele niederländische Nationalspieler kennt er eigentlich, überlegt er? Die Welt in Listen.
„Jasper, Arjen Robben, Sankt Persi.“
3. „Mami, was ist das nochmal für ein Tier, das Ohnozeros?“
Das Ohnozeros. Ein Wesen voller Missmut, sein Zeichen ist so: m(
4. Warum dürfen wir eigentlich durch die 30-Zone fahren? Weil 38 älter ist als 30. Glück gehabt. Aber er kennt auch andere Verkehrszeichen!
„Da vorne an der Straße ist ein „Vorsicht, Gewehre“-Schild. Was eigentlich für Gewehre? Von Jägern?“
„Ein Vorsicht-Gewehre-Schild? Wie sieht es denn aus?“
„So rot oben, ein roter Strich oben, und noch zwei rote Striche sooo: wie ein Vogel-V. Und innen weiß.“
(Na?)*
– – – – – – – – – – – – – –
*Auflösung:
Arsenal London ist Xavi Alonso.
Und das Vorsicht-Gewehre-Schild ist natürlich Vorfahrt gewähren.
Was bringt eigentlich so viele Menschen dazu, komplett verkleidet ins Fußballstadion zu gehen? Reicht Trikot nicht mehr aus zum Flagge zeigen? Auch die bei Länderspielen auf die Wangen gepinselten Fähnchen breiten sich inzwischen über den ganzen Körper aus. Machen das eigentlich auch nur die Event-Fans, oder malen sich die Anhänger von Werder Bremen inzwischen auch komplett grün an, wenn sie ins Stadion gehen, und verkleiden sich die Kölner als Ziegen? Und gehen vor allem die Leute als Kuh, griechischer Gott und Supermann zum Fußball, die nicht aus Karnevalsregionen kommen und jetzt endlich mal dürfen, oder sind die komplett Verkleideten im Februar auch Karnevalsprinzen? Die komischen argentinischen Hüte sieht man schon lange – lösen in der nächsten Saison Käsehüte, Blumenkränze und Murmeltiermasken auch die klassischen und anscheinend bereits fast ausgestorbenen Kutten in der Fankurve ab?
Ich weiß es nicht, aber albern kostümierte Fans gibt es jetzt auch hier. (Und wenn sie sich fragen, wem die in die Kameras gezeigten Herzchen gelten – hier fühlt sich jemand angesprochen. <3 )
Außerdem meckert der kleine Kerl im Messi-Trikot über die Aussprache des Kommentators. „Oar! Der soll Rrrrrrrojo sagen! Rrrojo! Warum sagt der das nicht richtig?“
Ich habe damit nichts zu tun.
In den Kommentaren zu diesem Beitrag hat es sich ja bereits angedeutet – das mit der Aussprache der Namen klappt bei dieser WM nur so mittel. Auch das mit den Namen, denn die gesamte Berichterstattung ist, unter uns gesagt, ganz schlimm. Zwischen den Spielen wird vorzugsweise der deutsche Bus gezeigt, in der Halbzeit eines Spiels von, nur so als Beispiel, Argentinien und Bosnien-Herzegowina kommt ein launiger Bericht über einen Schweizer Fan, während vor dem Schweiz-Spiel dann mal wieder der deutsche Bus gezeigt wird. Hauptsache, es passt nicht und hat wenigstens 8 Punkte auf der nach oben offenen Irrelevanz-Skala. Auch interessant, wenn in der Halbzeitpause irgendeines Spiels ohne deutsche Beteiligung der deutsche Co-Trainier interviewt wird. Zu solchen entscheidenden Fragen wie der nach seiner Bräune („Sind Sie viel draußen?“), man fasst es nicht. Noch weniger zu fassen sind Kommentare wie die über den Südländer an sich (der halt etwas unorganisiert sei, auch dazu ein knappes Statement unter dem Eintrag unten; und das wird nicht etwa in den Foren von obskuren Online-Foren behauptet, sondern vom offiziellen Reporter im öffentlich-rechtlichen Fernsehen). Es ist schlechterdings nicht zu ertragen. Und während des Spiels? Taktik findet nicht statt. Die Chef-Kommentatoren von ARD und ZDF nehmen sich da wenig. Stating the obvious, sonst nichts. Das höchste der Gefühle ist die Benennung einer Viererkette. Leute, sowas erkenne sogar ich! Also erklärt mir der Lieblingsitaliener zwischen den Spielen, was nun diese falsche Neun ist, wie sich die defensiven Mittelfeldspieler nach hinten fallen lassen können, wie man früher verteidigt hat und was mit der diametral wegkippenden Sechs ist.
Was machen also die Leute in den Reporter-Kabinen da, wenn so etwas sie nicht interessiert? Oder sie davon ausgehen, dass es hier draußen bei uns keine Sau interessiert? Und sagt mir nicht, dass das zu kompliziert sei; zu jedem Curling-Spiel der vergangenen Olympischen Spiele gab es mehr Regelwerk-Erklärungen und Taktik-Informationen als bei dieser Fußball-WM insgesamt! Taktik (angeblich, ich habe das nicht überprüft) und Kameras aus allen Richtungen werden dann in die Online-Auftritte der Sender verschoben, dabei haben sie wahnsinnig viele Sendeminuten nicht nur mit Bildern, sondern auch mit dem O-Ton ihrer eigens dafür engagierten Sprecher zu füllen. Was tun diese Sportjournalisten dann also während der Spiele? Sie erzählen etwas über die Spieler. Aber nicht über ihre Position auf dem Feld oder über das, was sie da gerade im Mannschaftsgefüge tun oder tun sollten, sondern zum Beispiel über ihren Werdegang. Die Zahl der Kinder, die ihnen heute im Stadion zujubeln dürfen. Anekdoten zu irgendwelchen Einsätzen in der 78. Minute bei einem Ligaspiel vor fünf Jahren. Trinkspieltauglich: die Benennung der deutscher Mannschaftskameraden in ihren aktuellen Vereinen. („Antonio Candreva, Vereinskamerad von Klose bei Lazio Rom“, you name it. Immer.) Also, sie nennen die Namen und lesen die Informationen ab, die sie dazu auf ihren Tablets haben oder die ihnen noch so einfallen. Ansonsten: das, was man sieht. 90 Minuten lang (oder 90+5 bei dieser WM) nur die Namen zu nennen und Anekdötchen zu erzählen, meine Güte, das kann doch nicht befriedigend sein! (Für den Hörer ist es das nicht. Aber doch gewiss auch nicht für den Reporter! Das glaube ich nicht – puh, wenn ich mir vorstelle, ich dürfte in 90 Minuten Literatur-Seminar alle Autoren-Namen sagen und alles, was mir zu den Titelbildern einfällt, aber bloß! nichts! zu Erzähltechnik, Handlung oder Figurenkonstellation. Don’t mention the plot! Hilfe.)
Ok, nehmen wir an, der Reporter findet das irgendwie doch befriedigend, 90 Minuten lang ausländische Namen und Vereine auf dem Spielfeld zu verschieben. Wenn es das ist, dann verstehe ich noch immer nicht – noch lange nicht und eigentlich erst recht nicht -, warum man sich nicht wenigstens darauf vorbereitet. Bei ARD und ZDF gibt es doch Datenbanken und Spezialisten, und wenn nicht, ist das ganze Stadion voller Muttersprachler, von denen man kurz mal einen zur Seite nehmen könnte. Warum also ist es nicht möglich, sich um die Aussprache der Namen zu bemühen? Also, die in der jeweiligen Sprachen ungefähr vorgesehene? Es ist möglich, und wenn es nicht geschieht, ist das in meinen Augen (oder Ohren) ein Zeichen von Desinteresse. Es geht nicht darum, dass fremdsprachige Wörter schwierig auszusprechen sein können, ich möchte auch nicht über Schwierigkeiten mit Fremdsprachen lästern, wenn das nicht der Job ist (Thank you for travelling, das meine ich nicht). Aber eben: sie nennen nur die Namen, die Namen stellen das Herz (oder das dürre Skelett) ihrer Berichterstattung dar. Und die Grundregeln der Aussprache scheinen dabei einfach egal zu sein. Entweder werden manche Namen konsequent falsch ausgesprochen, oder der Reporter variiert sich so durch. Wenn man einen Namen an drei Stellen betonen kann, kommt jede Variante mal dran, am Ende stimmen dann 33%. Und ich finde das nicht belanglos, für mich ist das eine Form der Respektlosigkeit, der mangelnden Wertschätzung der jeweiligen Spieler (und/oder Länder). Ist das übertrieben? Mal ein Beispiel aus einer anderen Sportart. Bei den Mannschafts-Europameisterschaften der Leichtathleten am vergangenen Wochenende überraschte die junge Diskuswerferin Shanice Craft, die das deutsche Team in dieser Disziplin vertrat, und wurde zweite. Der Reporter gratulierte artig und fragte sie dann, smalltalkend, wie er denn ihren Namen aussprechen solle – wie das deutsche Wort „Kraft“ oder eher englisch, Cräft? Soweit, so korrekt. Wenn man es nicht weiß (und vergessen hat, sich vorher zu informieren), einfach mal jemanden fragen, der Ahnung hat, im Zweifel den Namensträger selbst. Shanice Craft lächelte tapfer und sagte, die englische Aussprache sei ihr lieber „und auch richtig“. Ok, sagte der Reporter, „Cräft“, und fügte an: Als Zweitplatzierte der Europameisterschaften dürfe sie sich das auch aussuchen. Bitte? Man muss sich das Recht, vernünftig ausgesprochen zu werden, erarbeiten? Unter den Medaillenrängen geht da leider nichts und jeder darf so viel vor sich hin verhunzen, wie er lustig ist? Unter anderem das meine ich mit Respektlosigkeit. In Deutschland gab es ja mal ausführliche Diskussionen um den Namen des brasilianischen Fußballers Grafite. Ein Reporter sagte dann irgendwann, ganz im Geiste des eben aus dem Gedächtnis zitierten Leichtathletik-Journalisten, „Grafiet, oder Grafitschi, wie er selbst gerne ausgesprochen werden möchte“. Nein, nochmal: Der heißt so. Das ist keine kapriziöse Idee eines Sportlers mit Star-Allüren, dass er „gerne so genannt“ würde. Der Name wird im brasilianischen Portugiesisch (der meisten Regionen, so einfach ist das nicht, leider) eben so ausgesprochen. Gilt übrigens auch für den Spieler Dante. (Als ich noch einen etwas komplizierteren Namen hatte, hat mir auch mal jemand eine andere Aussprache vorgeschlagen – „aber so geht das doch auch, eigentlich.“ Nein, geht es nicht. Glaubt den Leuten doch einfach, sie werden schon wissen, wie sie heißen.)
So. Es hat mich etwas davongetragen. Eigentlich wollte ich nämlich gar nicht schimpfen, sondern was erklären. Nämlich die Aussprache von einer Gruppe von Namen, von denen es überdurchschnittlich viele gibt bei dieser WM, die spanischsprachigen. (Die italienischen Namen würden auch einen Erklärtext verdienen, aber wir haben nach dem letzten Gruppenspiel noch einen kleinen Kater. Der Lieblingsitaliener antwortet aber bestimmt bald wieder gerne auf linguistische Fragen zu seinem Team, Sie können solange schon mal mit „Stracciatella“ üben.)
Also. Erklärteil. Ich erkläre nun ein paar Grundregeln zur spanischen Aussprache und insbesondere zur Betonung spanischer Wörter, mit denen sich die meisten Namen der spanischsprachigen Teams lösen lassen. (Disclaimer: Ich mache das bewusst nicht mit der Fachterminologie, und vollständig ist der Erklärteil auch nicht.)
Beim ll und beim c/z wurde schon deutlich, dass es ein paar grundlegende Unterschiede zwischen dem europäischen Spanisch und dem der meisten lateinamerikanischen Länder gibt. Das macht aber nichts, man versteht und akzeptiert auf beiden Seiten des Atlantiks die verschiedenen Varianten. Ob Sie also, beispielsweise, bei za /ce / ci / zo / zu das c/z wie ein englisches th lispeln (Spanien) oder wie ein stimmloses s sprechen (viele Regionen Lateinamerikas), ist Ihre Entscheidung. Und das j? Wie das ch in Dach. Ale-Chandro. H bleibt stumm, und wenn Sie ein Zungenspitzen-R können, rollen Sie drauflos, wenn nicht, macht das auch nichts.
Morgen beginnen die Achtelfinals mit sechs spanischsprachigen Ländern, aber ohne Suárez. Viel Spaß beim Zuhören – und Macnelly Torres fragen Sie dann vielleicht selbst nochmal, wie sein Vorname korrekt ausgesprochen wird. Am besten auch dann, wenn er nicht den Pokal nach Hause bringt und sich die richtige Aussprache seines Namens ehrlich verdient hat.
Und jetzt würde ich mich freuen, wenn mir jemand die Namen der Niederländer erklärt. Ich stolpere doch sehr, wenn ich diese – zu meinem Aussprache-Glück fast leere – Doppelseite aus dem Panini-Album vorlesen muss. Jordy Clasie? Jasper Cillessen? Wie habe ich mir das vorzustellen?
„Was heißt -heit bei Gesundheit?“
Kinder leben nicht in einer Blase, die Welt mit ihren Unzulänglichkeiten, Gemeinheiten und ihrer Kälte erreicht sie, auch wenn man sie zu schützen versucht. Nuno lässt sich leidenschaftlich gerne Märchen vorlesen und hört sie auch auf CD (über die heile Welt der Märchen und Kinderlieder habe ich hier, hier, hier, hier und hier schon geschrieben), und obwohl diese Vorliebe bei unserem Vorlesetierchen schon lange besteht, hat er nun erst seit ein paar Nächten anscheinend von Märchen beeinflusste „Alpenträume“, die ihn auch am Tag beschäftigen. Da sie sich wiederholen, erinnern sie mich an Fieberträume, und sie enthalten klassische Albtraumelemente wie auf der Flucht nicht weglaufen zu können. Darin kommt überdies vor allem ein Fuchs vor, der aufrecht geht und eine Unterhose trägt und eigentlich ein verzauberter Prinz ist, dennoch aber offenbar sehr bedrohlich wirkt. Und später kommen Wölfe, die Nuno richtig Angst machen. Er möchte jetzt seinen Traumfänger aus den Indianderwochen der Kita mit nach Hause bringen und hofft auf Wolfsfängerqualitäten. Bis dahin versuchen wir es auf die traditionelle Art. In den Arm nehmen, Licht anlassen, sagen, dass da kein Fuchs sei. „Doch!“ „Wo ist er denn“, frage ich, mit dem Plan, ihn dann von dort zu vertreiben – hinter der Gardine, oder wo immer Albtraumfüchse sich aufhalten. „HIER ist er“, schluchzt Nuno und tippt auf seine Stirn, „hier drin.“
Wenn ein Kind verstanden hat, dass die wahren Monster nicht unter dem Bett wohnen, sondern im eigenen Kopf, hat es schon viel verstanden, nur greifen dann leider die üblichen Verscheuch-Techniken und Exorzismen nicht mehr.
Also brauchen wir Hilfe, und wir geben ihm seinen Kuschellöwen in den Arm, nachdem wird diesem und dem Bären eingeschärft haben, die Füchse und Wölfe von Nuno fernzuhalten und sie ganz und gar aus seinem Traum zu vertreiben. „Das geht doch nicht“, sagt Nuno, „das können die gar nicht.“ Weil sie Stofftiere sind? „Weil der Fuchs doch aus den Märchen kommt und die beiden sich mit Märchen doch gar nicht auskennen.“ Es wurde eine lange Nacht.
(In welchem Märchen kommen eigentlich Füchse in Unterhosen vor?)
*
Das machen also Märchen. Und der Rest der Welt? Im Radio hört er von der Krim, an anderer Stelle von Übergriffen auf Ausländer, er weiß, dass es Krieg gibt, auch wenn für ihn der Inbegriff des Bösen ein Dieb ist. Er weiß auch, dass wir Sonntag Abend Tatort gucken. „Was haben sie gestern geklaut?“, fragt er jeden Montag, und wir sagen „ein Seil“ (gestern) oder „Medikamente“ (letzte Woche), und nein, er darf keinen Krimi sehen. Das ist nichts für Kinder. „Aber wenn ich 13 bin?“ Vielleicht. Wie auch immer er auf 13 kommt. Aber vorher sicher nicht.
Gestern dachte er wieder nach. „Was ist denn die Krim? Und warum streiten die sich darüber? Und können in einem Krieg auch Häuser kaputtgehen? Und haben die Soldaten auch Messer? Und Gewehre? Aber wenn sie danebenschießen, dann ist das ein bisschen prima, oder, das ist besser, als wenn sie treffen.“ Wir lügen nicht, aber wir erzählen auch nicht alles. (Abgesehen davon, dass unser Verständnis auch begrenzt ist. Warum wollen die jetzt diese Insel zurückhaben? Weil sie schön ist, weil da ein wichtiger Hafen ist, weil, herrje.) Ja, es kann sein, dass es Krieg gibt. Und ja, sie haben Gewehre, und ja, wenn sie danebenschießen, ist das wenigstens ein bisschen prima.
Abends dann wieder: „Was wird denn heute Abend geklaut in Eurem Film?“ „Das wissen wir noch nicht.“ „Und was ist ein Tatort?“ „So nennt man den Ort, wo etwas passiert ist.“ „Und da sprechen die dann ukrainisch?“ „Öh?“
Wir haben ein bisschen gebraucht, bis wir verstanden haben, warum man im Tatort ukrainisch reden soll.
(Und mit 13 versteht man dann auf einmal ukrainisch und darf Krimis sehen, aber wenigstens bis dahin wird alles durch eine Sprachgrenze ferngehalten, was nicht in Kinderköpfe gehört. Deal.)
„Warum denn MUTTERseelenallein?“
In der Kita waren Indianerwochen, die in einem zweitägigen Indianerfaschingsfest mündeten. Ein richtiges Pow-wow, Mama! Heute besuchen die Kinder zum Abschluss noch das Völkerkundemuseum, danach dürfen sie auch ihre selbstgebauten Traumfänger, Trommeln und Babypuppentragen mit nach Hause nehmen und sich langsam neuen Themen zuwenden. Wie in dieser Kita üblich wurde die Sache mit den Indianern in aller Breite und Tiefe behandelt, ich finde das wirklich beeindruckend. Yakari kann eigentlich einpacken, die Kinder sind in allen Belangen des Indianerlebens ganz schön beschlagen, haben Zeichensprache und Spurenlesen geübt, sich mit Kleidung („aus Büffelhaut! Sind ihre Taschentücher auch aus Büffelhaut?“) und ihrem Wohnraum beschäftigt und im Gruppenraum ein großes Tipi mit Lammfellen auf dem Boden aufgebaut. Beim Schwimmkurs am Nachmittag schnappte sich Nuno eine Matte und schipperte mit dieser „Eisschorle“ durchs Becken, „ich bin ein Inuit im Nordmeer!“, denn auch die gehörten zum Thema. „Man sagt Inuit, nicht Eskimo“, korrigiert er bestimmt. Und man sagt Voller Mond, nicht Nuno, denn für die gesamte Projektdauer trugen die Kinder selbstgewählte Indianernamen. Nuno wählte seinen nach seiner Geburtszeit. Da er abends, unter Sternen also, geboren war und das auch noch in (Neu-) Bethlehem („Der Stern über der Krippe sagt, dass es Gottes Kind ist, aber als ich geboren wurde, waren auch Sterne am Himmel. Ich bin auch Gottes Kind.“), nannte er sich zunächst Sternentaler, änderte den Namen dann aber in Voller Mond. Sein bester Freund L. ist morgens geboren und sein Indianername lautet somit Früher Vogel. Mit Früher Vogel hat L. selbigen schon abgeschossen, wirklich schön finde ich neben den üblichen Schneller Läufer und Pinke Blume aber auch den Namen Gute Freundin. Sehr schöner Indianername. Die kleine Schwester von Voller Mond heißt dieser Tage dafür Kleine Kotzmaus, aus Gründen. (Ja, die Indianernamen werden hier von Voller Mond vergeben, ich darf freundlicherweise meinen Indianernamen aus der Kindheit weitertragen und bin Kleine Wolke, angenehm.)
Lektürebedingt beschäftigen uns außer Indianern gerade wieder verstärkt Ritter. Gestern unterhielten wir uns darum über die Schwertleite. Da darf der neue Ritter seinem ihm rituell übergebenen Schwert einen Namen geben – und darin hat Voller Mond ja nun Übung. Wie würdest du dein Schwert nennen? „Wenn ich Ritter wäre, hieße ich Ritter Leo [ja, er sagt wirklich hieße, wir sollten mal die Lektüre überdenken] und mein Schwert… mein Schwert würde ich dann Tommi nennen. Oder Hasi. Ich würde mein Schwert Hasi nennen!“
Guten Tag, mein Name ist Voller Mond und das ist mein Schwert Hasi, mach dich bereit zu sterben!
(Das ist dann wohl der Moment, wo der Drache vor Lachen zusammenbricht. Auch eine Strategie.)
Suchzettel in der Innenstadt. Eigentlich traurig, aber ich freute mich ein bisschen über den für einen Kater so treffenden Namen „Mausi“.
Dann kam mir der Gedanke, ob die Geschichte vielleicht eine ganz andere ist. Der Kater wird vermisst und Mausi ist auch weg. Beziehungsweise der Kater wird vermisst, weil just seit dem Mittagessen Heiligabend Mausi weg ist. Oh. („Na, Herr Kater, mit wem feiern Sie dieses Jahr?“ „Ach, Mausi und ich haben ein Festmahl im kleinen Kreis und dann muss ich verschwinden…“)
„Was heißt Kyrie Eleison?“
[Aber auch:
„Was heißt www Punkt de?“
„Wie wachsen Weintrauben ohne Kern?“
„Was heißt züchten?“
„Können wir auch einen Weintraubenbaum pflanzen?“
„Warum kann man hier nicht mit Geld aus Chile bezahlen?“
„Warum haben Wellensittiche Angst, wenn man hinten an ihrem Schwanz langgeht?“
„Sind Omi und Opi verheiratet?“
„Können wir auch mal heiraten?“
„Wer von Euch kommt in den Rollstuhl, wenn Ihr alt seid?“
„Warum werden Leute kleiner, wenn sie älter werden?“
„Denken wir an Gott?“
„Wo ist die 10?“]