Zu Ende gedacht

Gestern gab es einen Dokumentarfilm über eine Hebamme und Geburtshilfe. Es klang sehr spannend, eine Hebamme und ihre Arbeit in Deutschland und Afrika. Abgesehen von einigen erwarteten Merkwürdigkeiten, auf die man sich bei so einem Film einstellen und die man in Kauf nehmen kann, gab es allerdings einige höchst fragwürdige Stellungnahmen der Protagonisten. Einiges habe ich zugegebenermaßen wegen meines eigenen unruhigen Babys nicht ganz aufmerksam verfolgt, doch obwohl mich die Thematik sehr interessiert und ich mich auf die Dokumentation gefreut hatte, erinnere ich heute im wesentlichen Aspekte des Films, die mir zunehmend sauer aufstoßen. Dumm fand ich beispielsweise, dass beim Thema Hausgeburt der eine Arzt erst nachvollziehbar erklärte, dass 80 – 85% der Geburten problemlos verliefen und darum durchaus auch zu Hause stattfinden könnten, in den verbliebenen Fällen aber doch mehr medizinische Betreuung nötig sei – dann aber nachschob, im Prinzip seien Krankenhäuser überflüssig, vor 500 Jahren seien schließlich auch Menschen geboren und hätten überlebt, „sonst gäbe es uns ja nicht“. Ja, aber die Art kann auch erhalten werden, wenn nur das Kind durchkommt und die Mutter draufgeht, oder wenn eben nur 80 – 85% der Geburten mit einem lebendigen, gesunden Kind enden. Der Evolution (und dem lieben Gott) sind die übrigen 15 – 20% herzlich egal, und der Arzt hatte die offenbar auch mal kurz vergessen, als er in die Kamera sprach. Furchtbar aufgeregt habe ich mich dann über die Aussage einer Hebamme, es bestünde ein „wissenschaftlich nachgewiesener Zusammenhang“ zwischen Kaiserschnitt und Autismus beim Kind. So! Ein! Quatsch! (Wenigstens ließen sie die gefährlichen Hypothesen der Impfgegner zur Autismus-Entstehung außen vor, aber so etwas macht mich wirklich wütend.) Bitte zu Autismus fundiert weiterlesen bei Moni.
Überdies nahm der Film dann eine merkwürde Wende und geriet passagenweise zu einer Verklärung der DDR, die ich als überaus ärgerlich empfunden habe. Diese Verklärung war meines Erachtens meistens völlig vom eigentlichen Plot der Doku abgekoppelt und lediglich durch den Standort Chemnitz motiviert; nur in Einzelfällen – dass beispielsweise im Westen ja noch weniger gestillt würde als im Osten – wurden Zusammenhänge zwischen Ostalgie und Hebammen-Handlung hergestellt. Wie die im Trabi sitzende Frau, die vom Damals-alles-besser schwärmte, konzeptuell zur Geburtshilfe-Thematik gehört, hat sich mir jedenfalls bis zum Ende nicht erschlossen, warum man ihre Beiträge nicht zusammengeschnitten hat, auch nicht: Natürlich, im kapitalistischen Deutschland sind die Äpfel chemie-verseucht, aber in der DDR waren die Äpfel toll und man konnte sie „mit Stumpf und Stiel“ aufessen, natürlich, richtig, weil ja alles so bio und so öko war damals. Gerade in Bitterfeld, oh ja, wollte man einwerfen, aber ein Kommentar dieser Art fehlte. Zwischen Rat- und Fassungslosigkeit schwanke ich bei selbstgerechten Urteilen wie dem des jungen Arztes, der offenbar allen Ernstes sinngemäß behauptete, letztlich seien die Mauer- und Grenztoten selbst schuld daran, dass sie erschossen worden seien. Wenn da groß stünde, dass man da nicht rüber soll, dann mache man das eben nicht. Alles andere sei „grob fahrlässig“.
Dringend möchte ich an dieser Stelle noch einmal die Lektüre von Anna Funder: Stasiland empfehlen.

Sehr lachen musste ich aber über den Kommentar meiner Mutter, die man sich bitte als eine sanfte und unschuldig wirkende Frau vorstellen möchte: Zwei Hebammen lungerten auf einem Kreißbett herum und schwärmten bei Kerzenlicht und rötlichen Wänden von der kuschligen Atmosphäre des von ihnen selbst gestrichenen Gebärzimmers, sprachen von Liebe und Geborgenheit und – tatsächlich – vom vergleichbaren Stöhnen bei „richtig gutem Sex“ und bei Geburten. Sie würden daran glauben, sagten sie, dass ein Kind in einer Umgebung geboren werden sollte, die der Umgebung und Situation möglich ähnlich sein sollte, in der es gezeugt worden ist.
„Was“, rief meine Mutter, „in einem Auto?!“

Blüh, Blümchen, blüh

Buchenwald-Landschaften im Frühling sind wirklich besonders hübsch, vor allem, wenn die Matten aus Buschwindröschen und Leberblümchen bis in die kleine Stadt hineinwachsen und es nach den gelben Winterlingen nun überall, wo nur ein wenig Erde liegt, blau und weiß leuchtet.
Trotzdem verlasse ich das Binnenland für ein paar Tage und fahre ans Meer. Bis bald!

Wes das Herz voll ist…


… und das ist es, ich bin dieser Liebe so vollkommen ausgeliefert.

Es ist auch nicht so, dass nichts passieren würde, es ist mehr passiert als je zuvor. Aber all das nach zweieinhalb Wochen in Häppchen zu unterteilen, in Text zu fassen, will mir gerade nicht gelingen. Morgen sind wir bei 39 + 0. Und haben ein 18 Tage altes Baby.
Wir stillen, wir wachsen, wir staunen und bewundern.
Und ich hätte gerne alles etwas langsamer.

4 Wochen

Sind vier Wochen lang oder kurz?
Ich finde gerade: kurz. Sehr kurz. Überaus kurz. Wenn unser Baby denn rechnen kann und es überhaupt noch vier Wochen sind, was ich hoffe. Und während ich auf die „28“ dort rechts starre, kann ich leider keine vernünftigen Einträge verfassen. Tut mir leid.

Das Jahr in Fragen und Antworten


Wir sind wieder zu Hause, bei Tee gibt es Ausstecherle-Gulasch (diese fragilen Kekse überleben leider nie den Postversand), die ganze Wohnung riecht penetrant nach Zwiebeln (Lauchsuppe für heute Abend) und bevor wir gleich zu Handfegers aufs Land fahren, wird es höchste Zeit, den Jahresrückblick in 27 Fragen zu beantworten.

Dieses Jahr war zweitgeteilt – viel Arbeit bis Mitte Juni / Mitte Juli und etwas einseitiges Sitzen in der Arbeitskabine der Bibliothek, und dann die großen Veränderungen, eine nach der anderen. Ich bin noch immer etwas atemlos und habe das Gefühl, viel mehr passt nicht in so ein Jahr. Es gab eigentlich überhaupt kein Mittelmaß, es war anfangs ausgesprochen anstrengend, dann gab es wundervolle und großartige Ereignisse, großes Glück, echte Freundschaft und herzklopfende Liebe, und es gab tiefschwarze Momente und Verzweiflung. Wobei das Glück das ist, was noch da ist. Und bin sehr gespannt auf das neue Jahr, das gleich mit der größtmöglichen Veränderung beginnen wird.
Aber Frage für Frage:

  1. Zugenommen oder abgenommen?
    Erst ab, bis die dicke Arbeit fertig und eingereicht war, dann langsam und konstant zu. Jetzt habe ich ein Plus von gut 10 Kilo, bin schwerer denn je und schaue mich dennoch lieber im Spiegel an denn je. Vor allem um die lustige Körpermitte.
  2. Haare länger oder kürzer?
    Mal so, mal so. Alles in allem ungefähr gleich, schätzungsweise.
  3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
    Kurzsichtiger. Aber sie sind weniger schlimm geworden als befürchtet. Dafür eine neue Brille, die schick ist, aber an den Rändern immer noch unscharf. Doofer Effekt, finde ich.
  4. Mehr Kohle oder weniger?
    Kohle?
  5. Mehr ausgegeben oder weniger?
    Mehr für „Lebensmittel unterwegs“ oder „Kaffee in der Bibliothek“ incl. Luxusvariante „Kaffee von der Tankstelle“ (nach den Cafeterien-Schließ-Zeiten). Mehr für Umzug, Möbel, Kram. Mehr für Ärzte. Mehr für Papier. Wie immer zu viel für Reparaturen. Weniger für Musik, Urlaub (hm?) und anderen netten Kram.
  6. Mehr bewegt oder weniger?
    Insgesamt vermutlich weniger. Den Pfahlsitz-Rekord auf Bibliotheksterrain habe ich zwar durch regelmäßiges Laufen auszugleichen versucht, aber zeitgleich mit dem Abstieg vom Schreibtisch bekam ich Sportverbot. Nach dem Umzug mehr Fahrrad, weniger Fußweg. Dennoch, eher weniger.
  7. Der hirnrissigste Plan?
    „In der ersten Juniwoche Arbeit abgeben“ (von der noch nichts geschrieben war.) Hat aber geklappt. Also doch nicht so hirnrissig, vermutlich.
    Vielleicht auch „mit dem Fahrrad und dem Zug und dem Bus zu Ikea fahren“.
  8. Die gefährlichste Unternehmung?
    Eher ungefährlich gelebt. Thromboserisiko durch stundenlanges Sitzen gesteigert. Glühbirnen ausgewechselt ohne den Strom abzuschalten. Wohooo!
  9. Der beste Sex?
    Der beste? Der effektivste resp. folgenreichste war irgendwann Anfang Juni. Aber ich kann mich nicht daran erinnern.
  10. Die teuerste Anschaffung?
    10 Ausgaben meiner Arbeit. Möbel. Neues Fahrrad für den Mann. Anteile an einem Umzugsunternehmen. Dieses Wesen in mir, zwar schon angeschafft, aber wirklich teuer wird das erst noch.
  11. Das leckerste Essen?
    Wieder mal die Kartoffelsuppe meiner Mama?
  12. Das beeindruckendste Buch?
    Schon lang in meinem Besitz, aber erst im Mai gelesen, spät nachts, um die tagsüber verbrauchte Sprache zu wieder aufzufüllen: Jeffrey Eugenides: Middlesex. Seit langem das erste Buch, was mich wirklich wieder in seinen Bann gezogen hat. Lesen, ohne aufhören zu können.
    Und gefreut hab ich mich über Tilman Rammstedt: Der Kaiser von China, weil ich mit Tilman zusammen studiert habe und seine Bücher immer besser werden.
    (Zählt der Mutterpass als Buch? Dann auch der.)
  13. Der ergreifendste Film?
    Ich war ungefähr gar nicht im Kino. Aber Ostern habe ich fast ganz alleine im großen Kino No Country for Old Men gesehen, war sehr beeindruckt und seither ein bisschen in Javier Bardém verliebt.
  14. Die beste CD?
    Die wichtigsten: Alle von Element of Crime, die Isa mir geschickt hat, weil es der Soundtrack meiner Abschlussphase wurde.
  15. Das schönste Konzert?
    Tristan! Fünf Stunden auf der Sesselkante, und hinterher der 3. Akt in Endlosschleife.
  16. Die meiste Zeit verbracht mit …?
    Floridor und seinen Texten und dem, was daraus wurde.
  17. Die schönste Zeit verbracht mit …?
    Allen zusammen auf Usedom? (Ich weiß sowas immer nicht, so Superlative.)
  18. Vorherrschendes Gefühl 2008?
    Wow. Hilfe. Hurra. Nein. Bitte nicht. Hoffentlich. Jajaja. Wow.
  19. 2008 zum ersten Mal getan?
    Eine Doktorarbeit beenden (mit allen Folgen wie: Erstmals eine Doktorarbeit verteidigen oder das Gänseliesel küssen).
    Schwanger werden (mit allen Folgen wie: Erstmals schniefend und gebannt auf einen Ultraschallmonitor starren oder entscheiden, welcher Bezug in die Wiege soll).
    Einen Vertrag für mehr als 1 Jahr unterschreiben (noch ohne Folgen außer einer gewissen Ruhe).
    Eine Unterlassungserklärung unterschrieben (mache ich auch nie wieder. Neinein!)
  20. 2008 nach langer Zeit wieder getan?
    Auf der falschen Seite an einer mündlichen Prüfung teilgenommen.
    Mit der ganzen Familie in den Urlaub gefahren.
    Patentante geworden.
  21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
    E.s Ende.
    Diese Sache mit der Unterlassungserklärung.
    Die ein oder andere Geschichte mit der alten Wohnung. Und mit der neuen.
  22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
    „Bleib bei uns!“
  23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
    Ich schenke sehr gerne, aber das weiß ich nicht.
  24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
    Ich bekomme auch gerne Geschenke, aber auch das weiß ich nicht. Geweint habe ich beim Stampler zum Nikolaus, dessen Füßchen mit Nüssen und Schokolade gefüllt haben.
  25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
    Vielleicht: „Wir würden uns freuen, wenn Du seine Patentante wirst.“
    Oder: „Das ist das Herz, es ist alles gut.“
  26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
    „Ich bin schwanger!“ (Auch in den Varianten: „Du wirst Onkel.“ und „Hier ist mein Gorgonzola. Den darf ich jetzt nicht mehr essen.“)
  27. 2008 war mit einem Wort …?
    Extrem.

„Frische Bäume –>“


… stand auf dem Schild an der Straße.

Während, um nur ein Beispiel zu nennen, Ehemänner auch ganz gut zweiter Hand weggehen, scheint der Second-Hand-Markt bei Weihnachtsbäumen noch nicht recht in Schwung zu kommen.

Zimt und Nuss und Mandelkern (Geschichte ohne Pointe, aber mit Rezept)

Weihnachten ist eine lange Kette von Ritualen, von denen keines fehlen oder abgewandelt werden darf. Beim Karpfen blau machen staunen, am Weihnachtsbaum das kleine Körbchen suchen, das Engelchen vom Klavier auf die Krippe setzen.
Traditionell, das heißt bei den Eltern zu Hause und in den Adventspäckchen, gibt es im Advent auf jeden Fall auch Dresdner Christstollen (eines der Kriegsrezepte meiner Großmutter, Mutti hat ihr 1940er-Backbuch mal komplett durchprobiert, geblieben ist es glaube ich bei Omis Stollen 1943), Florentiner, Ausstecherle (unbedingte Lieblingsfiguren: das rennende Schwein, dann das Kamel, das Nashorn), Vanillekipferl und Berliner Brot. Dieses Jahr gab es statt Berliner Brot sehr gutes Spritzgebäck, und da ich endlich! einen Ofen habe, wollte ich die eigene Adventsbäckerei mit dem fehlenden Berliner Brot beginnen. Ausstecherle hatte ich schon mit dem Patenkindsbruder gemacht, was einige Tränen gab, weil er nicht den
ganzen Teig roh essen durfte, nicht alle Mandeln unter dem Tisch verteilen sollte und weil er sehr unentschlossen war, ob die krumpeligen Regenwürmer auch in den Ofen sollten oder nicht.Am Ende war er aber sehr glücklich und sehr stolz auf seine halben Herzen, die Schweinespuren und die letztendlich mitgebackene Wurmfamilie.Berliner Brot geht eigentlich schnell und einfach, dummerweise hatte ich Muttis Rezept nicht und Mutti war unterwegs, und Familienkekse nach außerfamiliären Rezepten sind natürlich so eine Sache. Ich habe also ein paar Rezepte so kombiniert, wie es mir am wahrscheinlichsten erschien, ganz wichtig sind viele Nüsse, viele Mandeln und große Stücke Blockschokolade. Noch wichtiger ist die hellblaue Schürze mit den weißen Streublüten von meiner Mimi. Die Schürze ist sehr zerschlissen, die Bänder bestehen fast nur noch aus Knoten, aber sobald ich die Enden zu einer kurzen Schleife binde, fühle ich mich transparent – so, als würden durch mich mit der Schürze erst meine Mutter hindurchscheinen und durch sie ihre Mutter, Mimi. Die Wirkung ist nicht mehr so unmittelbar wie zu Beginn, als ich die Schürze – noch mit einem Stückchen Bindfaden und einer Wäscheklammer in der Tasche – die ersten Male umgebunden hatte, aber immer noch spüre ich ganz deutlich die Generationen. Dieses Mal habe ich die Schürze über den Babybauch gewickelt, und Mimi hätte sich so über diese neue Generation gefreut, dachte ich dabei. Und sich bestimmt furchtbare Sorgen gemacht um mich und den ersten Urenkel.
200 g Mandeln standen im Rezept, aber erst als ich das Tütchen brauner Kerne ausgekippt hatte, fiel mir ein, was nicht dabeistand: Mandeln schnipsen! Das letzte Mal war bestimmt 15 Jahre her, oder noch länger, vielleicht hatte ich sogar noch auf dem roten Schemel gestanden, um besser an die Mandeln in der Blechtasse mit blauem Rand zu kommen. Sofort gegenwärtig war dann aber wieder das Gefühl der fast verbrühten Fingerspitzen – und vor allem das der ausgekühlten, feuchten Mandelhäutchen.
Dank dieser zwei Kilo Baby in mir bin ich gerade sowieso nie allein, und ein wenig Gewürzgeruch, Schürzenstoff, Bullerbüzitate oder feuchte Mandelhäutchen scheinen zu genügen, um mich vollends zur Mamuschka zu machen, um neben dem zappelnden Figürchen im Inneren auch immer wieder die Hüllen der vorigen Generationen bewusst zu machen.
Das Berliner Brot ist bei uns übrigens eigentlich ein Stippgebäck, hart wie Bundeswehrkekse. Das frei variierte Rezept führte zu merkwürdig lockerer Lebkuchenkonsistenz, die Kekse ließen sich nicht nur widerstandslos schneiden, sondern zerfallen beim Bewegen einfach. Und enthalten wohl etwas zu viel an Gewürz.
So hab ich sie gemacht, das Familien-Originalrezept wird möglicherweise nachgereicht.

* * *
400 g Margarine
500 g brauner Zucker (oder weniger Zucker, dafür aber noch Rübensirup)
4 Eier
2 EL Zimt
gemahlene Nelken, Cardamon, Orangenschale, Zitronenschale, Muskat, Koriander, Anis nach Gefühl (etwas weniger Gefühl tuts auch)
200 g Blockschokolade, teils gerieben, teils in Stückchen gebrochen
500 g Mehl
1 Pkt. Backpulver
200 g ganze Haselnüsse
200 g Mandeln

Puderzucker und Zitronensaft

Margarine, Zucker, Eier und Gewürze, Mehl und Backpulver gut mixen. Schokolade, Nüsse und Mandeln unterrühren.
Ein Backblech mit Backpapier auslegen, den Teig darauf verteilen und glattstreichen. Bei mir hat es für anderthalb Bleche gereicht, der Teig ging aber – für ein ganzes Paket Backpulver – erstaunlich wenig auf.
Ofen auf 180° vorheizen, etwa eine halbe Stunde backen.
Wenn die Masse ein wenig abgekühlt ist, mit Zuckerguss (mit einem Spritzer Zitrone) bestreichen (er sickert auf dem warmen Teig fast vollständig ein, am Ende bekommen die Kekse dadurch aber eine leichte Kruste) und in Rauten schneiden.

In einer Blechdose zwischen Schichten von Backpapier aufbewahren.

* * *
Probieren Sie es aus, bis es hier die nächste Folge vorweihnachtlichen Sentiments mit extra Zimt gibt.

 

Geschenke einpacken (Oder: „Macht Bullerbü da?“)

Leider schaffe ich es nicht, dem Patenkindbruder Weihnachten in Bullerbü einzupacken.
Erst musste ich genau so, wie es in meinem Buch ist, mit Bleistift die Namen der Kinder zum Bild auf der ersten Seite schreiben. Und dann musste ich lesen. Und die Bilder angucken. Und noch einmal lesen. Und das Pfefferkuchenschwein. (Lasse backte neunzehn Pefferkuchenschweine.) Und Ole auf dem Nordhof-See. Und nochmal lesen.
Dabei kenne ich wahrscheinlich keinen Text schon länger auswendig als diesen.
„Am Abend gingen wir von Hof zu Hof und sangen Weihnachtslieder vor den Fenstern. ‚Alles ist so schön weihnachtlich, dass ich fast Bauchschmerzen bekomme“, sagte Inga.“

Stau


Ferienende, Semesterbeginn, Schwangerschaftshalbzeit, letzte Woche im alten Zuhause. Es staut sich ein bisschen, alles.
Überhaupt ist die letzten Wochen sehr viel passiert, zu viel und zu fordernd zum bloggen (anscheinend), klauende Kollegen und zickende Nachmieter, lauter Dinge, die man nicht dringend braucht, aber immerhin komme ich inzwischen wieder dazu, Belangloses zu schreiben, ein Anfang. Belanghaftes dann vielleicht auch wieder. Dann.

Heute habe ich 13 Kisten gepackt, einen Müllsack gefüllt und eine Alpapierkiste, Percanto hat zwei Kisten gepackt, die aber bestimmt ordentlicher als ich meine. Heute waren die Treppenhausmaler da und haben die Tür lackiert und mir Farbe verkauft, und der Möbeltransporterverleiher war da und hat die Größe des benötigten Wagens geschätzt und in den Kleiderschrank geguckt, zum Glück auf Percantos Seite, die ist ordentlicher. Nicht da war die Post, und die Zeitung auch schon wieder nicht. Nachsendeauftrag läuft aber erst ab nächster Woche, also kann ich unter „E abmelden“ und „Krankenkasse“ und „Techem“ auch „mal wieder bei der Zeitung anrufen“ schreiben.
Dann bin ich mit dem Rad, wo schon wieder die Gangschaltung kaputt ist (bevor ich die Sachen unauffindbar einpacke, sollte ich die Quittung der letzten Gangschaltung raussuchen), durch einen strahlend goldenen Vormittag gefahren und habe mich darauf gefreut, gleich das zappelnde Wesen in meinem Bauch zu sehen. Bei meiner Ärztin habe ich das Baby vermessen lassen, seine Händchen, Füße und seinen Bizeps bewundert und seine Zunge gesehen. Nieren hat es auch, und Rippen und Wirbel und ein gleichmäßig mit 150 Schlägen pulsierendes Herz. Großes Glück. Ganz großes Glück.
Heute hat sie nicht mehr wegen der geringen Gewichtszunahme geschimpft, und einen Bauch habe ich jetzt ja endlich, sie jedenfalls fand das auch.
Als ich kurz in der Uni war, waren dort neue Sachen ins Büro geschwemmt worden, Einlegeböden für Karteikästen und ein Simpsons-Radiergummi, aber noch immer nicht alles, was mir gehört. Ich habe noch schnell die Chefin vom Ganzen überfallen und sie um eine Einschätzung der Situation gebeten, schwierig, eigentlich gehörte der liebe Kollege in die Psychiatrie. Wir schlafen nochmal drüber. Im Gegenzug hat sie mich überfallen und gefragt, ob ich nicht ab Mittwoch auch die Einführung in spanische Linguistik übernehmen will. Ob sie vielleicht auch für französische Landeskunde jemanden braucht?, fragte ich, oder portugiesische Didaktik?, schon, aber Linguistik hätte ich doch wirklich studiert, und zwar – das war der Bezirz-Teil, klar – ausgezeichnet, sonst würde sie mich ja nicht fragen. Schwupp hatte ich zwei Einführungen im Arm und auch dafür bis morgen Zeit, mir das zu überlegen.
Jetzt habe ich Milchreis gekocht mit dem letzten Topf, den ganzen alten Kakao weggeworfen und weiter gepackt und sortiert und die Nachbarn gefragt, ob sie mit der Entscheidung weiter gekommen sind, ob sie unsere Küchenmöbel wollen (sind sie nicht), und Beate hinterhertelefoniert, ob sie ihren Herd zurückwollen, aber Beate ist nicht da.
Und da es jetzt streng auf Mitternacht zugeht, sollte ich vielleicht mal anfangen, mir zu überlegen, was genau ich 14 Wochen lang mit zwei verschiedenen Seminargruppen unternehmen will. Und was ich morgen Nachmittag den kleinen Erstsemestern repektive den Senioren am Vormittag dazu erzähle. Und das Buch lesen, was wir zuerst behandeln. Und mich mit der neuen Literaturwissenschaftseinführung vertraut machen.
Und mir, bevor ich dann abends zum Streichen in die neue Wohnung fahre, vielleicht besser aus dem Kopf schlagen, auch noch ein Fach zu unterrichten, mit dem ich mich seit 5 Jahren nicht befasst habe. Oder?