Krippenspiel im Wassermannzeitalter

Der Kinderchor bereitet das Krippensingspiel für Heiligabend vor. Alle Kinder sitzen im Stuhlkreis und die Chorleiterin erklärt, dass sich alle Kinder verkleiden dürfen – als Hirten, Engel oder Könige, wie sie wollen. „Wer weiß denn schon, was er sein möchte“, fragt sie in die Runde. Nuno meldet sich sofort und wird als erstes Kind drangenommen. Wie ein sehr kleines und braves Schulkind aus den 50er Jahren steht er von seinem Stuhl auf, stellt sich in die Mitte vom Stuhlkreis und erklärt: „Ich gehe Weihnachten als  Krake. Aber wenn jemand anders ein Hirte sein will, kann ich ein Schaf mitbringen.“
Dann setzt er sich wieder hin, die Chorleiterin ist einen Moment still, dann lächelt sie und fragt das nächste Kind, was es sein möchte. In die vorher schweigende Gruppe ist Bewegung gekommen, und der nächste kleine Junge schließt sich Nuno an: „Als Krokodil.“ Die zahlenmäßig überlegenen kleinen Mädchen retten die traditionelle Vorstellung von einem Krippenspiel, weil sie eine nach der anderen „Engel!“ piepsen. Wir Eltern freuen uns derweil auf ein Bethlehem mit sehr vielen kleinen Engeln und einer andächtigen Krake samt Krokodil an der Krippe.