menschlich, weiblich, männlich

Süddeutsche, Titelseite 5. Juli 2007:

Weibliche Eizellen im Labor zur Reifung gebracht
München – Wissenschaftlern ist es gelungen, weibliche Eizellen außerhalb des Körpers zur Reife zu bringen. Diese Technik könnte die künstliche Befruchtung in Zukunft erleichtern. […] Klonforscher reagierten erfreut […]

Alles schön und gut, aber die eigentliche Sensation wäre doch wohl, wenn sie männliche Eizellen zur Reifung brächten. Respektive überhaupt fänden.

Ich, X und Y

Dieses Stöckchen scheint überall – zB hier und da – nur herumzuliegen und fliegt nicht. Ist vielleicht gar kein Stock.
Es knüpft aber auf so gut an eine Skype-Konferenz mit Freund T und Freundin M zur Frage was ist (typisch) männlich, was (typisch) weiblich, und was davon passt zu mir bzw. zu M bzw. zu T? Man konnte sich trefflich streiten und einander missverstehen, und ich nehme den Faden mit einer
Selbsteinschätzung nochmals auf. Im Gespräch mit M und T durften einem zunächst nur die anderen Weibliches und Männliches zuordnen.

X
– Ich habe ein Frauenstudium gemacht.
– Ich gucke in jeden Kinderwagen. Hinreißend.
– Was ein Hubraum ist, ob er besser groß oder klein ist und was das Schöne daran sein soll hab ich schon beim Autoquartett damals nicht kapiert, und es interessiert mich heute keinen Deut mehr. So gar nicht.
(Hupraum? Wer lauter hupen kann, oder?)
– Ich singe im Chor.
– Ich spiele Instrumente, und nicht gerade E-Gitarre oder Schlagzeug.
– Weinen? ich bin dabei!
– Ausgeprägtes Elsa-Brändström-Syndrom.
– Ich habe mehr als … ich habe Schuhe. Bevorzugt Stiefel. Bin aber nach wie vor nicht bereit, viel Geld pro Paar zu bezahlen.
– Hochzeiten… hach!
– Ich kann eigentlich nicht Autofahren.
– Nie ohne Wimperntusche.
– Ich mache alles gleichzeitig. Machen mein Vater und Bruder aber auch.
– Ich mache mir ständig Gedanken.
– Selbstzweifel.
– Außer Haus schleppe ich größer werdende Taschen herum, die voller Kruscht sind.

Y
– Ich geh alleine aufs Klo. Immer. Auch im Brautkleid.
– Doch, ich finde Naturwissenschaften spannend, habe aber ein schulisches Physik-Defizit. (Und finde die meisten Naturwissenschafts-Institute unattraktiv.)
– Als Kind fand ich Barbies doof, Rosa doof, Glitzer doof, Pferdeaufkleber doof, Schminke peinlich, Bikinioberteile peinlich, Handtaschen peinlich, Nagellack peinlich.
– Nagellack finde ich meist immer noch peinlich. Muss meine (kurzen!) Nägel manchmal aber mit Schutzlack überziehen.
– Ich kann werfen.
– Ich bin ehrgeizig, laut T und M ganz klarer Fall für Y.
– Bis zur vierten Klasse habe ich nur Badehosen getragen (Oberteile waren, wie gesagt, peinlich und der Sinn von Badeanzügen war mir nicht klar.) Das hat sich aber dann geändert.
– Ich wollte nie ein Pferd haben oder reiten.
– Frösche sind cool, und Pinguine und Papageien sind klasse. Aber Katzen? Hunde? Kaninchen? Nö.
– Ich kann Abseits erklären, und zwar in mehreren Sprachen – letzteres wahrscheinlich wieder X.
– Ich heule auch bei großen Sportereignissen, zuverlässig. (Y?)
– Geh mir weg mit Esoterik!

Frauentagsfacetten

Dass es so etwas wie einen Internationalen Frauentag gibt, haben mir erst meine Schüler beigebracht. Vor ein paar Jahren überschütteten mich nämlich die russischen Männer meines Deutschkurses am 8. März mit Blumen und Geschenken – was mich vermuten ließ, es sei ein russischer Feiertag.
Zum heutigen (und, wie ich nun weiß, internationalen, also auch hier stattfindenden) Frauentag, der bisher auch nicht weiblicher war als der Rest der Woche, zweierlei:
Via Nessy, die gerade über Männer nachdenkt, die sie nicht sexy findet, die Liste der „100 sexiest women 2007“. Was mich besonders irritiert: Im Textfeld steht dort „Wer die 100 tollsten Frauen sind, bestimmst du. Die Wahl 2007 hat begonnen, jede dieser Frauen braucht deine Stimme. Wie es geht? Einfach das Bild anklicken!“ So weit, so idiotensicher. Nur: Unter dieser Anweisung sind drei Bilder mit angekreuzten Kästchen, nämlich 1. und in schwarzem BH „Keeley Hazeel“ (whoever this maybe), 2. „Mandy Capristo“, ebenfalls in schwarzer Wäsche, und 3., in sexy Rot, der „Mazda 3 MPS“.
Ah ja.
Auf der anderen Seite und viel überzeugender, via Anke Gröner heute dieser Comic. Schon, oder?

[Sollte der Link hartnäckig nicht gehen – unterer der 8.-März-Beiträge von Frau Gröner, „Rettet den Planeten…“.]

Problemzone Leben

Im Schaufenster der größten Buchhandlung am Platz ein großes Plakat, das Begeisterung suggeriert:
Willkommen im Leben!

Drumherum Frauenbücher in Bonbonfarben, der von was auch immer geleitete Blick fällt sofort auf diesen Titel:
Bauch, Beine, Po

Zynisch? Schadenfroh? Bauch! Beine! Po! Willkommen im wirklich wahren Leben als Frau!

Mittelmaß

Was ist das eigentlich für ein Frauenbild, Frau Henkel?
Das große Interview der Neujahrs-Wochenendbeilage der Süddeutschen bestreitet Johannes Willms mit Gabriele Henkel zum Thema „Glamour“. Sie beantwortet Fragen zu Gästen, Festen und Eleganz – und zu Männern und Frauen:

¿? Welche Eigenschaft schätzen Sie an einem Mann am meisten?
: Himself!
[…]
¿? Gibt es Frauen, die Sie bewundern?
: O ja, und ihre Freundschaft ist mir wichtig.
¿? Und für was bewundern Sie die Frauen?
: Für ihre Persönlichkeit, ihre Schlagfertigkeit. Gute Frauen sind oft interessanter als mittelmäßige Männer.

Fällt der letzte Satz unter die geschätzte Schlagfertigkeit? Ich wäre ja sehr geneigt, ihn als ironischen Kommentar zu verstehen, nur passt die unironische Lesart leider viel besser zum restlichen Interview. „Gute Frauen sind oft interessanter als mittelmäßige Männer“. Na dann.