Lesen!

Lesen, nicht nur zu Jahrestagen:

Anna Funder: Stasiland.

Liebe E-M, danke für dieses gerade nach unseren langen Zeitzeugen-Gesprächen sehr unter die Haut gehende Geschenk.

Söhne

„Dmitri Nabokov ist nicht nur ein begnadeter Opernsänger, er ist auch ein begeisterter Alpinist und ein waghalsiger Rennfahrer. Seine Eltern sind in ständiger Sorge um ihn.
‚Es ist nicht gesund, wenn wir uns so aufregen‘, schreibt Nabokov seinem Sohn. ‚Wir sind 120 Jahre alt und können einfach nicht verstehen, warum Du das nicht verstehst.'“


Muggel

Bin ich eigentlich die einzige ohne Harry Potter?

[Zum ersten Potter-Film hatte mich übrigens Percanto überredet, 2001 in Buenos Aires. Wir waren fast allein im Kino, und während wir Hermine & Co dabei zusahen, wie sie zaubern lernten, hielt draußen der noch-Präsident Fernando de la Rúa (oder Cavallo? Ich weiß nicht mehr) eine Rede: Als wir rauskamen, hatte sich die Wut der Bevölkerung schon formiert und der erste Cacerolazo zog gerade am Kino entlang. Wir fühlten uns, als hätten wir uns aus einem Stück Weltgeschichte davongestohlen, hatten allerdings in den folgenden Wochen noch genug Gelegenheit, daran teilzuhaben.]

Public Viewing statt Second Hand!

Nix gegen Second Hand, eigentlich, aber WM-Spiele nach dem Abpfiff auf Video zu sehen ist einfach nicht halb, quatsch, nicht drittel so aufregend wie live. Und noch aufregender und lustiger wird es in Begleitung. Mit Fahne (hellblau-weiß, hehe). Noch besser: all das im Stadion.
Ich war 2006 nicht im Stadion und ich bin heute nicht in Klagenfurt. Und ich freu mich ja über Berichte in Blogs. Trotzdem: Ich hätte gerne
Bachmann-Preis-Public-Viewing.
Oder wenigstens während der Übertragung Zeit und die richtigen Sender.

Literarische Vorbilder

Finde eigentlich nur ich es merkwürdig, wenn ein Schriftsteller Gregor Sander heißt? Klingt dieser Name nur in meinen Ohren kafkaesk und frage nur ich mich, ob das von den Eltern beabsichtigt war? Und ob er eigentlich Handelsvertreter hat werden sollen? Oder gar… Nein, wohl nicht.

Nominiert

Heute Nachmittag wird der Preis der Leipziger Buchmesse 2007 vergeben.

Unter den Nominierten für Belletristik ist einer, der wahrscheinlich für die Süddeutsche der Anlass war, ihren ersten Artikel zum Thema mit „Der Mut der Jury“ zu überschreiben, denn ihm verpassen sie als einzigem unter den Belletristik-Anwärtern das Etikett „kaum bekannter Autor“. (Die fünf nominierten Übersetzer sortieren sie übrigens gar nicht vor, wie auch deren Bücher im Vorfeld der Buchmesse kaum rezensiert wurden, oder habe ich das überlesen?)
Wolfgang Schlüter ist dieser „kaum bekannte Autor“, und just er ist nun der einzige, von dem ich wirklich sagen kann, ich kenne ihn, und das heißt: Mehr als ein Buch von ihm gelesen, mehr als ein Genre, und mehr als einmal mit ihm gesprochen.
Wolfgang Schlüter ist Autor und Übersetzer und schreibt klug, umfassend gebildet und mit einer virtuosen Vielsprachigkeit in beiden Bereichen erstaunliche Dinge. Ein schönes Beispiel für seine Übersetzungen ist die dicke Anthologie englischer Lyrik My second self when I am gone.

Nominiert ist sein neuer Roman Anmut und Gnade. Dieses Buch liegt schon eine ganze Weile bei mir, ich wollte es hier rezensieren – und dann kamen lauter Pflichtlektüren und Pflichtschreibereien dazwischen, und ich bin nun, zweieinhalb Stunden vor der Preisvergabe, noch nicht durch.

Kritisiert haben inzwischen andere, und das – der Nominierung sei Dank – reichlich. Die Rezensionen sind aber nur partiell online verfügbar und werden darum hier nicht verlinkt; die Bandbreite reicht von großem Lob im aktuellen Spiegel bis zu einem üblen Verriss in der Süddeutschen am Dienstag.

Ich drücke ihm heute einfach die Daumen.