kurze Ansage

Doch doch, dieses Blog gibts noch. Es wird auch weiterhin befüllt. Ich bin nur gerade damit beschäftigt,
a) durch Nachtschichten mit Rotwein und jetzt Husten-Hausarrest meine Erkältung erst zu vertiefen und dann irgendwann vielleicht zu kurieren
b) einmal zu Hause, die Chance zu nutzen und die verbliebenen funktionsfähigen technischen Geräte in dieser Wohnung außer Gefecht zu setzen: In einem genialen Doppelschlag habe ich gerade erst eine Antenne abgebrochen und dann den Pfefferminztee (vgl. a)) über fast alle Fernbedienungen gekippt. Trocknen noch, mal sehen
c) meine Studenten beim Copy-and-Paste aus Wikipedia zu erwischen und
d) mir Zahlen für die Mittwochsziehung zu überlegen. Aber ich nehm glaub ich einfach die gleichen. Diesmal inclusive 39, das müsste dann vier Richtige mindestens machen.
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Google-Leser fragen, Percanta antwortet

Aus der Fülle der eingegangen Anfragen haben wir einige ausgewählt, die von Interesse auch für die übrige werte Leserschaft sein können.

Als Haupt-Themenkreise haben sich die Fragen nach Organspenden, nach der Bahncard und nach der Sonntagsruhe herauskristallisiert. Das, liebe Leserinnen und Leser, treibt Deutschland um!
Alles medizinischen Fragen werden in eine Sondersprechstunde verschoben, für die wir den jungen Arzt Hermano #1 zu gewinnen suchen. Aus den anderen Wissensgebieten nun einige Fragen im Detail:


limericks zum geburtstag
Ein Limerick ist ein gerngenommenes Geschenk. Soll es auf den Jubilar abgestimmt sein, empfiehlt es sich sehr, selbst zu reimen, was übrigens überhaupt den Reiz eines Geburtstagsgedichts oder sonstiger handgefertigter Geschenke ausmacht; ich weiß also nicht, was Sie hier eigentlich suchen. Selber dichten! Wie ein Limerick formal aussieht, verrät Ihnen gerne Frau Nic. Für den angemessenen Inhalt sorgen Sie dann selbst.
(Gegen angemesse Vergütung lassen die Mitglieder des VHMLH und auch Isas Leser möglicherweise mit sich reden und helfen beim Versen.)

sparkassenkarte entsperren sparkassenkarte wieder entsperren
Wieder?
Genau wie letztes Mal. Und passen Sie in Zukunft auf Ihren Kram auf.

was entspricht nicht der internet-etikette?
Pöbeln, Bilder oder Texte klauen, Saft über die Tastatur kippen.

überraschungseierfiguren wegschmeißen?
Auf jeden Fall! Sofort! Und zwar in den Müll und Deckel zu, nicht etwa bei Ihrer Mutter ins Küchenregal stellen, das ist nicht nett. Sie wissen doch, dass Ihre Mutter nichts mit Gesicht wegwerfen kann, und Geschenke ihrer Kinder schon gar nicht.

teddy wegschmeissen?
Sind Sie wahnsinnig? Sie können doch nicht Ihren Teddy wegschmeißen?! Stellen Sie sich vor, wir würden das mit Ihnen machen. Also. Unglaublich.
[Edit, weil es mir nicht aus dem Kopf ging, als ich heute morgen mit meinem Teddy im Arm aufwachte, ja, so geht man mit seinen Freunden um: Wer Teddys wegschmeißt, der bläst bestimmt auch Frösche auf.]

Bahncard will nicht bezahlt
Wer jetzt genau?

kündigung bahncard 25 2007
Kann man machen. Also, wenn Sie eine Bahncard haben, natürlich. Und 2007 ist auch nicht mehr lang.

wechseln von bahncard 50 zu bahncard 25
Auch das kann man machen, hier allerdings sind die Voraussetzungen eine Bahncard 50, ein charmantes Lächeln und ein wenig Geduld. Und die Möglichkeit, dann zwei Bahncards Ihr eigen zu nennen und zu zahlen, müssen Sie einkalkulieren.

bahncard automatisch verlängert was tun
Zug fahren.

was reimt sich auf decke
Hecke, Wecke/wecke, Schnecke, Zecke, Recke, Flecke, lecke, verrecke, verdrecke, Bestecke, kecke, schlecke…
(Anders als das Reimlexikon bin ich übrigens nicht der Meinung, dass sich „Spital-Wolldecke“ besonders gut auf „Decke“ reimt.)

5. klasse merkwürdige post
Geht es etwas genauer? Bekommt Ihre 5. Klasse merkwürdige Post? Möchten Sie eine solche verschicken? Erhalten Sie von einer 5. Klasse Post, die einfach nur, nun, merkwürdig ist? Oder sind Sie vielleicht Deutschlehrer und es handelt sich um Hausaufgaben? Gucken Sie nochmal nach.

violeta parra yo pisare las calles nuevamente
Ein großartiges Lied, aber nicht von der ebenfalls großartigen Violeta Parra. Gucken Sie mal bei Pablo Milanés.

nudel brücken bauen
Und in Afrika hungern Kinder.

in welchem bundesland liegt der ruhrpott
Nordrhein-Westfalen.

percanta brille
Ja, meistens aber Kontaktlinsen. Warum?

Eine echte Erweiterung der allsonntäglichen Frage nach der Ruhestörung:
sonntagsruhe fenster putzen
Ob Sie das dürfen? Ich meine: natürlich. Es sei denn, Sie verwenden dafür Laubbläser. Oder leben in meiner Straße, da reagieren einige Nachbarn etwas empfindlich auf alles über 2 Dezibel, und diesen Lärmpegel dürfte schon ein handelsüblicher Putzlappen erreichen.
(Disclaimer: Dies ist keine theologische Antwort. Dafür wenden Sie sich bitte an Ihre zuständige Kirchengemeinde, Danke.)

Übrigens möchte ich all die Sonntagsruhe-Nörgler auf folgende Anfrage verweisen:
Die einsamkeit am sonntag

Also, bevor Sie wegen ein bisschen Bach die Polizei rufen, gehen Sie selber rüber und trinken Sie einen Tee miteinander. Dann ist beiden geholfen.

kann ich die spalten in meinen laminat verschließen
Woher soll ich das wissen? Was haben Sie denn sonst so drauf, handwerklich?


bettdecke für zwei
Kann ich nicht empfehlen. Zwei Menschen, die schlafen wollen = zwei Bettdecken, so sehe ich das. Was allerdings kuschelig sein kann, ist eine Bettdecke für zwei für sich allein zu haben. Doch, gerade im Winter sicher nicht unangenehm. Mit einer Wärmflasche an den Füßen.

matratzen rutschen auseinander
Wann genau?
Lösungsmöglichkeiten: Sicherheitsnadeln, weniger Akrobatik, ein klassisches Bett mit Seitenwänden.

percanta schlafen
Sehen Sie, genau das kommt nämlich dabei raus: Dass Percanta nicht schlafen kann. Also, zwei Decken, nicht bewegen, nicht schnarchen.

lirik illapu auf deutsch
Lyrik. Noch deutscher: Dichtung.

j
Das ist die vermutlich kürzeste Google-Anfrage ever, und bei 2.240.000.000 Treffern bei Suche „j“ staune ich, dass Sie ausgerechnet bei mir gelandet sind! Haben Sie denn gefunden, was Sie suchten?

Frage an die werten Leser

Liebe Blog-Leser,
was sehen Sie hier eigentlich?
An einem fremden Computer habe ich heute gemerkt, dass im Explorer meine Blogroll auf der rechten Seite nicht angezeigt wird, auch mein nach Schubladen sortiertes Blogarchiv oder das Profil (in dem eh nichts steht) sind weg. Dort sind nur ein paar gestrichelte Linien.
Im Firefox kann ich das alles sehen.
Explorer-Nutzer, was kann man von Ihren Computern aus in der rechten Spalte lesen? Und ganz unten auf der Seite?
Wie ist es bei Opera oder Safari oder…?
Und, noch wichtiger: Weiß jemand, wie man das Problem beheben kann?
Danke!

Edit:
Zur Hülfe!
Jetzt lässt sich auch das Bild rechts oben nicht mehr ändern. [Eigentlich hab ich wirklich genug vom schlechten Wetter auf Chiloé.] Meine ganze Sidebar kollabiert, jetzt aber mit Fehlermeldung: „Please correct the errors on this form“. Hä?
Rettet mir.

Verzweiflung.
Neue Vorlage ist sehr länglich, ändert aber nix an den Problemen. Jetzt kann ich gar keine Bilder mehr in die Sidebar stellen.
„Bitte korrigieren Sie die Fehler im Formular.“ WIE?!
Heul.

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Göttinger Herzchen

Der Untertitel „Krankenhausblog“ verheißt nichts Gutes. Wenn es auch noch ein Blog über das Leben eines Kleinkindes auf der Intensivstation ist, erst recht nicht. Gestern Nacht habe ich „Berlin Heart – Miriams Krankenhausblog“ komplett durchgelesen und muss das alles erstmal sacken lassen: Miriams Vater Hilko ist ein Kollege von mir, seine Frau Elissa war in einem meiner letzten Deutschkurse meine Schülerin. In diesem Kurs war sie schon mit Miriam schwanger, ein entzückendes deutsch-taiwanesisches Baby, das heute ein gutes Jahr alt ist. Seit Juni warten sie auf ein Spenderherz.

***
Edit: War hier ja schon einmal aus anderem Anlass Thema: Informationen über Organspender-Ausweise gibt es hier.

Stockbrot (das)

Etosha hat mir dieses Stock zugeworfen (danke!) und möchte wissen, wie meine Speisekammer befüllt ist. Leider bin ich keine Meisterin der Kochkunst, anders als meine Mutter, meine Großmutter oder gar meine Urgroßeltern, die ein Restaurant hatten und sogar eine Mahlzeit im Familiennamen führten. Es schmeckt zwar meist, und nicht nur mir, aber ich mache nur eine relativ begrenzte Zahl verschiedener Gerichte, weshalb die hier gefragte Zutatensammlung auch nur mäßig spannend ist. So etwas Schickes wie Zitronengras gibt es bei uns nicht zu bewundern.
Als ich letztens bei meinem Cousin gekocht habe, warnte ich ihn vor: Das sei zwar im Prinzip ein Rezept meiner Mutter, ich könnte aber nicht versprechen, dass es auch so gut werde wie bei ihr. Er: „Es ist mir egal, ob es schmeckt wie bei deiner Mutter. Hauptsache, es schmeckt wie bei meiner Mutter!“
Da Percanto bisher weder wie meine noch wie seine Mutter kocht, sondern gar nichts (gar nichts), gebe ich meine bescheidene Kunst gerade an ihn weiter. Das läuft als „Selbstgesteuertes Lernen“ und ist Teil seiner Ausbildung – ein Teil, den ich sehr begrüße! Und so sieht Kochkurs bei Percant@s aus:


1. Welche Essige stehen in deiner Küche?
Essige? Ich wusste gar nicht, dass es da einen Plural gibt.
Nur Balsamico.
2. Welche Öle?
Olivenöl aus dem Supermarkt nebenan, Sonnenblumenöl und ein winziges Fläschchen Olivenöl aus dem letzten Urlaub in Ligurien.
3. Welche Sorten Reis stehen dir derzeit zur Verfügung?
Basmatireis, Milchreis, billiger Supermarktreis (der vielleicht bessere, auf jeden Fall teurere kommt nur in Kochbeuteln. Wie kann man denn Reis in Kochbeuteln kochen? Wir jedenfalls machen Reis so: Zwiebeln in Öl (siehe oben, Oliven-) anbraten, Reis in diesem zwiebeligen Öl schwenken, statt Salzwasser mit Brühe aufgießen, ein paar Pfefferkörner dazu.) In Sachen angebrochener Basmati hege auch ich Lebensmittelmotten-Befürchtungen.
4. Welche Sorten Nudeln?
Spaghetti, grüne Bandnudeln aus Schwaben, weiße Bandnudelnester, Lasagne, Maultaschen (in die Tiefkühltruhe verfrachtet), und in dieser einen Tütenhühnersuppe sind Sternchennudel drin.
5. Welche Zuckerarten hast du in deiner Küche?
Kandis (siehe auch 7.), ganz normalen weißen Zucker, braunen Rohrzucker, braunen Öko-Rohrzucker, Vanillezucker.
6. Von welchem Gewürz hast Du die meisten Varianten in Deiner Küche?
Basilikum, glaube ich. Jedenfalls in den meisten Kombinationen: Basilikum Marke 1, Basilikum Marke 2, Basilikum in „Italienische Kräuter“, Basilikum in „Französische Kräuter“, Basilikum in „Arrabiata“, Basilikum im Blumentopf auf der Fensterbank.
Auch: Pfeffer in rot, schwarz, grün und als Cayenne.
(Percantos Aha-Erlebnis bei der letzten Kochstunde war das Pfefferwunder. Die Pfeffermühle war leer, ich habe ihm gesagt, er solle oben den kleinen Deckel aufmachen und Pfeffer nachfüllen, den ich ihm in einem Tütchen reichte. Großes Staunen. „Du tust da oben kleine Kugeln rein und unten kommt Pfeffer raus? Nicht schlecht!“)
7. Welches andere Nahrungsmittel hast du in auffallend großer Variantenzahl vorrätig?
Wenig originell: Tee. Auffallend viele Sorten – 20 -, weil ich davon fast nur eine trinke: Schwarz, Ostfriesenmischung, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Davon haben wir noch etwa 4 kg. (Danke, Mutti!)
Gelegentlich trinke ich Pfefferminztee, und wenn es die Sache verlangt, auch Kamille, seltener Darjeeling oder Earl Grey.
Außerdem habe ich Hibiskustee, Früchtetee rot, Beruhigungstee vom Examen (gut, der hätte den letzten Umzug auch nicht überleben müssen, aber man weiß ja nie), grünen Tee in Beuteln, losen grünen Tee mit Zitrone, schwarzen Tee mit Karamell, Rooibos Zitrone Minze (ohne Bindestriche), Rooibos Bratapfel (den haben wir glaub ich zur Hochzeit bekommen, hm, vor fast 4 Jahren), türkischen Apfeltee (Mitbringsel von den Eltern), türkischen schwarzen Tee (aus dem Laden unten), kleine nicht zu identifzierende Mischung mit Rooisbos, eine noch kleinere nicht zu identifizierende Mischung mit schwarzem Tee, je einen kreisförmigen Beutel „Grüntee Orient“, „Grüntee Grapefruit“, „Grüner Tee Jasmin“ (urgs, irgendwelche Proben anscheinend). Außerdem etwa 3 kg Yerba Mate „Taragüí“. Mate trinken wir in Deutschland auch (zu) selten, fast nur wenn Eduardo zu Besuch ist.
Ich habe im Moment keine Schokolade hier. Und nur eine Eissorte, nanu.

Ein unverzichtbares Koch-Utensil ist übrigens die blaugeblümte Schürze, die ich von meiner Großmutter geerbt habe. Aber das ist eine andere Geschichte.

8. Speiserkammerstock anbieten:
Hermano #1, Du bist doch ein großer Koch geworden, erzähl Du doch mal, was in Deiner Küche steht. In Ermangelung eines Blogs darfst Du es in den Kommentaren tun. Stehen bei Euch auch Blutproben im Kühlschrank, wie früher zu Hause?
Sonst noch jemand für das Stöckchen aus dem Gewürzregal zu erwärmen? Nur zu!

 

Bücherstöckchen

Ein Stöckchen von Isa, Dankeschön!

Liest Du gerne?
Ja. Ich bin ganz freiwillig Literaturwissenschaftlerin geworden und auch nicht aus Mangel an Alternativen.
Und ich übersetze Literatur auch nicht primär darum, weil man damit so furchtbar reich wird.
Also: Ja!

[Ich wollte hier einen Exkurs zur oft gestellten Frage schreiben, ob man nicht durch ein Literaturstudium, durch Literaturanalysen und Textkenntnis die Freude am Lesen und an Literatur verliert. Es wurde aber gerade zu wirr und zu ausufernd, darum kurze Antwort: Nein! Lange Antwort: Später.]

Wenn ja, welches Genre?
Romane, Lyrik, extrem kurze Prosa.
Zeitungen (bis zum Abo-Ende noch SZ und Spiegel, bis letzte Woche auch FAS).
Blogs (siehe rechts).
Comics (zuletzt gekauft: Toda Mafalda (Gesamtausgabe). Jetzt schon zu Weihnachten gewünscht: Calvin & Hobbes Gesamtausgabe im Schuber).

Ich lese auch Sachbücher, manche gerne, manche nicht so. Viele dieser Sachbücher handeln allerdings wieder von Literatur. Aktuell liegt aufgeschlagen neben mir: Ibáñez Langlois: Para leer a Parra (Seite 101, und das seit Stunden.)
Ich lese fast nie (mehr) Theaterstücke (zuletzt Ionescu: Die kahle Sängerin, zu empfehlen).
Nicht so sehr mein Fall sind Erzählungen mittlerer Länge (also von Kurzgeschichte bis Novelle); für mich bitte entweder richtig verdichtet (halbe Seite?) oder richtig ausführlich. Dennoch liegen neben dem Sachbuch gleich fünf Bände mit argentinischen Erzählungen, aus denen ich noch ein gutes halbes Dutzend Texte auswählen und dann im Winter behandeln (lassen) muss.
Ich lese eigentlich nie Bedienungsanleitungen. Und ebenso selten und fast ebenso ungern Fantasy.

Dein letztes Buch hieß wie?
Ich lese parallel. Auf Deutsch zuletzt zu Ende gelesenes ganzes Buch: Anna Funder: Stasiland, was ich zusammen mit Ossip Mandelstam: Gedichte (in Übersetzung von Paul Celan) geschenkt bekommen habe. Zuletzt „mal wieder“ gelesen: gestern Abend Borcherts Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ für Percantos Hausaufgabe. Zuletzt „angeschafft“ im weiteren Sinne, nämlich per Fernleihe bestellt und gerade erhalten: Juan Luis Martínez: La nueva novela.
Und diese Stapel links von mir sind alle in Arbeit. Bei den Büchern auf dem Nachttisch habe ich den Faden verloren.

Würdest Du es weiterempfehlen?
Stasiland habe ich schon weiterempfohlen.
La nueva novela.Tja… Wem? Ich finde es spannend, allerdings nicht wegen der Geschichte – ich bin noch nicht sicher, ob es überhaupt eine hat. Der Titel „Der neue Roman“ ist Programm, es handelt sich um ein formales und inhaltliches Experiment, Auflösung der Genregrenzen zwischen Lyrik und Prosa, aber auch zwischen Literatur und Kunst oder zwischen Autor und Leser. Der Leser bekommt zum Beispiel auf einer Seite eine ganze Reihe Arbeitsaufabgen – ein Verb erfinden, das eine sehr komplexe Situation (die auf vielen Zeilen beschrieben wird) bezeichnet; ein Wort so oft nacheinander aussprechen, bis es abhebt und frei im Raum schwebt etc.

Auf einer Seite, auf der es um Fische geht, sind zwei Angelhaken eingeklebt.
Obwohl es ein spanischsprachiges Buch ist, enthält es auch ein deutsches Morgenstern-Gedicht. Solche Dinge.
Wäre es meines, würde ich es sicher anderen Leuten zeigen und zum Staunen einladen, mir fallen aber gerade wenige Leser ein, denen ich es als Urlaubs- oder Schreibtischlektüre ans Herz legen würde.

Warum hast Du Dir genau dieses Buch zugelegt?
Auf der Suche nach etwas ganz anderem habe ich ein Zitat aus diesem Buch gefunden, das ich mochte: „Los pájaros cantan en pajarístico, / pero los escuachamos en español.“ Etwa: Die Vögel singen auf vogelsch, aber wir hören sie auf Deutsch. Bzw. Spanisch. Und dann wollte ich sehen, wie der Rest vom Buch ist.

Welches war das miserabelste Buch, das Du je in der Hand hattest?
Inhaltlich? Sprachlich? Ich weiß nicht. „Je“ ist ganz schön lang.
Aber eines der technisch miserabelsten Bücher war eine Piraten-Ausgabe von Vargas Llosas La casa verde. Ein Klassiker, den ich aber eben wegen dieser Ausgabe nie zu Ende gelesen habe. In Arequipa (Peru), wo ich damals lebte und das Buch gekauft hatte, waren nur Raubkopien zu bekommen – und die Lektüre war zu unsinnlich und zu frustrierend, besonders für eine Spanisch-Anfängerin. Ich habe das Buch sogar noch (fürs Kuriositäten-Kabinett), aber ist eigentlich unlesbar: In Druckerschwärze ertrunkene Wörter, nicht mehr zu entziffernde Buchstaben in 2 Punkt-Größe mit Tinte für 20 Punkt und auf jeder Seite entweder oben ein bis drei Zeilen abgeschnitten oder rechts die jeweils letzte Silbe. Oder beides. Tut mir leid, Mario.

Bist Du ein Bücherquäler? Entsorgst Du z.B. die Schutzumschläge, machst Eselsohren oder besudelst die Seiten?
Ein Bücherquäler? Ich hoffe nicht. Keine Eselsohren, keine Schutzumschlagsentsorgung. Aber ich markiere und unterstreiche oder male Fragezeichen an den Rand – mit Bleistift. Ich habe mich schon als Kind mit meinem Klavierlehrer gestritten, weil er Fingersätze mit Kugelschreiber eintrug. Das geht gar nicht, weder in Noten noch in Büchern, und das halte ich auch heute noch so. Aber so wie ich in Partituren Zeichen und Singanweisungen eintragen muss, muss ich auch Literatur oft mit Bleistift lesen. Nicht zu reden von Sachbüchern. Gewidmete Ausgaben, Objektbücher wie die Nueva Novela, die meisten Gedichtbände und andere ästhetische Genüsse lasse ich in Frieden, und wenn ich ein Gedicht analysiere oder übersetzen will, mache ich vor dem Bekritzeln eine Kopie und verziere dann die. Aber ich schreibe in Bücher, ja. Ist das Besudeln?
(Musterbeispiel für lieblosen Umgang ist für mich ein Südamerika-Reisender, der sich einen dicken Schmöker mitgenommen hatte und jeden Abend die Seiten, die er gelesen hatte, rausriss und wegwarf. Um Gewicht zu reduzieren. Hm.)

Was machst Du mit den Büchern, wenn Du sie gelesen hast?
Wenn sie gut waren: Noch ein wenig in meiner Nähe behalten. Wieder lesen. Verleihen. Irgendwann einen schönen Regalplatz für sie suchen.
Wenn sie schlecht waren: Mit Missachtung strafen. Nicht zu Ende lesen. Einen versteckten Regalplatz suchen. Sie wieder in die Bibliothek bringen.

Stöckchen weiterreichen:
Merlix (von dem ich eine der schönsten Blog-Geschichten der letzten Zeit gelesen habe. Die andere schönste Blog-Geschichte der letzten Zeit kam von Martina, die den Stock schon hat).
Etosha (auf deren Blog ich schon seit ein paar Tagen nicht komme).
Cassandra (von der ich hoffe, dass sie trotz ihrer Augenplage lesen kann und mag).