Kleine und große Wunder

Chatta sagte sich und uns:
para que tú no llores así: no pierdas la esperanza, sé que llegará, llegará…
Und so ist es! Endlich.
Liebe Cha, lieber Lalo, was für eine wundervolle Nachricht! Alles Gute, viel Glück! ¡Suerte, suerte, suerte!

Hundeführerschein

Im Unterschied zu mir ist meine Freundin M eine erklärte Hundefreundin. (Ich bin nicht nur keine erklärte Hundefreundin, sonder gar keine, von sehr vereinzelten Ausnahmen wie Sam mal abgesehen). Nun möchte sich Freundin M einen Hund zulegen, und am Telefon erklärte sie mir, wie er sein soll:

[Listen, die erklären, wie etwas oder jemand sein soll, das oder den man sucht, erinnern mich übrigens unweigerlich an frühe Spanisch-Lektionen, da diese Wünsche subjuntivo nach sich ziehen und man den Gebrauch des subjuntivo also wunderbar und stundenland mit solchen detaillierten Wunschlisten üben kann. „Busco una casa que tenga vista al mar“ und so. Aber zurück zum Hund.]

Sie sucht also einen Hund mit folgenden Merkmalen:
Einen Hund aus dem Tierheim, der schon ein wenig älter ist und auch mal ein paar Stunden allein sein kann. Außerdem sollte er nicht zu groß sein und keine schwarzen Haare hinterlassen.
Und er sollte Auto fahren können.

Er sollte Auto fahren können! Ja holla, so einen Hund würde ich auch nehmen! Wenn er dann den Wagen auch noch selbst mitbringen würde… perfekt!


46 plus

Heute, am 21. März, ist Welt-Down-Syndrom-Tag – deshalb hier ein Link zur hinreißenden Juliana. Sie ist die strahlende Protagonistin des Weblogs ihrer Mutter; neben vielen Fotos von ihr und anderen Kindern findet sich dort auch weiteres zum Tagesthema, beispielsweise zum Verein 46 plus.

Edit: Warum dieser Tag gerade heute begangen wird, ist übrigens ganz logisch: TRIsomie EINUNDZWANZIG am 21.3. Klar, wann sonst?

[Foto: Conny Wenk. Dankeschön!]

Arbeit und Leben

Jüngerer Mann: „Die Arbeit versaut einem doch echt das ganze Leben.“
Älterer Mann: „Nein, das kann ich so nicht sagen.“
Jüngerer Mann: „Na, ich mein, Arbeit versaut einem den ganzen Spaß im Leben.“
Älterer Mann: „Auch das habe ich nie so empfunden, muss ich sagen.“
Jüngerer Mann: „Okay okay. Aber Arbeit versaut einem die Freizeit!“
Älterer Mann: [guckt ratlos, schweigt.]

[Vor dem Supermarkt mitgehört.]

„Ein Freund, ein guter Freund…“

Wir feiern diesen Monat Silberfreundschaft, M. und ich.
M. ist die kleine Dame links im Bild, die mit den damals natürlich roten Sandalen und Zöpfen. Ich bin die mit der Zahnlücke. M.s Strümpfe hatten ein ganz tolles Lochmuster, das weiß ich noch, während ich mich an meine nicht erinnern kann. Aber mein damals natürlich blauer Amigo-Schulranzen hatte Karabinerhaken.
Bei unserer Einschulung kannten wir uns schon anderthalb Jahre, seit nämlich meine Eltern mit uns kurz vor Fasching 1982 in die Nachbarstraße von M. gezogen waren.
Heute liegt die Schultüte bei meinen Eltern auf dem Kinderkleiderschrank, eingestaubt, und M. und mich hat es zwischenzeitlich ziemlich gründlich um die Welt geweht. Unsere Freundschaft hat sich aber als durchaus wetterfest erwiesen, und das macht mich froh.
Salut, M., querida! Auf die nächsten fünfundzwanzig Jahre!


[Wenn ich wüsste wie, würde ich das Lied aus dem Titel ja gerne auch mit Ton laufen lassen…]

Fankurve

Das Finale der Handball-WM habe ich mit einem wenig sachkundigen, dafür internationalen Publikum geschaut. Bruder #1 erzählte von Tausenden beim Public-Viewing in einer großen Handball-Stadt, Bruder #2 ist selbst Handballer und hatte zum Finale eingeladen, nur hier bei uns schien das Interesse eher mau zu sein. In Ermangelung eines funktionierenden Fernsehers bin ich am Sonntag schon 45 Minuten vor Anwurf losgegangen, um in der Sport-Kneipe, auf deren großer Leinwand wir schon gute Fußballspiele gesehen haben, einen Platz zu bekommen. Die Sport-Kneipe hatte zu.
Also habe ich mich zwischen flanierenden Bürgern auf die Suche nach einem Fernseher mit Handball gemacht – und fand beim Italiener an der Ecke einen Fernseher mit Verkaufssendungen und für die Uhrzeit erstaunlich luftig gekleideten Damen. Noch war ja Zeit, also fragte ich die Bedienung, ob sie nachher auf Handball umschalten. „Handball?“ Ja, Handball, heute ist das Finale der Weltmeisterschaft… Deutschland gegen Polen, übrigens. „Hm.“ Sie fragt ihre asiatische Kollegin, nach deren ratlosem Blick erklärt sie mit großen Gesten, was „Handball“ ist. Okay, wenn es im Fernsehen kommt, zeigen sie es. Danke!
Die Gruppe osteuropäischer Männer beobachtet die Verhandlungen interessiert und amüsiert und einigt sich mit dem italienischen Kellner schließlich auf ZDF als Übertragungssender. Ich trinke Latte Macchiato und warte. Als 10 Minuten vor Anpfiff noch immer Skispringen übertragen wird, schlage ich vor, es mit ARD zu probieren. Gute Wahl.
Die Männer amüsieren sich weiterhin, stimmen aber dafür, das Ganze etwas lauter zu schauen. Also: Handball!
Die anderen Gäste des Cafés kommen und gehen, gelegentlich fragt einer, warum Handball geguckt wird, fragen die Kellnerin, worum es geht, sie fragt den Kellner, ob es Halbfinale ist, der Kellner fragt mich… Der italienische Inhaber kommt dazu, lässt sich von mir ein paar Grundlagen erklären (wie lange dauert so ein Spiel? Wer ist wer? Warum halten sie die Zeit an?). Längere Diskussion zwischen den Kellnern über „effektive Zeit“, halb auf Italienisch, halb, mit fragendem Blick auf mich, auf Deutsch.
Nein, ich bin keine Fachfrau, aber für die Basics reicht es.
Der zweite Inhaber schaut eine Weile an die Bar gelehnt zu. Fragt mich schließlich beim Spielstand 21:14 „Scusi… Vorteil für wen?“ Die meisten Gäste verlassen das Café etwa in der Mitte der zweiten Halbzeit, wünschen mir beim Gehen Glück. Es rücken einige Pärchen und Kleinstfamilien nach, die sich mit dem Rücken zum Bildschirm setzen, und eine Gruppe asiatischer Frauen mit sehr vielen sehr kleinen Kindern, die überwiegend „Biene Maja“ bestellen.
Das Spiel ist aus, der Kellner freut sich über die aufgeklebten Bärte, die Kellnerin bedankt sich fürs Trinkgeld und guckt mich trotzig an, „ich war eigentlich ja für Polen“.
Die Siegerehrung warte ich ab, Feuerwerk, Präsidenten, Medaillen, schließlich die Nationalhymne.
Und die kleinen asiatischen Kinder gucken auf ihr Eis und singen mit, mit leisen hohen Stimmchen und vollkommen textsicher.

Cambia, todo cambia….

Cambia lo superficial
cambia también lo profundo
cambia el modo de pensar
cambia todo en este mundo


Cambia el clima con los años

cambia el pastor su rebaño
y así como todo cambia
que yo cambie no es extraño


Cambia el más fino brillante
de mano en mano su brillo
cambia el nido el pajarillo
cambia el sentir un amante


Cambia el rumbo el caminante
aunque esto le cause daño
y así como todo cambia
que yo cambie no extraño


Cambia todo cambia …

Cambia el sol en su carrera
cuando la noche subsiste
cambia la planta y se viste
de verde en la primavera


Cambia el pelaje la fiera
Cambia el cabello el anciano
y así como todo cambia
que yo cambie no es extraño


Pero no cambia mi amor
por mas lejos que me encuentre
ni el recuerdo ni el dolor
de mi pueblo y de mi gente


Lo que cambió ayer
tendrá que cambiar mañana
así como cambio yo
en esta tierra lejana


Cambia todo cambia …


Pero no cambia mi amor…

[Mercedes Sosa]


Komme gerade mit von zwei Tagen Verabschiedungsfeiern für meinen Doktorvater, mit Konzert und Reden und Gedichten und Orden und Liedern und Wein und Weinen. Als die Studenten „Cambia, todo cambia“ sangen und die letzte Strophe auf ihn umgedichtet hatten, war es ganz um die mühsam bewahrte Fassung geschehen – ich habe glaube ich noch nie bei einer akademischen Verabschiedung so viele Tränen gesehen, sofern ich zwischen den eigenen Tränen etwas sehen konnte, natürlich. Se va…

Jim Knopf oder Lukas?

Über Namen lässt sich trefflich streiten, und treffliche Klischees lassen sich auffahren, doch werde ich mich hier nicht darüber auslassen, was ich von Namen wie „Shakira-Chayenne“ halte.
Bei einigen Namen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, frage ich mich aber doch, ob die Eltern das absichtlich machen oder einfach nicht merken, wie sie ihre Kinder nennen. Die Lektüre von Baby-Foren
ist in diesem Zusammenhang sehr zu empfehlen.
Eine werdende Mutter in einem dieser Foren wollte ihr Töchterlein Lilli Marleen nennen und bat kürzlich um Rat, weil ihr Freund gesagt habe, es gäbe da ein Lied. Ob das stimme? Sie bekam Zuspruch von anderen Lilli-Marleen-Mamas, aber auch Kritik und scheint sich für Lilly und gegen Marleen entschieden zu haben. Dabei hätte sich Lilli Marleen sicher gut mit Nils-Holger (aus demselben Forum) verstanden. Wenn dann der kleine Nils-Holger und vielleicht Ronja Räu und Pippi Lang aus dem Kinderparadies (jetzt Småland, oder?) abgeholt werden möchten, würde ich mich wohl kurz von Billy und Ingvar losreißen und gucken, ob die Kinder aus Bullerbü auch da sind.
Und bei der Mutter, die ihren ersten Sohn Felix und den zweiten Tristan genannt hat, würde ich gerne mal in ein paar Jahren nach der Gemütslage der beiden Jungen fragen.

Gegen Nachnamen kann man nun wenig tun, aber nicht erst seit der Bekanntschaft mit Marc-Aurel Pickel frage ich mich immer wieder, ob so manche Eltern bei der Kombination Vor-/Nachname etwas übersehen oder diese etwa beabsichtigt haben – wie kürzlich bei dem einen Kinderdarsteller im Film „Sommer vorm Balkon“, der im Nachspann mit dem Namen „Maximilian Moritz“ überraschte.
Da kann Benjamin Blüm doch fast einpacken.

WM ARG : D

Wir befinden uns mitten in der WM in Deutschland, und da weit und breit keine windfeste Großleindwand zu sehen ist, hier zumindest der Spielplan.
Dieses Mal treffen Deutschland und Argentinien schon in der Vorrunde aufeinander, nämlich heute Nachmittag. Tabelle Gruppe C bisher: 1. Polen, 2. Deutschland, 3. Brasilien, 4. Argentinien.

Edit: Hier gibt es übrigens einen Liveticker.

Ruhestörung

Der Sonntag hat sich zu unserem Hauptputztag entwickelt, mit in-den-Ecken-saugen und mit etwas Glück sogar mit Fensterputzen. Manchmal. Während ich heute also mit gelben Handschuhen unterwegs bin und über das kleine Küchenradio NDR Kultur höre (mit einem Bericht über Buenos Aires, wie nett), frage ich mich, ob ich wagen kann, dabei das Wohnzimmerfenster offen zu lassen – oder ob mir die Nachbarn dann wieder den Herrn in Grün vorbeischicken?

Vor kurzem haben sich meine Nachbarn nämlich meiner erbarmt und etwas gegen die quälende Einsamkeit am Sonntag getan.

Ich hatte am Sonntag Vormittag in der Wohnung rumgepuzzelt und dabei Musik gehört: h-Moll-Messe von Bach. Im Wohnzimmer war die Musik an und ein Fenster zur Straße auf, ich war in Küche und Bad unterwegs. Als die CD zu Ende ist, habe ich Tango angemacht, ungefähr bei Track #2 und um zwanzig nach eins klopfte es heftig an der Wohnungstür – ein Polizist in voller Motorradmontur. Mit dem Helm durchaus ein bisschen „Sondereinsatzkommando“.


Ich:
„Guten Tag?“
Polizist: „Guten Tag. Hören Sie schon den ganzen Morgen klassische Musik?“
Ich: „Öh… den ganzen Morgen, naja, ich habe gerade die h-Moll-Messe gehört.“
Polizist: „Es gab eine Beschwerde von gegenüber. Ihre klassische Musik ist zu laut. Bei offenem Fenster können sie am Sonntag nicht so laut sein!“
Ich: „???“
Polizist: „So eine Musik ist ja auch nicht jedermanns Sache, und sie läuft wohl schon den ganzen Tag sehr laut.“
Ich: „??“

Ich wollte ihn fragen, ob das sein ernst sei, es sah allerdings auch ohne Nachfrage so aus, als sei er nicht zu Scherzen aufgelegt. So habe ich nur vorsichtig darauf hingewiesen, dass meine Anlage nicht besonders groß ist (Minianlage mit kleinen Boxen) und dass ich nur die Messe gehört habe und vorher weitgehend geräuschlos am Schreibtisch saß.

Polizist: „Sie müssen die Sonntagsruhe einhalten, und so ’ne Musik ist auch nicht nach jedermanns Geschmack. Da beschweren sich die Leute.“

Ich hätte ihn auch noch gerne drauf hingewiesen, dass wir hier mitten in der Innenstadt und zwei Schritte neben der Fußgängerzone sind, über 3 Kneipen wohnen, gegenüber einen Dönerladen und hinten raus eine Pizzeria haben, alle Kneipen ihre eigene Musik und Außenbestuhlung haben und dass es hier oft wirklich laut ist – bin aber davon ausgegangen, dass er das bemerkt haben muss, als er sein Motorrad vor dem „Bismarckstübchen – ab 8 Uhr geöffnet – kein Essen“ geparkt hat. Allerdings spielen die anderen keinen Bach, zugegeben. Was ja besonders unangenehm für den Sonntagsfrieden ist.

Auch hätte ich ihm gerne gesagt, dass – a propos „nicht jedermanns Geschmack“ – ich nur was für die ästhetische Bildung unseres Viertels tun wollte. Hatte aber nicht den Eindruck, dass er Sinn dafür gehabt hätte. Also habe ich mir das alles verkniffen, mich artig entschuldigt und versprochen, am nächsten Sonntag keinen Bach zu spielen.


Musikwünsche, anybody?