Herr Thiel ist im Radio [2]

Für diejenigen, die aus technischen Gründen das wundervolle Interview aus dem gestrigen Eintrag nicht hören konnten, hier eine Transkription.
Die Rollen und Ihre Darsteller:

J = Journalistin von B5
T= Herr Thiel aus Hamburg 

B5 aktuell Hintergrund


J: Der Post-Konkurrent PIN steht vor dem Aus. Erneute Verhandlungen für einen letzten Rettungsversuch sind heute gescheitert. Springer teilte mit, es gebe kein gemeinsames Finanzierungskonzept.

Am Telefon ist jetzt der PIN-Chef und Minderheits-Gesellschafter Günter Thiel.
Herr Thiel, wie könnte PIN denn jetzt noch gerettet werden?

T: Das weiß ich jetzt auch nicht genau.

J : Haben Sie da nicht noch einen letzten Rettungsplan in der Hinterhand, den man noch auf den Tisch legen könnte?

T: Muss man wahrscheinlich ganz viel Geld zusammenkratzen, um das dann bezahlen zu können.

J: Wie viel Geld müsste man denn noch zusammenkratzen?

T: Da fragen Sie mich was, das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen.

J: Herr Thiel, es sind ja 9000 Mitarbeiter von dieser Insolvenz, wenn sie denn kommt, betroffen…

T: So viele?

J: … 9000 sind bei Ihnen angestellt.
T: So viele…
Bei mir angestellt?
J: Sind bei Ihnen in Ihrem Unternehmen tätig.

T: In meinem Unternehmen?
J: Insgesamt in Ihrer… Können Sie nicht sagen, was mit denen passiert? Ich mein, die sitzen, die stehen ja jetzt auf der Straße.

T: Ich kenn die gar nicht!

J: Sie kennen die gar nicht. Es ist Ihnen auch völlig egal.

T: Nee, was heißt egal. Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen.

J: Ich möchte von Ihnen gerne wissen, wie es denn jetzt weitergehen soll.

T: Äh, wo jetzt?

J: Bei der PIN-Group.

T: Wieso fragen Sie mich das?
J: Ich bin doch jetzt mit Herrn Thiel verbunden? Oder?

T: Günter Thiel aus Hamburg ist hier.

J: Günter Thiel aus Hamburg. Haben wir uns da vielleicht verwählt gerade. Herr Thiel, erzählen Sie uns doch mal – sind Sie nicht der Chef von der PIN-Group?

T: Ich .. ich hab überhaupt nichts mit Pin zu tun. Ich weiß gar nicht, was das ist.

J: Ja, dann ist das jetzt ein herrliches Missverständis, Herr Thiel, aber schön, dass wir kurz darüber gesprochen haben. Ich wünsche Ihnen noch nen schönen Gruß nach Hamburg, Sie sind live verbunden mit B5-aktuell…

T: ach!

J: … und wir versuchen jetzt nochmal mit der Senderegie die richtige Nummer herzustellen. Danke Ihnen!

T: War ich jetzt im Radio?

J: Sie waren im Radio!

T: Ah, das ist ja super. Kann ich vielleicht meine Frau grüßen?

J: Ja, machen Sie das noch schnell und dann wollen wir aber…

T: Ja dann grüß ich Isolde! Isolde, mein Schatz! Ich bin im Radio!

J: Herzlichen Dank, Herr Thiel, wir…

T: Ja, Danke auch!

J: … sind leider falsch verbunden und werden jetzt versuchen die richtige Leitung herzustellen zu Günter Thiel. Von der PIN-Group.

ausgehandelt

Gestern habe ich mit e13Kiki ein Bier (ungekühlt) gegen ein Königreich (ungekühlt) getauscht. Sie hat zwar nicht gesagt, ob bei dem Königreich auch eine halbe Prinzessin dabei ist, ich finde dennoch, es war ein guter Tausch. Zumal Zimmertemperatur bei Bier wesentlich unangenehmer ist als bei Königreichen.

Zivilcourage

Kommen Skinheads auf mich zu –
wat nu?
Jetzt heißt’s blitzschnell überlegen,
was ich tu.
[…]

(„Würden Sie bitte die Gewalttaten einstellen!
Eine Phantasie in mehreren Fehlversuchen.“
F.W. Bernstein)

Irritiert es eigentlich nur mich, dass laut SpOn-Artikel 18-Jähriger prügelt Frau zu Tode ein ‚verwirrter, betrunkener und aggressiver Jugendlicher‘ eine Frau „mit bloßen Händen verprügelt“ und so umbringt – und dass er dabei, immer noch laut SpOn, von mehreren Taxifahreren beobachtet wird?

Wie gelähmt beobachteten ein paar Taxifahrer, wie ein 18-Jähriger heute morgen um 5.30 Uhr auf dem Marktplatz der Kleinstadt im Landkreis Mansfeld-Südharz wie von Sinnen auf eine 54 Jahre alte Frau einprügelte..

Sie haben die Polizei gerufen, sie haben den Krankenwagen gerufen. Das ist gut. Und das wird einem auch so beigebracht: Hilfe holen.
Aber es waren immerhin „ein paar Taxifahrer“, nicht einer allein. Und ich hätte der Frau gewünscht, dass sie gemeinsam den unbewaffneten Mann von ihr ferngehalten hätten, bevor er sie totschlug.
Auch wenn das viel verlangt ist.


(Zum ganz oben Zitierten: Ja, ich weiß, es war kein Skinhead. Ein jugendlicher Ausländer aber auch nicht, Herr K.)

es könnte dessen alleiniger Eifer sein

Gleich noch mehr studentischer Zungenschlag, diesmal aus einer Übersetzungsübung bei einer Kollegin einer benachbarten Philologie.
Vorbemerkungen:
a) Die Aufgabe war es, einen fremdsprachigen Text ins Deutsche zu übertragen.
b) Der Student studiert die Sprache des Ausgangstextes.
c) Die Muttersprache des Studenten ist Deutsch.
d) Der Ausgangstext ergibt Sinn.
Hier das Ergebnis der schriftlichen Hausaufgabe:

„Folglich könnte der Weise einzig im Geld Anhäufen glänzen. Indes scheint es, dass es die Eigenschaft von diesem das Zusammenrechnen (zusammenzurechnen) ist, Geld Anhäufen und Rechnen, der geld-reiche Gewinn gehört zum Zusammenrechnen, es könnte dessen alleiniger Eifer sein, gleichwie jenem oder diesem, und nicht allein einfach, wie die anderen, den Gewinnen, sondern auch dass der andere Gewinn dieser genommen wird. Oder weißt du nicht, dass die einen der Zinsen gibt, diese früheren, die anderen, gleichwie den Nachkommen jener dieser?“

Du, Frau Percanta?

Mein netter und engagierter Erstsemesterstudent Ö., der das Verstehen eines Zusammenhangs zwischen zwei theoretischen Ansätzen schon mal mit einem beglückten „cool“ kommentierte, kommt nach dem Seminar kleinlaut zu mir:
„Frau Percanta, ich wollte mich bei Ihnen entschuldigen, dass ich Sie immer duze. Das ist nur, weil Du so jung bist.“