31. Dezember 2007

Aus dem nebligen und eisigen Valladolid ein glueckliches Neues Jahr!
Percanto und ich gehen gleich auf die Plaza Mayor, versuchen dann zu jedem Glockenschlag eine Weintraube zu essen (die uebrigen spanischen oder sueadamerikanischen Braueche wie rote Unterwaesche tragen, gelbe Unterwaesche tragen, mit einem Koffer um die Plaza laufen, auf einen Stuhl klettern, mit einem Koffer die Treppen rauf- und runtersteigen,… lassen wir sein) und gehen dann „de bar en bar“ und von Tapa zu Tapa.
Wenn wir naechstes Jahr wieder in Deutschland sind, wird auch wieder gebloggt.
¡Ciao, año 2007, que te vaya bien!

Feliz cumpleaños

Mein kleines Blog hat Geburtstag und wird heute ein Jahr alt!
Flores y café, Sekt und Konfetti für alle:



Danke allen Lesern und Schreibenden des ersten Jahres!
Und besonders Herrn Handfeger herzlichen Dank dafür, mir vor gut einem Jahr so begeistert von Blogs erzählt und mir die Adressen Deiner Lieblingsbloggerinnen verraten zu haben! Damit fing es an. Danke, damit hast Du mir etwas sehr Schönes geschenkt.
Salud!

Wohl ein Vogel [oder: Warum ich Skypen mag]

„[…]
[16.12.2007 20:18:56] Neiki : gute seite, danke. muss ich mal mit zeit durchwühlen
[16.12.2007 20:19:22] Percanta : Zeit? Wasn das?
[16.12.2007 20:19:51] Neiki : das was so schnell verfliegt
[16.12.2007 20:19:57] Neiki : also wohl ein vogel
[16.12.2007 20:19:57] Percanta : ah
[16.12.2007 20:20:01] Percanta : verstehe
[16.12.2007 20:20:14] Percanta: werde mal Sonnenblumenkerne um den Computer streuen
[16.12.2007 20:20:21] Percanta : damit sie etwas länger bleibt
[16.12.2007 20:21:01] Neiki : zeitknödel aufhängen
[16.12.2007 20:21:14] Percanta: ja, vergess ich immer
[16.12.2007 20:21:16] Percanta : und das rächt sich dann
[16.12.2007 20:21:44] Neiki
: ich kenn das
[…]“

Nicht eigentlich


Das nennt man nicht eigentlich schlafen,

wenn man stundenlang wach ist.
Das nennt man nicht eigentlich Tiefe,
wenn das Gedachte nur flach ist.
Das nennt man nicht eigentlich Händel,
wenn die Kantate von Bach ist.
Das nennt man nicht eigentlich jauchzen,

wenn das letzte Wort „Ach“ ist.

Das nennt man nicht eigentlich feiern,
wenn das Geburtstagskind fort ist.

Heute wäre er 70 geworden.
Robert Gernhardt, *13. Dezember 1937,
† 30. Juni 2006.

[Aus „Später Spagat“. RG auch bei Isa]

Jasper

Heute Nacht ist er geboren, um 4.45 Uhr, während ich neben seinem schlafenden Brüderchen lag und gerade (um 4.47) auf den Wecker seiner Eltern schaute. Ich hatte ‚Rufbereitschaft‘, wenn es losginge würden sie mich anrufen, um J. zu hüten. Am Morgen hatten wir noch mit der kugelrunden Mutter Geburtstag gefeiert, die meinte, irgendwas täte sich, dableiben sollte ich aber nicht, bisher sei ja alles Fehlalarm gewesen, außerdem fände sie weder gemeinsam Geburtstag noch den 13. richtig toll – es würde also bestimmt noch dauern.
Um halb 3 klingelte mein Handy, das seit sechs Wochen nie ausgeschaltet und immer in Reichweite ist, so lag es auch heute Nacht neben dem Wecker. Da ich anders als andere Familienmitglieder keine Rufbereitschaftsroutine habe, erst eine gute Stunde im Bett war und gerade in der ersten Tiefschlafphase seit zwei Tagen, reagierte ich unsouverän: Zuerst stellte ich den Wecker aus. Beim erneuten Klingeln klappte ich das Handy auf, klickte mich durch alle Programme und stellte auch die Weckfunktion am Telefon aus. Dann legte ich das Handy zur Seite, seufzte über die kurze Nacht und schaute auf die Uhr – halb 3 – – – um sofort zu realisieren, dass es natürlich nicht der Wecker war, sondern der lang erwartete Anruf, also mit zitternden Fingern den werdenden Vater zurückgerufen, ja, bitte kommen, Fruchtblase ist schon gesprengt. Beim Telefonieren Schlafanzug gegen Hose und Strickjacke ausgetauscht und in die Stiefel gestiegen, Percanto gebeten, mir ein Taxi zu rufen und zugleich schnell noch ein paar Dinge wie Kontaktlinsen in die fertig gepackte „Kliniktasche“ geworfen. Heute Vormittag entdeckte ich, dass ich sowieso ja alles Wichtige vorgepackt, in der Nacht aber so sinnvolle Dinge wie meine Federtasche und zwei Paar Handschuhe dazugelegt habe.

Der Taxifahrer wollte erst „noch mal anhalten, damit Sie sich in Ruhe sortieren können“ und verdoppelte beim Stichwort „Geburt“ plötzlich die Geschwindigkeit, das Haus war dunkel, aber alle Türen standen offen, um den kleinen großen Bruder nicht zu wecken. Papa gedrückt, er ist ins wartende Taxi gesprungen und seiner Frau ins Krankenhaus hinterhergefahren. Ich habe mir in der dunklen Wohnung mein Lager hergerichtet und lag dann mit Herzklopfen da und lauschte und wartete. J. wurde zwei Mal kurz wach, ließ sich aber durch Streicheln der entgegengestreckten Hand und leises Summen beruhigen. Zwischendurch habe ich auch geschlafen und beim zweiten Trösten gemerkt, dass ich, den Kopf ans Gitterbett gelehnt, längere Zeit statt seines Ärmels die Stoffmaus kraulte. Eigentlich hatte ich mich auf einen langen Tag Warten eingestellt, aber schon um kurz nach 6 schlich sich der nun zweifache Vater in die Wohnung, zerzaust und glücklich. Jasper.
Das Brüderchen erwachte kurz darauf, unterhielt sich mit Papa und Stofftieren, „Hallo, alles dunkel“, „Schnuller weg, Maus besser küssen“, animierte zum Singen „Papi Schafe hüt?“ und fand es unglaublich komisch, dass ich schon da war. Und zwar mit „Schlafanzug an!“
Zum Frühstück in der Küche zwischen all den Geburtstagskerzen und Karten von gestern kam auch der Nachbar von oben, jetzt also, endlich. Mutter und Babylein sind noch im Krankenhaus, so wurde der große Bruder stellvertretend bewundert, alle ergriffen, bleich und ein wenig sprachlos. Mit J. auf dem Arm dann eine Weile am Fenster gestanden und geschaut, wie es hell wurde draußen.
Auf dem Heimweg sind mir lauter ahnungslose Menschen begegnet und drei Schornsteinfeger in vollem Ornat.
Morgen gucke ich mir das Menschlein an; Vater und Sohn sind jetzt mit dem Fahrrad in die Klinik gefahren. „Geht und tragt es in die Welt“, sagte er, und das tue ich, glücklich, müde, gerührt.
Willkommen, kleiner Jasper!

Good morning, good mooooorning!

Morgens bin ich ein Wesen zwischen Mumie und Zombie, sicher ein Anblick schrecklich und gemein. (Verifizieren kann ich das erst nach dem Duschen, wenn ich die Augen lange genug aufhalten kann, und dann ist das Schlimmste ja schon überstanden).
Seit ein paar Tagen ist mein Doktorvater in Deutschland, gestern haben wir uns bei der Verteidung eines Kommilitonen gesehen und für Montag ist ein geplantes Treffen angesetzt, dann mit mitzubringendem Kapitel. Am Abend waren der frischgebackene Doktor, die Kollegen, Kommilitonen und seine/unsere Prüfer gemeinsam essen, sehr fröhlich, weinselig und nett. Allein die Anwesenheit meines Doktorvaters in der Stadt und dass gestern in etwa halbstündigen Intervallen irgendjemand meinen Abgabetermin erwähnte, katapultierte allerdings die Adrenalinmenge in meinem Blut in Bereiche jenseits aller zulässigen Höchstwerte.
Das Festessen endete gegen Mitternacht, ich war um halb 2 im Bett und um 5 wieder wach. Und ich meine WACH. Von 5 bis zwanzig nach 5 versuchte ich wieder einzuschlafen, die Augen blieben aber nicht lange genug zu. Neben mir schnorchelte Percanto und mein Kopf formulierte ganz alleine schon mal Kapitelsätze vor sich hin. Von meinem Schlafunvermögen ist eigentlich die Zeit zwischen 4 und 8 Uhr früh ausgenommen, aber heute morgen war ziemlich schnell klar, dass das nichts mehr würde. Also bin ich aufgestanden, war munter wie sonst frühestens um 10 und habe – nur um Eindruck zu schinden, natürlich – um halb 6 schon mal die Mail meines zukünftigen Zweitgutachters beantwortet. Dann Frühstück vorbereitet, Waschmaschine gefüllt (nein, nicht angeworfen, dann hätten die Nachbarn wieder so geweint), geduscht und einen Geburtstagskuchen für Freundin A. gebacken. Um kurz nach 7 wankte Percanto aus dem Schlafzimmer und versuchte mich wiederzuerkennen. „Was machst Du denn hier? Ich habe übrigens geträumt, dass irgendjemand immer sagt, ich soll aufhören zu schnarchen.“
Und einen halben Tag später die Kollegin in der Mensa: „Ich möchte auch was von Deinen Drogen haben, bitte.“
Dieser Wirkstoff stellt ein Risiko beim Autofahren, Bedienen von Maschinen oder festen Halt erfordernden Tätigkeiten dar. Wie das mit dem Formulieren aussieht, werden wir erst später wissen.