Eine Tasche für Helene

Coolcat hat eine schöne bunte Tasche genäht (mit liebevollen Details im Innenfutter) und versteigert sie für die kleine Helene, bzw. für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei und die Typisierungsaktion, die ihr hoffentlich einen Spender bringt.
Und wenn nicht ihr, dann vielleicht einem anderen Leukämiekranken.

Hier ist die Tasche, bitte anklicken, Tasche toll finden, Coolcats Aktion erst recht, und dann bieten und spenden.
Die eigentliche Aktion läuft bei Ebay und endet am 6.3.

Bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei kann (und sollte!) man sich auch danach noch registrieren lassen, es ist ganz einfach. Es geht beim Arzt um die Ecke mit ein wenig Blut (und am besten auch einer Spende für die Unkosten der Typisierung), jetzt geht es sogar erst einmal ohne Pieks mit einem Wangenabstrich.
Hier kann man alles nachlesen, sich kostenlos ein Typsisierungs-Set bestellen und sich registrieren lassen. Das ist auf jeden Fall eine gute Sache, man kann kaum oft genug darauf hinweisen. Mitmachen, bitte.

Mammut

Da auf dem Gelände unseres Hauses früher einmal ein Stück botanischer Garten war, wie meine Vermieterin meinte, stehen hier zwar wenige, aber seltene und exotische Bäume. Direkt vor unseren Fenstern und am Balkon wächst ein Mammutbaum. Für noch etwa eine Stunde, vermute ich.

Mit Kind an der Brust habe ich sie nach den Gründen gefragt, sie murmelten etwas von „Abstimmung“ und „Hausverwaltung“, dann waren sie im Schredder- und Motorenlärm nicht mehr zu verstehen und zogen das wohl auch vor, schnell stiegen sie mit ihren Ohrenschützern wieder hinauf. Die ganzen unteren Äste sind schon weg, da oben sitzt der „Baumtechniker“, und obwohl gerade viele Leute vor dem Haus standen, hektisch telefoniert wurde und von Polizei die Rede war, haben sie die Kettensäge wieder angeworfen.
Was für ein fieses Geräusch, und die Sägespäne fliegen gegen das Fenster und der Boden hallt dumpf nach, wenn die großen Äste unten ankommen.

Zumutungen

Dass wir uns auf dünnes Eis begeben haben, als wir den zu Beginn der Schwangerschaft geträumten und dann zum Arbeitstitel gewordenen Namen unserem geborenen Kind tatsächlich gegeben haben, ist mir klar. Aber trotz langer Listen und noch längerer Diskussionen war am Ende kein anderer Name für einen Jungen mehr denkbar (und für ein Mädchen stand der Name noch nicht fest, als wir im Krankenhaus waren und dem Wehenschreiber zuguckten), und so ist aus Bauch Bruno oder Beule Bruno nun wirklich Baby Bruno geworden.

Sehr schön war die Reaktion gleich mehrerer Tanten, die auf die Nachricht „Bruno ist da!“ mit der Frage antworteten: „Und wie heißt das Kind jetzt?“

Die Kritiker und Skeptiker sind gewiss weiterhin kritisch und skeptisch, und wer den Namen vorher unmöglich fand, wird seine Meinung kaum geändert haben, sie schweigen nun aber höflich zu dem Thema, jetzt, da es eh zu spät ist. (Vielleicht melden sie sich bei Kind #2 einst wieder zu Wort, um Ähnliches zu verhindern.) Manche, die den Namen vorher nicht von uns gehört hatten, stutzen sichtlich, offene Ablehnung ist aber selten.

Gerade traf ich bei einem der ersten Ausflüge mit Kinderwagen meinen vorletzten Chef, der artig in den Wagen guckte und gratulierte, das hätten wir ja sehr gut hinbekommen, niedlich. Wie er denn heiße? „Bruno“, sagte ich, und der Chef guckte mich verblüfft an, lachte kurz, „meine Güte, warum müssen Sie alle Ihren Kindern so schreckliche Namen antun?“ Ich lachte mit, sagte, dass ich seine Überraschung verstehe, den Namen aber gar nicht so schrecklich fände, man müsse sich allerdings und zugegeben kurz daran gewöhnen.
Er schüttelte den Kopf, sagte dann aber: „Na ja, ich habe meinen Sohn ja auch Karl genannt.“
„Das ist doch gar nicht so weit weg von Bruno…“, stimmte ich zu.
„Aber wir haben ihn dann auch noch Marius genannt. Karl-Marius, so geht das dann!“
Da habe ich dann meine Meinung lächelnd verschwiegen.

Zurück ins Regal [4]

John Irving: Bis ich dich finde.
Übersetzt von Dirk van Gunsteren und Nikolaus Stingl.
Diogenes 2006, gebunden, Mängelexemplar, 1140 Seiten. (Wie übersetzt eigentlich man zu zweit einen Roman?)

Dieses Buch stelle ich vor Seite 1140 wieder ins Regal, ich bin etwa bei der Hälfte unterbrochen worden und habe dann am 4. Februar zwischen der Einnahme von 25mg und 50mg Wehenmittel zur Geburtseinleitung auf Seite 642 aufgehört zu lesen. Danach hatte ich anderes zu tun, und das hat sich bisher nicht geändert.
Meine Mutter hatte sich zu meiner Geburt Sternstunden der Menschheit von Stefan Zweig mitgenommen. Sie hat im Kreißsaal dann zwar doch nicht gelesen, dennoch bin ich ganz berückt von dem Titel, eine dem Kind sehr (zu sehr, jaja) schmeichelnde Wahl.
Durch den vorzeitigen Blasensprung hatten wir keine Zeit, die Lektüre dem Moment in unserem Leben anzupassen, und Bis ich dich finde ist nicht ganz so großartig wie Sternstunden der Menschheit, aber die Titelworte sind als wegweisende Zeile für eine Geburt doch passend (und deutlich besser als als vieles vom Inhalt).
Was bisher geschah.
Es ist ein Irving, und ich habe mir notiert, wann die ersten Ringer auftauchen und wann die ersten Transvestiten; leider ist der Zettel im Krankenhaus verloren gegangen, es war beides so um Seite 280. Bären sind bisher nicht dabei, dafür außer den Ringern auch Tätowierer und Tätowiererinnen und eine Menge Sexualität in diversen irvingschen Ausprägungen, wie für meinen Geschmack etwas viel sexueller Missbrauch eines kleinen Jungen, dazu Huren, Pornodarsteller, Vaginismus, Tod beim Sex.
Eigentlich geht es um Jack Burns, als Kleinkind, als Schüler im Internat, als junger Mann und Schauspieler, soweit bin ich jetzt, und um die Suche nach seinem Vater, einem Kirchenmusiker und Organisten, der sich Ausschnitte von Musikstücke auf den ganzen Körper hat tätowieren lassen, und um die Mutter des Jungen, die Tätowiererin und das verführte Chormädchen Alice, und um Emma, ein älteres Mädchen, das Jack missbraucht und liebt und die jetzt gerade beerdigt wird.
So ganz weiß ich noch nicht, worauf es hinausläuft. Mein Bruder #1 fand, Bis ich dich finde sei eines der besten Irving-Bücher seit langem, aber da ich vielleicht doch mit was anderem weiterlese, wenn ich wieder wach genug dazu bin, räume ich das Buch jetzt erst einmal ins Regal.
Zitieren möchte ich nur die Widmung, denn die passt gerade:

Für meinen jüngsten Sohn Everett, der mir das Gefühl gegeben hat, wieder jung zu sein. In der inbrünstigen Hoffnung, daß Du, wenn Du alt genug bist, um diese Geschichte zu lesen, eine ideale Kindheit gehabt hast (oder noch mitten in dieser Kindheit steckst), eine gänzlich andere als die hier beschriebene: die beste nur denkbare Kindheit.

Oh ja.


Bis ich dich finde liegt im Moment quer über der Kiste Franz Kafka:
Romane und Erzählungen, über Franz Kafka: Die Verwandlung, Arthur Schnitzler: Therese, Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie, Arthur Schnitzler: Frau Berta Galan und Arthur Schnitzler: Sterben. (Ja, es geht dann noch weiter mit Arthur Schnitzler, und ja, da hab ich mal ein Seminar zu besucht, wie sind Sie darauf gekommen?)

Wes das Herz voll ist…


… und das ist es, ich bin dieser Liebe so vollkommen ausgeliefert.

Es ist auch nicht so, dass nichts passieren würde, es ist mehr passiert als je zuvor. Aber all das nach zweieinhalb Wochen in Häppchen zu unterteilen, in Text zu fassen, will mir gerade nicht gelingen. Morgen sind wir bei 39 + 0. Und haben ein 18 Tage altes Baby.
Wir stillen, wir wachsen, wir staunen und bewundern.
Und ich hätte gerne alles etwas langsamer.

Percanta allein zu Hause oder: Meine schönsten Ferienerlebnisse

Fast alle meine Lieben sind im Urlaub, auf Wochenendausflügen, Skilaufen oder wenigstens bis Sonntag auswärts arbeiten. Ich selbst bin nicht im Urlaub, aber im Mutterschutz, und den verbringe ich seit diesem Wochenende vorwiegend zu Hause. Doch nicht nur passieren die meisten Unfälle im Haushalt, auch sonst kann man daheim viel erleben. Heute zum Beispiel habe ich mit dem Erleben gleich um 4 Uhr früh angefangen, um das Programm durchzukriegen, und lehrreich ist es auch noch.

Auch wenn mir zum Glück relativ bald eingefallen ist, dass auf dem Beipackzettel des Medikaments, das ich gerade nehme, bei Nebenwirkungen etwas von „wässrig“ stand, war ich nicht gleich wieder ruhig und schläfrig, als ich um 4 Uhr früh mit dem nicht ganz aus der Luft gegriffenen Gedanken an eine undichte Fruchtblase aufwachte. Im Gegenteil kann dieser Gedanke auch zu dieser unmöglichen Zeit erstaunlich munter machen.
Um die Überlegungen etwas in vernünftige Bahnen zu bringen, habe ich den ph-Wert jener Flüssigkeit überprüft. Zum Glück hatte ich vom Herrn Vater eine Packung Teststreifen bekommen; diese stammen allerdings aus dem Krankenhaus und sind für Leute gedacht, die die Ergebnisse auch ohne Anleitung interpretieren können, weshalb ich nach dem erzielten Wert erst einmal die gewünschten Werte in Erfahrung bringen musste. Google funktioniert auch um 5 Uhr früh, und das Ergebnis war dann so beruhigend, dass ich anschließend nur noch anderthalb Stunden wach lag und darüber nachdachte, was ich täte, wenn nun doch, und der Mann nicht da, und das Köpfchen bestimmt noch nicht im Becken, und der Name nicht entschieden, und wie sieht es hier überhaupt aus, und die Kliniktasche nicht gepackt, wo das Stammbuch ist, weiß ich, aber.
All das ist nicht so gut für die Nerven, aber ich hab was über ph-Werte gelernt und man muss ja auch nicht immer und immerzu schlafen. Das konnte ich dann überraschenderweise doch noch, und zwar so lange, dass ich fast den Kinderwagen-Übergabe-Termin mittags verpasst hätte. Eine liebe Freundin hat mir im Zug den von einer Cousine geerbten Wagen mitgebracht; er ist sehr edel und offensichtlich auch sehr praktisch (auch wenn ich es statt so praktisch vielleicht lieber etwas romantischer gehabt hätte, mit einem richtigen Korb oben, wo man das Kind auf eine Matratze und unter ein plustriges Steckkissen legen kann, Sie wissen, was ich meine). Der Wagen war eine gute Gelegenheit für Lektion zwei, nach dem Üben von Wagen-Falten und Laufrichtungändern: Wenn man den Kinderwagen oben an der Straße abstellt, nicht die Fußbremse feststellt und sich von der Freundin verabschiedet, rollt er heimlich, still und leise und ziemlich schnell den Weg herunter, wo er dann im Gebüsch landet. Heute mit Kameratasche als Baby-Dummie ausprobiert. Das wiederholen wir eher nicht.
Nun macht es mich total wuschig, dass ich nicht verstehe, wie das Kopfteil der Tragetasche funktioniert. So wie es jetzt ist, würde das Baby kopfüber hinausrutschen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das so sein soll. Ich habe die Tragetasche in alten Bedienungsanleitungen auf pdf gefunden, doch zu meinem Problem steht da nichts, ich habe probiert, gebogen, gelesen, gefragt, bisher ohne Ergebnis, nur dass ich immer wuschiger wurde. Morgen vesuche ich es bei der Cousine, ihre Tochter sieht nicht aus, als wäre sie oft mit dem Kopf zuerst aus dem Kinderwagen gerutscht.
Apropos wuschig. Lektion drei: Wenn man hinten an der Waschmaschine die Stecker umstöpselt, kann man an den Wasserhahn kommen und diesen um eine entscheidende halbe Drehung verschieben. Das wiederum kann der Grund sein, warum nach 2 Stunden vermeintlichem Waschgang (bunt, 4o°) die Tür nicht aufgeht und ein strenges „FH“ leuchtet. Die Waschmaschine ist dann zum Glück nicht kaputt, aber mit Wasser geht Waschen deutlich besser. (Zur Strafe und um heute noch fertig zu werden, im neuen Versuch aber nur Kurzwäsche, pflegeleicht, pff.)
Apropos wuschig, apropos waschen. Lektion vier: Der große blaue Becher steht nicht stabil auf dem Sofa, und ein halber Liter schwarzer Tee ist auch auf Cord eine recht nasse Angelegenheit. Der Fleck in Form und Größe von halb Europa brachte mich zum Entschluss, auch gleich die zusammen mit dem Sofa von Bruder #1 geerbten Schokoladenflecken aus dem Beddinge-Cord-Bezug (blau) zu waschen. Angesichts einiger dringend zu erledigender Dinge (vgl. Gedanken zwischen 4 und 6 Uhr früh) ist Sofabezugwaschen natürlich ungefähr so sinnvoll wie Nägel lackieren nach einem Erdbeben, aber ich hatte auf ein schnelles und großflächiges Ergebnis gehofft. Leider lässt sich (Lektion fünf) Beddinge-Cord-Bezug (blau) zwar bei 60° waschen, passt aber nicht in die Maschine. Lektion sechs: In der Badewanne lässt er sich waschen, aber in nassem Zustand nicht mehr von einer einzelnen (schwangeren) Frau herausheben. Auch mit Zerrung im Oberarm nicht. Nun übernachtet Beddinge-Cord-Bezug (blau / nass) in der Wanne und ich werde morgen Abend wieder duschen, wenn Percanto zurück ist und ihn in den Keller verfrachtet hat, wo dann vermutlich die Leinen in die Knie gehen.
Lektion sechs: Die polnische Nachbarin trägt mit Grund Pelzmütze im Wäschekeller, denn dies ist ein kalter Ort für lange Gespräche unter tropfenden Socken.

Die angelassene Herdplatte (vorne links, Spinat) habe ich aber – wuschig hin oder her – bemerkt, bevor irgendwas gebrannt hat. Insgesamt war es also kein schlechter Tag.
Und sobald das Sodbrennen etwas nachlässt, lege ich mich hin, um ausgeschlafen zu sein für einen neuen Tag voller Abenteuer im Mutterschutz.

4 Wochen

Sind vier Wochen lang oder kurz?
Ich finde gerade: kurz. Sehr kurz. Überaus kurz. Wenn unser Baby denn rechnen kann und es überhaupt noch vier Wochen sind, was ich hoffe. Und während ich auf die „28“ dort rechts starre, kann ich leider keine vernünftigen Einträge verfassen. Tut mir leid.