Warenwelten

I.
Zwooooosh! Bei Tchibo verkaufen sie ein Staubschwert! Mutterns NASA-geprüfte Kittelschürze überwerfen und dann Hausarbeit mit Laser-Action! Cool.

II.
Ebenfalls bei Tchibo gibt es heute Batterietester. Digitale. Die Batterie, die man braucht, um den Batterietester zu benutzen, wird mitgeliefert. (Also, eigentlich braucht man ja zwei: Eine im Batterietester, damit das Ding läuft, und eine außen, für den Test. Die mitgelieferte scheint geladen und somit für innen zu sein. Oder fürs Erfolgserlebnis.)

Mittelmaß

Was ist das eigentlich für ein Frauenbild, Frau Henkel?
Das große Interview der Neujahrs-Wochenendbeilage der Süddeutschen bestreitet Johannes Willms mit Gabriele Henkel zum Thema „Glamour“. Sie beantwortet Fragen zu Gästen, Festen und Eleganz – und zu Männern und Frauen:

¿? Welche Eigenschaft schätzen Sie an einem Mann am meisten?
: Himself!
[…]
¿? Gibt es Frauen, die Sie bewundern?
: O ja, und ihre Freundschaft ist mir wichtig.
¿? Und für was bewundern Sie die Frauen?
: Für ihre Persönlichkeit, ihre Schlagfertigkeit. Gute Frauen sind oft interessanter als mittelmäßige Männer.

Fällt der letzte Satz unter die geschätzte Schlagfertigkeit? Ich wäre ja sehr geneigt, ihn als ironischen Kommentar zu verstehen, nur passt die unironische Lesart leider viel besser zum restlichen Interview. „Gute Frauen sind oft interessanter als mittelmäßige Männer“. Na dann.

2007 – Jahr der Geisteswissenschaften


2007 ist also das „Wissenschaftsjahr der Geisteswissenschaften“. Netter Versuch, möchte man meinen, nach Einzeldisziplinen wie Physik, Informatik, Geowissenschaften, Chemie oder dem Einsteinjahr (gekontert vom Mozartjahr, aber das war wohl eine andere Veranstaltung) mal die gesammelten Geisteswissenschaften (tutti) zu Wort kommen zu lassen bzw. auf die Bühne zu bitten, oder was immer Geistis so tun.
Die Beschreibung dieses Jahres vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ist dann sehr aufschlussreich. Im ministeriellen Überlick über 2007 wird das „ABC der Menschheit“ als so dies und jenes beschrieben. Sprache soll im Mittelpunkt stehen, und es fallen tolle Schlüsselworte wie „Kultur“, „Weltanschauung“ und „Identität“. Sprache sei „Reden, aber auch Mimik und Gestik, Musik und Tanz.“ Vor allem aber sind Geisteswissenschaften offensichtlich „gefragt, wo Gentechnik oder Medizin möglich machen, was bislang undenkbar war, wo es unterschiedliche Sprachen zu erklären gilt oder wo Traditionen verstanden und übersetzt sein wollen.“
Bei allem Respekt für Medizin, Gentechnik und Informatik – ein Wort fehlt mir auf dieser hochoffiziellen Seite zur Bedeutung der Geisteswissenschaften: Literatur.
Mal davon gehört?


Alte Wörter, neue Wörter

Gestern, anderthalb Wochen nach Weihnachten, bin ich Isas Verein zur Rettung des Anderthalb beigetreten, in dem man sich verpflichtet, bei jeder sich bietenden Möglichkeit anderthalb zu schreiben. Leider sind seit heute bei Isa alle Kommentare verschwunden, weshalb ich nicht mehr rekonstruieren kann, wie man den schicken Club-Anderthalb-Button auf die Seite bastelt.

Neue Wörter muss man (noch) nicht retten, sollte sie aber pflegen und aufpäppeln, wenn sie schön sind.

Besonders gefallen haben mir in den letzten Tagen diese beiden (anderthalb wäre jetzt besser, aber es waren zwei) Exemplare:

Passanten-Spam
[Danke,
Moni! ]

Segelaugen –
[Danke, Miri!]

Grenzübergang

Die Kategorien hängen noch im alten Jahr fest.
Beim Fondue biete ich an: „In der Schale ist Rind, und in dieser ist Fleisch.“ Später: „Dieser Kerzenleuchter ist aus Silber, der hier aus dem Keller.“

ABC

In Anlehnung an das Magazin der Süddeutschen ein alphabetischer Rückblick auf mein Jahr. Nicht ausgefeilt und mit unbeschrieben Lettern, aber siehe S…

A – Die Albicelestes sind trotz unserer Unterstützung leider
nicht Weltmeister geworden. Dabei habe ich die wichtigsten Gesänge
gelernt und bin seit diesem Sommer im Besitz eines Argentinien-Trikots (made in Taiwan; Nummer 8, Riquelme) und gleich dreier hellblau-weißer T-Shirts mit Argentina-Aufschrift.

[Bei meiner WM hätte allerdings Figo bei Argentinien gespielt und das Viertelfinale wäre ein anderes gewesen.]

Zwei Seelen, ach.

B – Beirut. Eine Freundin im Libanon, die lange Briefe schreibt, rückt den Krieg nah. (Be-)greifbarer wird er dadurch nicht, aber ich habe ein paar Menschen in Beirut, um die ich mir Sorgen mache.

C – Chorchaos zum Jahresende. Schade.

D – Dreißig geworden und eine Überraschungsparty bekommen, von der ich zwar wusste (wie das so ist mit den Überraschungen), deren Zusammensetzung mich aber zu Tränen gerührt hat. So weite Reisen! So liebe Menschen!

F – Floridor Pérez und Für einen Fisch ein Flügel zuviel. Ich habe mein erstes (übersetztes) Buch (fertig) geschrieben, herausgegeben und in den Händen gehalten! Stolz.

G – Ein ganz klein wenig Gebärdensprache gelernt. Da nur Percanto zu den Kursterminen Zeit hatte, ist er hingegangen und hat mir hinterher ein paar Gebärden verraten.

H – Eigentlich habe ich eher Fern- als Heimweh, dieses Jahr aber häufig das Gefühl, keine Zeit zum Wohnen zu haben und nicht dazu zu kommen, die Wohnung zu einem Zuhause zu machen. So ein Heimweh.

Und vor ein paar Tagen mein erstes Bundesliga-Handballspiel gesehen

I – Im letzten Monat des Jahres habe ich ein eigenes Internettagebuch, vulgo Blog, nämlich dieses hier, begonnen.

J – Justus wurde dieses Jahr geboren und hat mein Herz erobert.

K – Wieder ein Jahr, in dem ich zu wenig Klarinette gespielt habe. Wegen guter Vorsätze und so aber schon mal neue Blättchen gekauft.

L – Das erste mal auf Lesereise. Siehe F.

[Foto – Floridor mit Lichtenberg]



M – Mafalda satt! Meinem Percanto zu Weihnachten 2005 Toda Mafalda (und Les Luthier!) zu schenken, war eine ausgezeichnete Idee.

N – Im Sommer wollten wir nach Südfrankreich und haben einen Billigflug nach Nizza gebucht. Dort waren wir letztendlich nur einen verregneten Tag und haben den Rest der trägen weltfernen Augusttage jenseits der Grenze in Dolcedo verbracht. Danke an Onkel und Tante, die uns das Haus mit Terrasse geliehen haben – Lesen unter der Feige, Fotografieren im Dorf, Baden im fernen Meer und Gitarre oder Rotwein unter dem Oleander waren dieses Jahr genau die richtigen Ferien.

O – Die meisten Mails in diesem Jahr bekam ich sicher von „O“.

P – Die Promotion ist definitiv zu kurz gekommen, was trotz anderer Publikationen gar nicht gut ist.

Q – Um die Dissertation (siehe P) zu finanzieren mit meinem alten Freund T. beim Quiz beworben und zum Casting eingeladen worden. Bei einer merkwürdigen Veranstaltung wurden wir als Startnummer 47 nicht genommen. Ins Fernsehen wollten wir beide nicht, aber das Geld hätten wir wirklich gut gebrauchen können.

R – Ein Ehepaar, das wir im Urlaub (siehe N) kennen gelernt haben, das aber auch über ein paar Ecken mit uns verschwägert ist, will mir eine alte Kamera mit Ringblitz schenken! Ich bin gespannt.

S – Meine winzige Stelle an der Uni läuft in wenigen Stunden aus und ich bewerbe mich gerade um ein Stipendium (siehe P, siehe Q). Weshalb ich nicht die Muße haben sollte, hier an einem ABC herumzudenken.

T – Obwohl ich 2006 in Buenos Aires begrüßte und der Januar noch schöne Tänze bot, enthielt das Jahr klar zu wenig Tango.

U – Uebersetzen. Aus dem Ausprobieren wird Ernst; auf Wolfenbüttel folgt ein Seminar in München, Aufsätze und das erste Buch. Ich habe einen neuen Beruf.

V – Verlag. Nichts weiter dazu.

W – Weltschmerz kenne ich zwar gut aus meiner Kindheit, dass mein Percanto unter W. leidet, habe ich erst jetzt erfahren, nenne das, was er zeigt und beschreibt jedenfalls so. Gemischt mit Heimweh, dem echten, besonders nun am Ende des Jahres.

X – Der Künstler x-neiki hat die großartigen Illustrationen zum Buch (siehe F) gemacht – in jeder Hinsicht eine Bereicherung! Mehr davon!

Z – Zum ersten Mal seit gefühlten 100 Jahren waren wir wieder im Zirkus. Ohne Tiere, dafür umso mehr Akrobaten, und es hat sich nach Kindheit angefühlt.