Sage mir, Muse…*

„Orpheus aus der Asche“, was ich in der Kategorie miss[!]verstandene Redewendungen abgelegt hatte, hat sich zur häufigsten Suchanfrage gemausert.
Darum, Ihr lieben Suchenden: Orpheus ist nicht der aus der Asche. Orpheus ist der in der Unterwelt. Der Eurydike liebende Sänger. Aus der Asche dagegen kommt gemeinhin Phoenix, und das ist eine andere Geschichte.

[* noch jemand anders]

Okay – auch Percanta ist, wenn alle sind.

Da „Percanta“ auf deutschen Seiten aber äußerst wenig ist [und als „Percanta es“ auf Spanisch vor allem „mala mujer“], habe ich das Spiel mit meinem Klarnamen gemacht – und wollte den eigentlich wieder durch die Internet-Identität ersetzen. Da aber der echte Name dann sowieso ganz leicht zu re-ergoogeln ist, kann ich mir diese Form der Maskerade auch sparen.
Also – eine Auswahl aus 9120 Treffern [vaya originalidad]:


Friederike ist
nicht, was sie scheint.

Friederike ist eine sehr umgängliche junge Witwe, die im Sommer und Herbst 1798 dem Prinzen zu Solms-Braunfels näher kommt.
Friederike ist
eine Sammlung zahlreicher Kompositionen für Laute verschiedener ungenannter Komponisten.
Friederike ist
sichtlich irritiert von dieser neuen, außergewöhnlich intensiven „Männerfreundschaft“.
Friederike ist
immer die Erste, die auf dem LKW steht, wenn es losgeht mit der Arbeit.
Friederike ist
nicht klein, aber Schuldbewusstsein lässt Menschen schrumpfen.
Friederike ist
noch mitten in den Ermittlungen um den rätselhaften Todesfall.
Friederike ist
verzweifelt, zumal Sabine ihr von Theodors Worten berichtet.
Friederike ist
eine Sufragette, die Sturm läuft gegen die Konventionen.
Friederike ist ein dickes, schüchternes Kind mit feuerroten Haaren
Friederike ist
die Hauptfigur in diesem Buch. Sie ist unglücklich.
Friederike ist
mehrmals kurz davor, den Ball ins Tor zu bringen.
Friederike ist
konzipiert für die Bedürfnisse älterer Menschen.
Friederike ist
grade aus ihrer Wahlheimat Mailand zu Besuch.
Friederike ist
ein Mädchen, das bei ihrer Großmutter wohnt.
Friederike ist
stubenrein, hat sogar ihre eigene „Kloecke“.
Friederike ist
die Sennerin und zuständig für den Käse.
Friederike ist
in Pension und schaukelt den Haushalt.
Friederike ist eueren Streit ja nun wirklich nicht wert.
Friederike ist
der Spülmaschinenausräum-Spezialist.
Friederike ist
unser Gewissen und unser Gehirn.
Friederike
ist ein Glanzstück preußischer Kunst.
Friederike ist aber schon auf dem besten Wege.
Friederike ist
auf dem Foto mit Hesse zu sehen.
Friederike ist vom Job ihres Mannes genervt.
Friederike ist
eindeutig unser Energiebündel.
Friederike ist
ein bisschen besser als Anna.
Friederike ist
so ein verdammt alter Name.
Friederike ist
in der DDR untergetaucht.
Friederike ist
die Kreativität in Person.
Friederike ist
eine Oper in einem Akt.
Friederike ist
ein sportliches Ferkel.
Friederike ist
geradezu eine Perle.
Friederike ist
auf Fliegenfang.
Friederike ist
Fürstäbtissin.
Friederike ist
völlig fertig.
Friederike ist
klasse!
Friederike ist ein Asteroid des Hauptgürtels, der am 18. Juli 1904 vom deutschen Astronomen Paul Götz in Heidelberg entdeckt wurde.
Friederike ist
außerdem Tänzerin für Ausdruckstanz und Kostümschneiderin und hat eine Stimmbildung absolviert.

Friederike ist da!


Usw. usw. usw.
[Zuerst gesehen bei Isa.]

„Ein Freund, ein guter Freund…“

Wir feiern diesen Monat Silberfreundschaft, M. und ich.
M. ist die kleine Dame links im Bild, die mit den damals natürlich roten Sandalen und Zöpfen. Ich bin die mit der Zahnlücke. M.s Strümpfe hatten ein ganz tolles Lochmuster, das weiß ich noch, während ich mich an meine nicht erinnern kann. Aber mein damals natürlich blauer Amigo-Schulranzen hatte Karabinerhaken.
Bei unserer Einschulung kannten wir uns schon anderthalb Jahre, seit nämlich meine Eltern mit uns kurz vor Fasching 1982 in die Nachbarstraße von M. gezogen waren.
Heute liegt die Schultüte bei meinen Eltern auf dem Kinderkleiderschrank, eingestaubt, und M. und mich hat es zwischenzeitlich ziemlich gründlich um die Welt geweht. Unsere Freundschaft hat sich aber als durchaus wetterfest erwiesen, und das macht mich froh.
Salut, M., querida! Auf die nächsten fünfundzwanzig Jahre!


[Wenn ich wüsste wie, würde ich das Lied aus dem Titel ja gerne auch mit Ton laufen lassen…]

Mehr Licht

Vielleicht bin ich doch ordentlicher, als ich dachte? Beim Verlassen des Toilettentrakts in der Bibliothek knipse ich jedenfalls mit schöner Regelmäßigkeit das zentrale Licht aus.
Bis sie schimpfen, die Damen im Dunkeln.

www.leben.de

Zu viel Internet all around, gerade diese Anzeige auf der Startseite von web.de nicht verstanden:

Y.O.U. Jacke

Mit vielen Taschen und abnehmbarem
Webpelz aus der Kapuze.

Nur 49,99 €!

Ein Webpelz?
Nach längerem Stutzen – gar nicht wäp, sondern Weeeeb, langes eee!
[Die Konstruktion „aus der Kapuze“ versteh ich trotzdem nicht, aber nun…]

Fankurve

Das Finale der Handball-WM habe ich mit einem wenig sachkundigen, dafür internationalen Publikum geschaut. Bruder #1 erzählte von Tausenden beim Public-Viewing in einer großen Handball-Stadt, Bruder #2 ist selbst Handballer und hatte zum Finale eingeladen, nur hier bei uns schien das Interesse eher mau zu sein. In Ermangelung eines funktionierenden Fernsehers bin ich am Sonntag schon 45 Minuten vor Anwurf losgegangen, um in der Sport-Kneipe, auf deren großer Leinwand wir schon gute Fußballspiele gesehen haben, einen Platz zu bekommen. Die Sport-Kneipe hatte zu.
Also habe ich mich zwischen flanierenden Bürgern auf die Suche nach einem Fernseher mit Handball gemacht – und fand beim Italiener an der Ecke einen Fernseher mit Verkaufssendungen und für die Uhrzeit erstaunlich luftig gekleideten Damen. Noch war ja Zeit, also fragte ich die Bedienung, ob sie nachher auf Handball umschalten. „Handball?“ Ja, Handball, heute ist das Finale der Weltmeisterschaft… Deutschland gegen Polen, übrigens. „Hm.“ Sie fragt ihre asiatische Kollegin, nach deren ratlosem Blick erklärt sie mit großen Gesten, was „Handball“ ist. Okay, wenn es im Fernsehen kommt, zeigen sie es. Danke!
Die Gruppe osteuropäischer Männer beobachtet die Verhandlungen interessiert und amüsiert und einigt sich mit dem italienischen Kellner schließlich auf ZDF als Übertragungssender. Ich trinke Latte Macchiato und warte. Als 10 Minuten vor Anpfiff noch immer Skispringen übertragen wird, schlage ich vor, es mit ARD zu probieren. Gute Wahl.
Die Männer amüsieren sich weiterhin, stimmen aber dafür, das Ganze etwas lauter zu schauen. Also: Handball!
Die anderen Gäste des Cafés kommen und gehen, gelegentlich fragt einer, warum Handball geguckt wird, fragen die Kellnerin, worum es geht, sie fragt den Kellner, ob es Halbfinale ist, der Kellner fragt mich… Der italienische Inhaber kommt dazu, lässt sich von mir ein paar Grundlagen erklären (wie lange dauert so ein Spiel? Wer ist wer? Warum halten sie die Zeit an?). Längere Diskussion zwischen den Kellnern über „effektive Zeit“, halb auf Italienisch, halb, mit fragendem Blick auf mich, auf Deutsch.
Nein, ich bin keine Fachfrau, aber für die Basics reicht es.
Der zweite Inhaber schaut eine Weile an die Bar gelehnt zu. Fragt mich schließlich beim Spielstand 21:14 „Scusi… Vorteil für wen?“ Die meisten Gäste verlassen das Café etwa in der Mitte der zweiten Halbzeit, wünschen mir beim Gehen Glück. Es rücken einige Pärchen und Kleinstfamilien nach, die sich mit dem Rücken zum Bildschirm setzen, und eine Gruppe asiatischer Frauen mit sehr vielen sehr kleinen Kindern, die überwiegend „Biene Maja“ bestellen.
Das Spiel ist aus, der Kellner freut sich über die aufgeklebten Bärte, die Kellnerin bedankt sich fürs Trinkgeld und guckt mich trotzig an, „ich war eigentlich ja für Polen“.
Die Siegerehrung warte ich ab, Feuerwerk, Präsidenten, Medaillen, schließlich die Nationalhymne.
Und die kleinen asiatischen Kinder gucken auf ihr Eis und singen mit, mit leisen hohen Stimmchen und vollkommen textsicher.