„… ein Land mit hoher Dichterdichte.“
Himmel, hilf beim Formulieren!
Fakirstochter
Am Nachmittag habe ich bei meiner Cousine ausgeholfen, Modedesign mit Schneiderwerkstatt im Laden. Eine Frau mit kleiner Tochter, maximal ein Jahr alt, guckte sich neben dem großen Spiegel, wo die Kleider bei Anproben abgesteckt werden, eingehend die Pullover an. Werkstatt, Schneidern, Abstecken: Da liegt schon mal was rum, Fäden, Pailletten oder Stecknadeln findet man eigentlich immer.
Das kleine Mädchen saß auf dem Fußboden, die Mutter stand mit dem Rücken zu ihr in den Pullovern und fragte mich nach einer größeren Strickjacke. Wollte ich ihr gerne suchen, da ich aber auf dem Weg zu ihr sah, dass dem Kind ein Stecknadelkopf aus dem Mund schaute, bin ich erst einmal vorsichtig in die Knie gegangen. „Na, darf ich dir das mal wegnehmen?“, bloß nicht erschrecken, atme jetzt bitte nicht tief ein, um besser schreien zu können, Kind!
Nadel gerettet und ich erklärte der Mutter, dass ich ihrer Tochter nur kurz die Stecknadeln aus dem Mund nehmen würde, dann käme ich zu ihr, währenddessen überprüfte ich noch Händchen und Mund, gut, alles in Ordnung, Kind soweit entnadelt und keine weiteren in Reichweite.
Die Mutter warf einen knappen Blick über die Schulter, „Nadeln? Ah ja, und? Haben Sie die Jacke jetzt auch in weit?“
Nadeln sind die neuen Kekse, oder wie?
Aus ein Ander
An Strengend.
Stockbrot (das)
Als ich letztens bei meinem Cousin gekocht habe, warnte ich ihn vor: Das sei zwar im Prinzip ein Rezept meiner Mutter, ich könnte aber nicht versprechen, dass es auch so gut werde wie bei ihr. Er: „Es ist mir egal, ob es schmeckt wie bei deiner Mutter. Hauptsache, es schmeckt wie bei meiner Mutter!“
Da Percanto bisher weder wie meine noch wie seine Mutter kocht, sondern gar nichts (gar nichts), gebe ich meine bescheidene Kunst gerade an ihn weiter. Das läuft als „Selbstgesteuertes Lernen“ und ist Teil seiner Ausbildung – ein Teil, den ich sehr begrüße! Und so sieht Kochkurs bei Percant@s aus:

Essige? Ich wusste gar nicht, dass es da einen Plural gibt.
Nur Balsamico.
2. Welche Öle?
Olivenöl aus dem Supermarkt nebenan, Sonnenblumenöl und ein winziges Fläschchen Olivenöl aus dem letzten Urlaub in Ligurien.
3. Welche Sorten Reis stehen dir derzeit zur Verfügung?
Basmatireis, Milchreis, billiger Supermarktreis (der vielleicht bessere, auf jeden Fall teurere kommt nur in Kochbeuteln. Wie kann man denn Reis in Kochbeuteln kochen? Wir jedenfalls machen Reis so: Zwiebeln in Öl (siehe oben, Oliven-) anbraten, Reis in diesem zwiebeligen Öl schwenken, statt Salzwasser mit Brühe aufgießen, ein paar Pfefferkörner dazu.) In Sachen angebrochener Basmati hege auch ich Lebensmittelmotten-Befürchtungen.
4. Welche Sorten Nudeln?
Spaghetti, grüne Bandnudeln aus Schwaben, weiße Bandnudelnester, Lasagne, Maultaschen (in die Tiefkühltruhe verfrachtet), und in dieser einen Tütenhühnersuppe sind Sternchennudel drin.
5. Welche Zuckerarten hast du in deiner Küche?
Kandis (siehe auch 7.), ganz normalen weißen Zucker, braunen Rohrzucker, braunen Öko-Rohrzucker, Vanillezucker.
6. Von welchem Gewürz hast Du die meisten Varianten in Deiner Küche?
Basilikum, glaube ich. Jedenfalls in den meisten Kombinationen: Basilikum Marke 1, Basilikum Marke 2, Basilikum in „Italienische Kräuter“, Basilikum in „Französische Kräuter“, Basilikum in „Arrabiata“, Basilikum im Blumentopf auf der Fensterbank.
Auch: Pfeffer in rot, schwarz, grün und als Cayenne.
(Percantos Aha-Erlebnis bei der letzten Kochstunde war das Pfefferwunder. Die Pfeffermühle war leer, ich habe ihm gesagt, er solle oben den kleinen Deckel aufmachen und Pfeffer nachfüllen, den ich ihm in einem Tütchen reichte. Großes Staunen. „Du tust da oben kleine Kugeln rein und unten kommt Pfeffer raus? Nicht schlecht!“)
7. Welches andere Nahrungsmittel hast du in auffallend großer Variantenzahl vorrätig?
Wenig originell: Tee. Auffallend viele Sorten – 20 -, weil ich davon fast nur eine trinke: Schwarz, Ostfriesenmischung, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Davon haben wir noch etwa 4 kg. (Danke, Mutti!)
Gelegentlich trinke ich Pfefferminztee, und wenn es die Sache verlangt, auch Kamille, seltener Darjeeling oder Earl Grey.
Außerdem habe ich Hibiskustee, Früchtetee rot, Beruhigungstee vom Examen (gut, der hätte den letzten Umzug auch nicht überleben müssen, aber man weiß ja nie), grünen Tee in Beuteln, losen grünen Tee mit Zitrone, schwarzen Tee mit Karamell, Rooibos Zitrone Minze (ohne Bindestriche), Rooibos Bratapfel (den haben wir glaub ich zur Hochzeit bekommen, hm, vor fast 4 Jahren), türkischen Apfeltee (Mitbringsel von den Eltern), türkischen schwarzen Tee (aus dem Laden unten), kleine nicht zu identifzierende Mischung mit Rooisbos, eine noch kleinere nicht zu identifizierende Mischung mit schwarzem Tee, je einen kreisförmigen Beutel „Grüntee Orient“, „Grüntee Grapefruit“, „Grüner Tee Jasmin“ (urgs, irgendwelche Proben anscheinend). Außerdem etwa 3 kg Yerba Mate „Taragüí“. Mate trinken wir in Deutschland auch (zu) selten, fast nur wenn Eduardo zu Besuch ist.
Ich habe im Moment keine Schokolade hier. Und nur eine Eissorte, nanu.
Ein unverzichtbares Koch-Utensil ist übrigens die blaugeblümte Schürze, die ich von meiner Großmutter geerbt habe. Aber das ist eine andere Geschichte.
8. Speiserkammerstock anbieten:
Hermano #1, Du bist doch ein großer Koch geworden, erzähl Du doch mal, was in Deiner Küche steht. In Ermangelung eines Blogs darfst Du es in den Kommentaren tun. Stehen bei Euch auch Blutproben im Kühlschrank, wie früher zu Hause?
Sonst noch jemand für das Stöckchen aus dem Gewürzregal zu erwärmen? Nur zu!
Sprachzentrum geblogt
Ich denke, sage, schreibe DAS Stock.
[Update zu: mein Blog ist ein Neutrum]
Deutsch als Fremdsprache [Sprachkurse]
„Wir brauchen mehr Sprachen,
aber wir haben nur Kramatik.“
[Danke, Ana. Aus einer Deutschkurs-Evaluation]
brodel
3. Oktober
Erst vor wenigen Wochen hat ihre Mutter erfahren, warum: Die Stasi brauchte für ihre Abhöranlagen angeschaltete Stromleitungen, Fernheizung zum Beispiel oder Telefon. Oder Fernseher. Bei E-M zu Hause haben sie immer sonntags während des Tatort-Showdowns die Wanzen angeschaltet.
Absurde Schilder [4]
Und nach Feierabend noch Scherereien mit der Frau
(Kennt den jemand? Den Witz mein ich, nicht Erwin?)
Die SZ macht das so:
„Als der Journalist Elmar Borgel nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt, kann er seinen Augen kaum trauen: auf dem Küchenboden liegt seine Frau Sandra – ermordet.“
Und das nach einem anstrengenden Tag. Geht doch nicht.