Blüh, Blümchen, blüh

Buchenwald-Landschaften im Frühling sind wirklich besonders hübsch, vor allem, wenn die Matten aus Buschwindröschen und Leberblümchen bis in die kleine Stadt hineinwachsen und es nach den gelben Winterlingen nun überall, wo nur ein wenig Erde liegt, blau und weiß leuchtet.
Trotzdem verlasse ich das Binnenland für ein paar Tage und fahre ans Meer. Bis bald!

Spätberufen

Am Abendbrottisch unterhalten wir uns über Omi, die gestorben ist, oder, wie Ju (3) es formuliert, die „fertig gelebt“ hat.
„Wo ist Omi jetzt“, fragt Ju, „ist sie im Himmel?“
„Ja, Omi ist jetzt im Himmel.“
„Und ist sie ein Engel geworden?“
„Omi ist ein Engel im Himmel, ja.“
„Mhm. Sie soll aber lieber ein Bauarbeiter werden…“

Füsch

Fangfrischer Singefisch („Morgen früh, wenn Gott will.“)

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Des Internets wunderbarer Haus- und Hofastrologe hat mir mehrfach erklärt, dass das erwartete Fischlein gut zu uns passen würde, vor allem zum musischen Steinbockvater. (Wo mögen sich wohl ein Steinbock und ein Fisch treffen? In einem Bergsee?) Nun ist unser flinkes Fischlein aber ein Wassermann, was ich mit „egal, ist ja auch nass“ kommentierte und zurechtgewiesen wurde. Wassermänner seien Luftzeichen (oder?), LUFT; ach, diese Logik der Sternzeichen wird sich mir nie erschließen.


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„Guck“, sagte meine Mutter, „sieht der nicht aus wie Baby B.?“ Quatsch, dacht
e ich. „Im Profil!“, sagte sie. Und sie hat Recht.


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Aus meiner ergiebigsten Zitatfundgrube Schwangerenforum:
„Ich habe mich die ganze Nacht herumgewelst.“
Ach, Fischlein.

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Glasbläserheringe
(dieses Mal als Trostfisch für einen ins Binnenland gezogenen Küstenbewohner)


für 12 Personen

3/4l Essig
1/2l Wasser
250g Zucker
zu einem Sud kochen (Zucker muss aufgelöst sein), abkühlen lassen.

20 Matjes ohne Kopf (750g)
375g rote Zwiebeln
150g Möhren
30g Ingwer

1/4 Stange Meerrettich
in 2cm Streifen, in Ringe resp. Scheiben schneiden.

Mit
3TL Piment (ganz)
4EL Senfkörner

6 Lorbeerblätter
in mehreren Lagen in einem großen Gefäß schichten.
Mit dem Sud aufgießen, alles muss mit Flüssigkeit bedeckt sein. Das Gefäß verschließen, mindestens etwa 2 Tage ziehen lassen.

Rezept von Mutti. Besonders beliebt bei Verwandtschaft aus dem Süden.

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Wie wir heißen


Während sein großer Bruder Ju den ganzen Tag schnabbelt, beschränkt sich Jas Vokabular noch auf die wirklich wesentlichen Dinge: „Mami“ (= Mami), „Papi“ (= meist Papi), „Opapa“ (= Opapa), „Ju-u“ (= Justus) und „Japa“ (= Jasper), „Blubb“ (= Fisch) und „Ba“ oder „Da“ (= der Rest der Welt). Seit Bruno da ist, sagt er auch stahlend „Beeeebi“, und zwar mit großer Begeisterung zu Bruno, zum Kinderwagen und auch zu mir, wenn er mich nicht gerade „Papi“ nennt.
Bevor Ju begann, höchst eloquent die Welt zu erklären, nannte er seinen kleinen Bruder „Japser“, und wir folgten ihm darin. Von daher ist der neuste Name, den Ja für mich hat, augesprochen passend: „Fiepe“.
Guten Abend, unsere Namen sind Japser und Fiepe; wir kommen von den Anonymen Asthmatikern.

Backe backe Kuchen


Bruno und ich sind mit Patenkind Ja (1) und dem großen Bruder Ju (bald 3) auf dem Spielplatz. In der Sandkiste buddelt Ja meine Schuhe ein. „Da“, sagt er, „da“, und recht hat er.

Ju klopft währenddessen sorgfältig Sand auf der großen roten Schaufel fest. „Hier“, sagt er und bringt mir die Schippe, „das ist fertig.“ „Oh toll“, begeistere ich mich, „hast Du Kuchen gebacken? Ist das ein Apfelkuchen?“
Ju guckt ernst zwischen der Schaufel und mir hin und her. „Nein. Das ist plattgeklopfter Sand.“
Realismuswochen auf dem Kinderspielplatz.

Eine Tasche für Helene

Coolcat hat eine schöne bunte Tasche genäht (mit liebevollen Details im Innenfutter) und versteigert sie für die kleine Helene, bzw. für die Deutsche Knochenmarkspenderdatei und die Typisierungsaktion, die ihr hoffentlich einen Spender bringt.
Und wenn nicht ihr, dann vielleicht einem anderen Leukämiekranken.

Hier ist die Tasche, bitte anklicken, Tasche toll finden, Coolcats Aktion erst recht, und dann bieten und spenden.
Die eigentliche Aktion läuft bei Ebay und endet am 6.3.

Bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei kann (und sollte!) man sich auch danach noch registrieren lassen, es ist ganz einfach. Es geht beim Arzt um die Ecke mit ein wenig Blut (und am besten auch einer Spende für die Unkosten der Typisierung), jetzt geht es sogar erst einmal ohne Pieks mit einem Wangenabstrich.
Hier kann man alles nachlesen, sich kostenlos ein Typsisierungs-Set bestellen und sich registrieren lassen. Das ist auf jeden Fall eine gute Sache, man kann kaum oft genug darauf hinweisen. Mitmachen, bitte.

Mammut

Da auf dem Gelände unseres Hauses früher einmal ein Stück botanischer Garten war, wie meine Vermieterin meinte, stehen hier zwar wenige, aber seltene und exotische Bäume. Direkt vor unseren Fenstern und am Balkon wächst ein Mammutbaum. Für noch etwa eine Stunde, vermute ich.

Mit Kind an der Brust habe ich sie nach den Gründen gefragt, sie murmelten etwas von „Abstimmung“ und „Hausverwaltung“, dann waren sie im Schredder- und Motorenlärm nicht mehr zu verstehen und zogen das wohl auch vor, schnell stiegen sie mit ihren Ohrenschützern wieder hinauf. Die ganzen unteren Äste sind schon weg, da oben sitzt der „Baumtechniker“, und obwohl gerade viele Leute vor dem Haus standen, hektisch telefoniert wurde und von Polizei die Rede war, haben sie die Kettensäge wieder angeworfen.
Was für ein fieses Geräusch, und die Sägespäne fliegen gegen das Fenster und der Boden hallt dumpf nach, wenn die großen Äste unten ankommen.

Zumutungen

Dass wir uns auf dünnes Eis begeben haben, als wir den zu Beginn der Schwangerschaft geträumten und dann zum Arbeitstitel gewordenen Namen unserem geborenen Kind tatsächlich gegeben haben, ist mir klar. Aber trotz langer Listen und noch längerer Diskussionen war am Ende kein anderer Name für einen Jungen mehr denkbar (und für ein Mädchen stand der Name noch nicht fest, als wir im Krankenhaus waren und dem Wehenschreiber zuguckten), und so ist aus Bauch Bruno oder Beule Bruno nun wirklich Baby Bruno geworden.

Sehr schön war die Reaktion gleich mehrerer Tanten, die auf die Nachricht „Bruno ist da!“ mit der Frage antworteten: „Und wie heißt das Kind jetzt?“

Die Kritiker und Skeptiker sind gewiss weiterhin kritisch und skeptisch, und wer den Namen vorher unmöglich fand, wird seine Meinung kaum geändert haben, sie schweigen nun aber höflich zu dem Thema, jetzt, da es eh zu spät ist. (Vielleicht melden sie sich bei Kind #2 einst wieder zu Wort, um Ähnliches zu verhindern.) Manche, die den Namen vorher nicht von uns gehört hatten, stutzen sichtlich, offene Ablehnung ist aber selten.

Gerade traf ich bei einem der ersten Ausflüge mit Kinderwagen meinen vorletzten Chef, der artig in den Wagen guckte und gratulierte, das hätten wir ja sehr gut hinbekommen, niedlich. Wie er denn heiße? „Bruno“, sagte ich, und der Chef guckte mich verblüfft an, lachte kurz, „meine Güte, warum müssen Sie alle Ihren Kindern so schreckliche Namen antun?“ Ich lachte mit, sagte, dass ich seine Überraschung verstehe, den Namen aber gar nicht so schrecklich fände, man müsse sich allerdings und zugegeben kurz daran gewöhnen.
Er schüttelte den Kopf, sagte dann aber: „Na ja, ich habe meinen Sohn ja auch Karl genannt.“
„Das ist doch gar nicht so weit weg von Bruno…“, stimmte ich zu.
„Aber wir haben ihn dann auch noch Marius genannt. Karl-Marius, so geht das dann!“
Da habe ich dann meine Meinung lächelnd verschwiegen.

Zurück ins Regal [4]

John Irving: Bis ich dich finde.
Übersetzt von Dirk van Gunsteren und Nikolaus Stingl.
Diogenes 2006, gebunden, Mängelexemplar, 1140 Seiten. (Wie übersetzt eigentlich man zu zweit einen Roman?)

Dieses Buch stelle ich vor Seite 1140 wieder ins Regal, ich bin etwa bei der Hälfte unterbrochen worden und habe dann am 4. Februar zwischen der Einnahme von 25mg und 50mg Wehenmittel zur Geburtseinleitung auf Seite 642 aufgehört zu lesen. Danach hatte ich anderes zu tun, und das hat sich bisher nicht geändert.
Meine Mutter hatte sich zu meiner Geburt Sternstunden der Menschheit von Stefan Zweig mitgenommen. Sie hat im Kreißsaal dann zwar doch nicht gelesen, dennoch bin ich ganz berückt von dem Titel, eine dem Kind sehr (zu sehr, jaja) schmeichelnde Wahl.
Durch den vorzeitigen Blasensprung hatten wir keine Zeit, die Lektüre dem Moment in unserem Leben anzupassen, und Bis ich dich finde ist nicht ganz so großartig wie Sternstunden der Menschheit, aber die Titelworte sind als wegweisende Zeile für eine Geburt doch passend (und deutlich besser als als vieles vom Inhalt).
Was bisher geschah.
Es ist ein Irving, und ich habe mir notiert, wann die ersten Ringer auftauchen und wann die ersten Transvestiten; leider ist der Zettel im Krankenhaus verloren gegangen, es war beides so um Seite 280. Bären sind bisher nicht dabei, dafür außer den Ringern auch Tätowierer und Tätowiererinnen und eine Menge Sexualität in diversen irvingschen Ausprägungen, wie für meinen Geschmack etwas viel sexueller Missbrauch eines kleinen Jungen, dazu Huren, Pornodarsteller, Vaginismus, Tod beim Sex.
Eigentlich geht es um Jack Burns, als Kleinkind, als Schüler im Internat, als junger Mann und Schauspieler, soweit bin ich jetzt, und um die Suche nach seinem Vater, einem Kirchenmusiker und Organisten, der sich Ausschnitte von Musikstücke auf den ganzen Körper hat tätowieren lassen, und um die Mutter des Jungen, die Tätowiererin und das verführte Chormädchen Alice, und um Emma, ein älteres Mädchen, das Jack missbraucht und liebt und die jetzt gerade beerdigt wird.
So ganz weiß ich noch nicht, worauf es hinausläuft. Mein Bruder #1 fand, Bis ich dich finde sei eines der besten Irving-Bücher seit langem, aber da ich vielleicht doch mit was anderem weiterlese, wenn ich wieder wach genug dazu bin, räume ich das Buch jetzt erst einmal ins Regal.
Zitieren möchte ich nur die Widmung, denn die passt gerade:

Für meinen jüngsten Sohn Everett, der mir das Gefühl gegeben hat, wieder jung zu sein. In der inbrünstigen Hoffnung, daß Du, wenn Du alt genug bist, um diese Geschichte zu lesen, eine ideale Kindheit gehabt hast (oder noch mitten in dieser Kindheit steckst), eine gänzlich andere als die hier beschriebene: die beste nur denkbare Kindheit.

Oh ja.


Bis ich dich finde liegt im Moment quer über der Kiste Franz Kafka:
Romane und Erzählungen, über Franz Kafka: Die Verwandlung, Arthur Schnitzler: Therese, Arthur Schnitzler: Der Weg ins Freie, Arthur Schnitzler: Frau Berta Galan und Arthur Schnitzler: Sterben. (Ja, es geht dann noch weiter mit Arthur Schnitzler, und ja, da hab ich mal ein Seminar zu besucht, wie sind Sie darauf gekommen?)