Mittelmaß

Was ist das eigentlich für ein Frauenbild, Frau Henkel?
Das große Interview der Neujahrs-Wochenendbeilage der Süddeutschen bestreitet Johannes Willms mit Gabriele Henkel zum Thema „Glamour“. Sie beantwortet Fragen zu Gästen, Festen und Eleganz – und zu Männern und Frauen:

¿? Welche Eigenschaft schätzen Sie an einem Mann am meisten?
: Himself!
[…]
¿? Gibt es Frauen, die Sie bewundern?
: O ja, und ihre Freundschaft ist mir wichtig.
¿? Und für was bewundern Sie die Frauen?
: Für ihre Persönlichkeit, ihre Schlagfertigkeit. Gute Frauen sind oft interessanter als mittelmäßige Männer.

Fällt der letzte Satz unter die geschätzte Schlagfertigkeit? Ich wäre ja sehr geneigt, ihn als ironischen Kommentar zu verstehen, nur passt die unironische Lesart leider viel besser zum restlichen Interview. „Gute Frauen sind oft interessanter als mittelmäßige Männer“. Na dann.

2007 – Jahr der Geisteswissenschaften


2007 ist also das „Wissenschaftsjahr der Geisteswissenschaften“. Netter Versuch, möchte man meinen, nach Einzeldisziplinen wie Physik, Informatik, Geowissenschaften, Chemie oder dem Einsteinjahr (gekontert vom Mozartjahr, aber das war wohl eine andere Veranstaltung) mal die gesammelten Geisteswissenschaften (tutti) zu Wort kommen zu lassen bzw. auf die Bühne zu bitten, oder was immer Geistis so tun.
Die Beschreibung dieses Jahres vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ist dann sehr aufschlussreich. Im ministeriellen Überlick über 2007 wird das „ABC der Menschheit“ als so dies und jenes beschrieben. Sprache soll im Mittelpunkt stehen, und es fallen tolle Schlüsselworte wie „Kultur“, „Weltanschauung“ und „Identität“. Sprache sei „Reden, aber auch Mimik und Gestik, Musik und Tanz.“ Vor allem aber sind Geisteswissenschaften offensichtlich „gefragt, wo Gentechnik oder Medizin möglich machen, was bislang undenkbar war, wo es unterschiedliche Sprachen zu erklären gilt oder wo Traditionen verstanden und übersetzt sein wollen.“
Bei allem Respekt für Medizin, Gentechnik und Informatik – ein Wort fehlt mir auf dieser hochoffiziellen Seite zur Bedeutung der Geisteswissenschaften: Literatur.
Mal davon gehört?