PINGUINE!

Wie toll! Eine Pinguin-Webcam! Auf dieser Seite der Provinz Chubut kann man 72 Stunden lang – bis morgen Abend – live verfolgen, wie die Magellan-Pinguine in ihrer „Sommerfrische“ in Patagonien ankommen.
Zwischendurch Landschaft und Guanacos. „Vigília de pingüinos.“ Ich bin entzückt.

Obelisco embanderado

Sechseinhalb Jahre nach Aufnahme unserer ganz privaten bilateralen Beziehungen in Buenos Aires feiern auch unsere Länder: 150 Jahre bilaterale Beziehungen zwischen Argentinien und Deutschland – 1857 repräsentiert von General Justo José de Urquiza und Friedrich Wilhelm IV, König von Preußen, 2001 von Percanto und mir.
Das heißt, die Argentinier feiern, und zwar so:


[Foto: Clarín]
Hat jemand mal das Brandenburger Tor angeguckt kürzlich? Ist da auch irgendwelches blau-weißes Tuch zu sehen?

Fledermauskotze

Percanto beschwert sich, drastisch in Wort und Gestik, über das Mensa-Essen.
„… und dieser Salat ist so ekelig! Er ist sowieso abartig, aber heute – der ekelhafteste Salat von allen war heute auch noch warm!!“

Wir nennen es „Sauerkraut“.

Nachtrag zu „Yo pisaré las calles nuevamente…“

Nachtrag mit mehr Text. Es ging mir unten vor allem um das Lied, bei dessen Liveaufnahme von Pablo Milanés ich bei 1’33 min – nach dieser Youtube-Version gemessen – jedes jedes jedes Mal Gänsehaut bekomme. Das Video ist Beiwerk, die Wahl fiel nur auf diese Version, weil sie außer aneinandergefügten Fotos auch Filmsequenzen hat. Beiläufig zeigt der Film einige der Großen; abgesehen von Allende, um den es (im Video) ja geht, im Schlussbild natürlich Neruda, vorher zum Beispiel Víctor Jara (0’33 – 0’37, im schwarzen Pullover rechts) und Violeta Parra (0’50 – 0’52). Zwei Sekunden lang ist ein Plattencover der Gruppe Illapu zu sehen (0’56 – 0’58), und der rechte der drei sitzenden Musiker ist Patricio Valdivia („el Pato Valdivia“). Keiner der ganz großen Berühmtheiten, aber ihn habe ich in Santiago kennengernt; zwei Wochen vor seinem Tod waren wir mit ‚meinem‘ Dichter und einem weiteren Schriftsteller zusammen Mittag essen. Drei Freunde, die mich mitnahmen zu einem spontanen und ganz privaten Mittagessen in einem versteckten Restaurant der Feuerwehr. Ich hatte Patricio gegenüber gegessen. Am Morgen dieses Tages war ein Gründungsmitglied von Illapu gestorben, wie er uns erzählte, er war gleichzeitig still und aufgewühlt, traurig und voller Energie – Trauer um den Freund, Wut, die er von einer politischen Veranstaltung am Vormittag mitbrachte, und im Umgang mit seinen Freunden war er warm und zärtlich.
Zwei oder drei Wochen später war auch Patricio Valdivia tot, an Herzstillstand gestorben, an „gebrochenem Herzen“, sagte F. Mein Brief-Tagebucheintrag vom 27.10.2005 endete so:
„Ich kannte ihn kaum, aber ich habe ihn in einem sehr emotionalen Moment kennen gelernt, und auch wenn dieser Augenblick mit dem Tod zu tun hatte, schien er selbst doch fern davon zu sein. Voller Wut und Trauer und anderen Dingen, und voller Leben, und auch gar nicht alt. Schwer zu fassen.“
Patricio Valdivias Tod hat mit dem 11. September nichts zu tun, auch wenn ich mir damals angesichts seiner merkwürdig vernarbten Handflächen Gedanken machte, was ihm wohl widerfahren sein mochte in der Diktatur.
Diese Mischung aus Zärtlichkeit, Wut, Enthusiasmus und Tod zieht sich allerdings durch viele der Berichte über und aus Chile, die ich gerade sehe und lese. Abendlektüre ist im Moment Canto truncado, die von seiner Frau Joan Jara verfasse Biographie Víctor Jaras. Und wenn man recht vertraut ist mit ihnen, haben sie auch ihn schon umgebracht.
Yo pisaré las calles nuevamente /
de lo que fue Santiago ensangrentada, /y en una hermosa plaza liberada /me detendré a llorar por los ausentes...

Perdonen que sea llorona.

Muggel

Bin ich eigentlich die einzige ohne Harry Potter?

[Zum ersten Potter-Film hatte mich übrigens Percanto überredet, 2001 in Buenos Aires. Wir waren fast allein im Kino, und während wir Hermine & Co dabei zusahen, wie sie zaubern lernten, hielt draußen der noch-Präsident Fernando de la Rúa (oder Cavallo? Ich weiß nicht mehr) eine Rede: Als wir rauskamen, hatte sich die Wut der Bevölkerung schon formiert und der erste Cacerolazo zog gerade am Kino entlang. Wir fühlten uns, als hätten wir uns aus einem Stück Weltgeschichte davongestohlen, hatten allerdings in den folgenden Wochen noch genug Gelegenheit, daran teilzuhaben.]

3-0

Wir hatten Sonntag fest vor, einen lustigen Abend zu haben: Brasilien gegen Argentinien im Endspiel der Copa America, in der Großraumsportkneipe auf Großleinwand übertragen (hinten spielen die einen Leute Billard, vorn und am Rand trinken und schauen die anderen Leute Fußball), Anpiff schon um 23 Uhr europäischer Zeit (und nicht um 3 Uhr früh wie das Halbfinale, was Percanto allein mit den Männern gucken durfte). Ganz hellblau-weiß gekleidet und gestimmt trafen wir dort mit den anderen zusammen, einer hängte die Fahne an die Wand und die meisten waren ziemlich nervös, aber zuversichtlich. Nervös, da Argentinien eine Neigung zu guten Turnieren und schlechten Endspielen hat. Und es war bisher ein sehr gutes Turnier gewesen. Nachdem Percanto längere Zeit sehr deutlich auf den Barkeeper eingeredet hatte, machte der auch schon kurz nach dem Anpfiff den Ton an und einem guten Fußballabend stand nichts mehr im Wege.
Außer vielleicht schlechter Fußball und Gegentore.
Und davon bekamen wir reichlich.
Inklusive Eigentor, was „schlechten Fußball und Gegentore“ ganz gut auf den Punkt bringt.
Nach dem 3-0 für Brasilien wurde die Stimmung aber wieder besser, und ich bin nach wie vor dafür, die Argentinier zur EM nächstes Jahr einzuladen. Bitte.