Ohrschellen

Die (neuen, grasgrünen, gutklingenden) Kopfhörer haben den Vorteil, dass sie – hinten in den Computer und oben in die Ohren gestöpselt und mich solcherart mit Bach oder Miss Li verbindend – mich daran hindern, mal kurz aufzustehen um dies oder das nachzugucken, wegzulegen oder aus dem Regal zu nehmen. Nicht mitten im Agnus Dei jedenfalls.
Der Nachteil: Sie haben keine Internet-Kindersicherung. Also bleibe ich geduldig sitzen und gucke halt Mails, bis das Agnus Dei um ist. Oder schreibe einen Limerick. Oder so.
(Noch 4 Monate. Mir ist schlecht. Die Bibliotheksaufsichten grüßen mich inzwischen alle.)

Rigatiga

Der Kritiker (aus dem Quartett) heißt Karasek
und wagt sich (sicher lächelnd) an den Limereck.
Tiger hin, Lady her,
Übersetzen ist nicht schwer!
Und Karasak reimt Lady mitsamt Versmaß weg.

Schlimmer-geht-immer-Limerick-Challenge bei Isabo.

Tauschhandel für Fortgeschrittene

Sachen tauschen, die man hat, ist ja ziemlich einfach. Wegen seiner Nähe zu „Jüdisch Pokern“ (mit der Fortgeschrittenenvariante „Jüdisch Mäxchen“) ist aber das Tauschen mit Dingen, die man nicht hat, viel toller.
Ich meine keine Spekulationen auf irgendwelche Kurse oder Goldwerte, damit kenn ich mich nicht aus. Ich kann nur Zugfahren, und im ICE von Süd nach Nord Gesprächen zuhören zwischen Angestellten im Schienenfernverkehr (aka Schaffnern) und Reisenden:In der Sitzreihe neben mir hockt eine junge Frau, Knie angezogen, auf dem Tischchen balanciert ein Laptop, mit dem sie über Kopfhörer verbunden ist. Sie hat einen dunklen, wuscheligen Pferdeschwanz, oder was davon übrig ist, denn die meisten Strähnen haben sich aus dem bändigende Haargummi gewunden und werden auf den Weg über Schultern, Rücken, Brust nur von Ohren, Kopfhörerkabeln, Schal aufgehalten. Was sie am Computer schreibt und schiebt sieht nach einer Powerpoint-Präsentation aus, oder vielleicht entwirft sie auch das Design für irgendetwas ganz anderes. Sie tippt, hört Musik, guckt konzentriert auf den Bildschirm, schiebt darauf etwas hin und her, tippt, wippt die ganze Zeit mit dem Fuß, lacht laut und zufrieden auf, zappelt mit der Hand, tippt, strahlt.
„Personalwechsel, die Fahrscheine bitte.“
Der rotblonde Schaffner wendet sich ihr zu, sie stöpselt die Ohren aus, hält ihr Portemonnaie geschlossen in der Hand, lächelt den Schaffner an: „Haben Sie vielleicht eine Steckdose für mich?“
Er zieht die Luft durch die Zähne. „Eine Steckdose? Nein, tut mir leid. Steckdosen sind leider aus. Die habe ich heute schon alle rausgegeben.“
Sie lacht, wedelt mit der Hand, zeigt auf ihren Laptop: „Nein, ich meine hier… also nicht ob Sie selbst,… ob es hier wohl eine gibt?“
Er hebt bedauernd die Schultern. „Nein, Steckdosen für Einzelplätze hab ich leider nicht mehr. An den Tischen hätte ich eine für Sie gehabt. Aber hier – alle weg, tut mir leid.“
„Naja, schade.“ Sie hält ihm die Fahrkarte hin. „Hier. Ich muss Ihnen aber gleich sagen, dass ich meine Bahncard nicht dabei habe.“
Er nimmt die Fahrkarte, stempelt, lächelt sie an. „Ich habe keine Steckdose für Sie, Sie haben keine Bahncard für mich. Das ist dann so in Ordnung.“