Fledermauskotze

Percanto beschwert sich, drastisch in Wort und Gestik, über das Mensa-Essen.
„… und dieser Salat ist so ekelig! Er ist sowieso abartig, aber heute – der ekelhafteste Salat von allen war heute auch noch warm!!“

Wir nennen es „Sauerkraut“.

Ich hab ja sonst nichts zu tun

War ja auch blöd, anzunehmen, das könnte so klappen.
Wenn man die Bahncard 25 auf Bahncard 50 umstellt, kündigt man die alte Karte innerhalb der Laufzeit und schließt für die 50er einen neuen Vertrag. Man muss dann den vollen Preis für die neue Bahncard zahlen und bekommt den schon gezahlten Betrag für die 25-Karte für die Monate, die man nun nicht mehr nutzen wird, auf sein Konto überwiesen.
So wurde es erklärt, so haben wir es gemacht. Also, ich. Die haben das nicht so gemacht. Jedenfalls besitze ich zwar seit einiger Zeit eine Bahncard 50 und habe meine alte 25er schreddern lassen. Bisher habe ich allerdings kein Geld für die nicht genutzten Monate zurückbekommen, dafür heute aber Post:

Sehr geehrter BahnCard-Kunde [mit BinnenMayuskel, ganz wichtig],
heute erhalten Sie Ihre neue BahnCard 25. Damit sparen Sie ab sofort bei jeder Bahnfahrt innerhalb Deutschlands 25% […]. Unterschreiben Sie gleich Ihre neue BahnCard 25 auf der Kartenrückseite. Dann können Sie ein ganzes Jahr lang sparen, Vorteile mitnehmen und Punkte sammeln. Ihre BahnCard 25 verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr. […]

Äh, nein.
Nein, ich will nicht 25 % sparen, ich will nicht unterschreiben und vor allem möchte ich keine automatische Verlängerung.

PS: Neu! Bezahlen mit der BahnCard (Lastschrifteinzug) bei Buchung im Internet oder per Servicetelefon. Probieren Sie es aus!

Nein! (Auch das Entsperren der Sparkassenkarte war zwar mühsam, aber es hat nun geklappt, und ich gedenke nicht, mir eine Zweit-Bahncard als Zweit-Geldkarte zu halten!)

Wahrscheinlich lässt es sich irgendwie klären, wahrscheinlich werden sie die Karte zurücknehmen und vielleicht bekomme ich dann auch nur ein oder zwei Rechnungen für meine tolle neue BahnCard 25.
Und wahrscheinlich war es eben einfach blöd von mir anzunehmen, dass es auf Anhieb klappen könnte. Tut es sonst ja auch nicht.
Nachdem ich jedenfalls die Zeitung nach einer Abounterbrechung wegen Auslandsaufenthalt weitere zwei Monate nicht bekam, schoben sich die Zusteller ja auch nur gegenseitig die Schuld zu und die Dame von der Zeitung versprach dann, mir die zwei Monate gutzuschreiben, änderte aber stattdessen mein Studentenabo in ein reguläres Abo, zum doppelten Preis. Und bietet mir nach meiner Kündigung jetzt an, die Lieferung sofort einzustellen. „Ja, dann bekämen Sie ab morgen keine Zeitung mehr. […] Ja, Sie hatten schon den ganzen September bezahlt. […] Hm, das ist wahr, dann ist das kein Vorteil für Sie, wenn Sie die bezahlten Zeitungen nicht mehr bekommen.“

Und auch mein Verleger bezahlt ja nicht nur mein Honorar nicht, sondern lässt stattdessen Rechnungen verschicken für die über die Freiexemplare hinausgehenden Bücher. Vor dem Stichtag für mein Honorar im März, weshalb ich (brav + naiv + im Glauben an das Gute im Menschen) diese Rechnung sogar bezahlt hatte. [File under: „Dinge, die ich bereue.“]
Seitdem hüllen sie sich in Schweigen.

Nein, ich wundere mich nicht. Und morgen geh ich halt mal wieder zur Bahn.
Genervt.

Nachtrag zu „Yo pisaré las calles nuevamente…“

Nachtrag mit mehr Text. Es ging mir unten vor allem um das Lied, bei dessen Liveaufnahme von Pablo Milanés ich bei 1’33 min – nach dieser Youtube-Version gemessen – jedes jedes jedes Mal Gänsehaut bekomme. Das Video ist Beiwerk, die Wahl fiel nur auf diese Version, weil sie außer aneinandergefügten Fotos auch Filmsequenzen hat. Beiläufig zeigt der Film einige der Großen; abgesehen von Allende, um den es (im Video) ja geht, im Schlussbild natürlich Neruda, vorher zum Beispiel Víctor Jara (0’33 – 0’37, im schwarzen Pullover rechts) und Violeta Parra (0’50 – 0’52). Zwei Sekunden lang ist ein Plattencover der Gruppe Illapu zu sehen (0’56 – 0’58), und der rechte der drei sitzenden Musiker ist Patricio Valdivia („el Pato Valdivia“). Keiner der ganz großen Berühmtheiten, aber ihn habe ich in Santiago kennengernt; zwei Wochen vor seinem Tod waren wir mit ‚meinem‘ Dichter und einem weiteren Schriftsteller zusammen Mittag essen. Drei Freunde, die mich mitnahmen zu einem spontanen und ganz privaten Mittagessen in einem versteckten Restaurant der Feuerwehr. Ich hatte Patricio gegenüber gegessen. Am Morgen dieses Tages war ein Gründungsmitglied von Illapu gestorben, wie er uns erzählte, er war gleichzeitig still und aufgewühlt, traurig und voller Energie – Trauer um den Freund, Wut, die er von einer politischen Veranstaltung am Vormittag mitbrachte, und im Umgang mit seinen Freunden war er warm und zärtlich.
Zwei oder drei Wochen später war auch Patricio Valdivia tot, an Herzstillstand gestorben, an „gebrochenem Herzen“, sagte F. Mein Brief-Tagebucheintrag vom 27.10.2005 endete so:
„Ich kannte ihn kaum, aber ich habe ihn in einem sehr emotionalen Moment kennen gelernt, und auch wenn dieser Augenblick mit dem Tod zu tun hatte, schien er selbst doch fern davon zu sein. Voller Wut und Trauer und anderen Dingen, und voller Leben, und auch gar nicht alt. Schwer zu fassen.“
Patricio Valdivias Tod hat mit dem 11. September nichts zu tun, auch wenn ich mir damals angesichts seiner merkwürdig vernarbten Handflächen Gedanken machte, was ihm wohl widerfahren sein mochte in der Diktatur.
Diese Mischung aus Zärtlichkeit, Wut, Enthusiasmus und Tod zieht sich allerdings durch viele der Berichte über und aus Chile, die ich gerade sehe und lese. Abendlektüre ist im Moment Canto truncado, die von seiner Frau Joan Jara verfasse Biographie Víctor Jaras. Und wenn man recht vertraut ist mit ihnen, haben sie auch ihn schon umgebracht.
Yo pisaré las calles nuevamente /
de lo que fue Santiago ensangrentada, /y en una hermosa plaza liberada /me detendré a llorar por los ausentes...

Perdonen que sea llorona.

44 tage – ausnahme/zustand

Neiki als Artist in Residence bei Percanta.
In der Sidebar gibt es seit heute Nacht und noch fast 44 Tage lang Kunst.
Nach „H&M Schleyer“ 1997 und 2002 (rechts eines von 12 Bildern der Serie 2002) fertigt Neiki dieses Jahr 44 tagesaktuelle Versionen eines deutschen Herbstes, die Schlagzeile der Stunde wird immer hier zu sehen sein, die gesamte Serie – in process – nebenan auf seiner eigenen Seite.

Den standesgemäßen Anfang von „44 tage – ausnahme/zustand“ machte am 5. September Frau Merkel, als weitere Protagonisten folgten Stegner, Fritz G. und gestern Bin Laden (im Moment noch in der Sidebar). Wer heute und morgen teilnimmt, hängt noch von der Nachrichtenlage ab.
Ich bin gespannt.
Bis Neikis Gästebuch aktiviert ist, dürfen Nachrichten an ihn gerne hier hinterlassen werden. In Vorwegnahme der Online-Durchsuchung werden wir das Postgeheimnis nicht wahren.

Anteilnahme

Schon wieder eine Erkältung, die aber brav sukzessive verläuft, erst Halsweh (so geht’s immer los), dann wandert es rum. Jetzt sind wir bei Schnupfen, und als ich vorhin mal wieder in der Sparkasse war (Aktion im Automaten steckengelassene Karte, Episode 7, Teil „Ihre Karte wird aus Sicherheitsgründen einbehalten“) und mir beim Warten die tränenden Augen hinter der beschlagenden Brille trocknete, fragte mich die Dame an der Information mitleidig: „Oh, haben Sie neue Kontaktlinsen?“
Neue Kontaktlinsen, traue der Sache aber noch nicht und habe sicherheitshalber auch die Brille aufgesetzt? Neinm, nmur Schnmpfn.
[Und Kartesperren kostet 10 Euro. Entsperren viel Zeit.]

Merk(-)würdige Vergleiche [1]

Sascha Lehnartz in der FAS über das young.euro.classic Festival:

„Die sinnfreien Punkte im Titel unterstreichen die Sperrigkeit eines Festival-Namens, der klingt wie ein Staubsauger, der ein altes Fünfmarkstück unter dem Sofa verschlingt.“

Deutsch als Fremdsprache [neue Briefe]

guten Tag meine Rammen und monsieurs

ich bin Herr HXXX AXXX ich bin ein neuer Abiturient, und ich will meine Studie in Deutschland beenden, und es ist für ce-là, daß ich eine Einschreibung in Ihrer ehrenwerten Einrichtung um ein Zertifikat des daf-Tests zu haben und danke haben will, für Ihr Verständnis

[eine Mail, heute, dienstlich]