Era en abril

[…]

No pudo llenarse la boca de voz,
apenas vació el vientre de mi dulce amor.
Enorme y azul
la vida se le dio.
No pudo tomarla, no pudo tomarla,

de tan pequeño.

[…]

Nichts zu sagen, nichts zu schreiben. Nur dass wir traurig sind, beste Anna.
Eleni. Kalinichta, Eleni.

Maskenball umgekehrt

Eine Bloglesung ist wie ein umgekehrter Maskenball. Man geht gänzlich unverkleidet, als fleischlicher Mensch der Kohlenstoffwelt, mit einem Namen, der auch im Ausweis steht und mit einem offenen Visir. Und die fehlende Camouflage ist die beste Tarnung.
Ich werde erst erkannt, wenn ich mein Pseudonym nenne oder vorgestellt werde: „Das ist die Percanta aus dem Internet.“ Karneval andersherum. Rätseln. Suchen nach einem verräterischen Detail. Die Eingeweihteren frage ich flüsternd, wer denn dies sei, und wer jener? Die Leute im Raum erkennen, wenn sie sich noch einmal kurz ihre Masken vor die Augen halten.
Der staunende Blick auf die Gesichter hinter den Avataren. Sofortige Vertrautheit bei denen, die zwar unter falschen Namen, aber mit echten Fotos bloggen. Die Nähe ist sicher trügerisch, Lesen und Gelesenwerden in deutlichem Ungleichgewicht. Einmal entschuldige ich mich, dass ich so mitten im Gespräch beginne. Ich muss kurz an Begegnungen mit Tagesschausprechern denken: Aber Sie müssen uns kennen, Herr Wickert, wir schauen doch jeden Abend die Nachrichten!

Einige der Vertrauten lesen Texte vor, die ich schon vor längerer Zeit, als die Worte noch ganz frisch waren, selbst gelesen hatte. Und hinterher kann man sich nicht mal die Blogs signieren lassen.
Wer in meiner Blogroll untereinander steht, sitzt nun kichernd nebeneinander auf dem Sofa.
Dieser Dialekt, hinreißend! Größer als erwartet, und lockiger. Der Humor – genauso. Der Charme auch. Dem gezeichneten Selbstporträt so ähnlich. Und Mimik, die Leute haben Mimik!
Wir nennen uns weiterhin bei unseren erdachten Namen, trinken echtes Bier und sehen einander ins ungepixelte Gesicht.
Und das Blogbaby duftet in meinem Arm und hat genau das richtige Gewicht für Glück.

Gründlich

Manche Studentinnen (wie ich nach der Handschrift vermute) arbeiten wirklich außerordentlich gründlich. Ich dagegen nahm das Buch nur zum Quergucken in die Hand, um an den Bleistift-Intertexten hängenzubleiben.
Dass – in einem Bibliotheksbuch, grmpf- ein guter Teil der Wörter als Vokabeln verstanden und an den Rand oder über die Zeile geschrieben wird, kennt man.
Fett in Klammern stehendes ist jeweils als Bleistiftkommentar zu denken:

Así, un ángel se encarga [übernehmen] de trasladar [Umsetzung] al monje [Mönch] Barlaán a su lado para que transforme su congoja [Schmerz] de haber nacido para la muerte en desdeo ardiente [brennend] de vida eterna [ewig], mediante la instrucción cristiana y el bautismo [Taufe].

239 Seiten, ein langer Weg.

Wirklich beeindruckend aber der Fleiß, der schon im Inhaltsverzeichnis ansetzt:

Capítulo I: Las Fuentes [Quelle, Schlüssel] ... 17
Capítulo II: Interpretación moral …………. 35
Resumen …………………………………… 44 [10 Seiten]
Capítulo III: Interpretación política ……….. 45
Resumen …………………………………… 57 [14 Seiten]
Capítulo IV: Interpretación filosófica ……… 59

Und so weiter.
Schön, dass das mal quantitativ ausgewertet wurde.

Veto

Ich weiß nicht, ob das gelebte Demokratie ist oder ein Staatsstreich. Jedenfalls legt im fragilen Zusammenspiel der Kräfte Pflichtgefühl, Ehrgeiz, Angst und Lust letztere gerade konsequent ihr Veto ein. Und verschwindet in den Urlaub, einfach so. Woraufhin Pflichtgefühl und Ehrgeiz die Versammlung für nicht beschluss- und sich selbst für arbeitsunfähig erklären und erst mal einen Kaffee holen. Nur die Angst, die dreht, so von allen guten Geistern verlassen, fleißig weiter am Rad.
Ich kann so nicht arbeiten.

Zäh [2]

Was mir beim Titel des letzten Postings einfällt, ansonsten gar nichts damit zu tun hat:
Ich höre ja visuell. Das heißt, dass ich gesprochene Worte vor dem berühmten inneren Auge als geschrieben Worte sehe. Nicht immer, aber meistens, und je konzentrierter ich zuhöre, desto ausgeprägter. Darum muss ich auch immer wissen, wie sich Namen schreiben, sonst ist da ein verschwommener Fleck im Schriftbild.
Bei mir hat jedes Gespräch Untertitel.
Um zum Auslöser zurückzukommen: Ohne mir darunter etwas vorstellen können, habe ich früher bei Staumeldungen im Radio immer „C-fließender Verkehr“ gehört.

Zäh

Es läuft gerade ein wenig zäh und mühsam, und vor allem habe ich seit dem Wochenende schlagartig keine Lust mehr. Nicht zum Bloggen, Bloggen ist prima, auch wenn ich mich gerade rar mache.
Widerwillen beim Öffnen des Dokuments. Unlust, schon wieder die eigenen Sätze zu sehen. Gezieltes Ablenken mit allem Möglichen.
Aber immerhin: Die noch etwas dünne Diss hat jetzt genauso viele Seiten wie die viel zu dicke Magisterarbeit. Jetzt schreib ich noch eine kürzere Magisterarbeit dazu, dann reichts.

Wenn nur der Inhalt nicht wäre, getippt ist das ja schnell.

Zunächst den Bewohnern Pommerns hochachtungsvoll gewidmet

Das Buch meiner Ururururgroßtante Wilhelmine (nachgezählt, 4 Urs, ihr Bruder war mein Ururururgroßvater), der historische Roman Die Belagerung von Stralsund, weist eine Fülle von Paratexten auf. Gewidmet ist er („zunächst“ und „hochachtungsvoll“) den Bewohnern Pommerns, und auf dem Titel sind zur thematischen Situierung einige Verse aus Wallensteins Lager von Schiller zitiert:

 

So ein Bramarbas und Eisenfresser,
Will einnehmen alle festen Schlösser,
Rühmte sich mit seinem gottlosen Mund:
Er müsste haben die Stadt Stralsund,
Und wär‘ sie mit Ketten an den Himmel geschlossen.

Zwischen dem im Weblog bereits zitierten Vorwort und dem ersten Kapitel ist ein weiteres Gedicht über Stralsund eingefügt, dieses wohl von der Verfasserin selbst. Der Ton ist ein anderer als im Wallenstein-Auszug, und in dieser Differenz deutet sich wohl die Spannung zwischen der „Romantik“, den „süßen anziehende[n] Verhältnisse[n]“ und den „Kriegsscenen, Intrigue, Witz, Abenteuer […]“, wie sie die „Damenwelt“ einerseits und der „Cavalier, der Militair, der Civilist dieses oder jenes Standes“ andererseits fordern [Vorwort, VI]. Gemeinsam ist beiden Texten die Verbindung zwischen der Stadt Stralsund und dem Himmel.
Hier das Gedicht auf Stralsund von Wilhelmine von Sydow, genannt Isidore Grönau, 1861. Der „W“ zu Beginn ist im Original mit einer haarfeinen Efeuranke umzeichnet:

Wer im Volk wüßt‘ nicht zu sagen,
Wo das alte Stralsund liegt?
Seine stolzen Thürme ragen,
Wo der kühle Belt sich wiegt;

Wo die schöne Jungfrau Rügen
Sich zum starken Pommern sehnt;
Sich an seine Brust zu schmiegen
Ihre weißen Arme dehnt.

Wo das Meer, das dunkelblaue,
Drum so ruhig fließt vorbei,
Daß sich S t r a l s u n d d’rin beschaue
Und erkenn‘ wie schön es sei.

S t r a l s u n d ‚ s Thürme sind Gedanken,
Einfach, aber hoch und kühn;
Wie Gebet hinauf sie ranken
Und das Herz zum Himmel ziehn.

Biber mit Zahnweh

Das geht ja eigentlich gar nicht, Biber sind schließlich die Schutzpatrone der Zahnpasta.

Dennoch: Als ihre Stimme erkältet und wunderbar verraucht und verrauscht war, hat Isa das Biberfieber-Lied neu aufgenommen. Ein Highlight der Blogliedkunst.
Ich kannte das Lied vorher nicht, was bedeutet, dass ich es nun nur mit Isas Stimme denken kann – und weil Bloglesen die Wahrnehmung der Welt ändert, höre ich nun beim jedem Krankheitsbericht die Biber im Hintergrund.

Wenn also Blogger und Twitterer Zahnweh haben (und Merlix hat die verschärfte Variante „Hysterischer Phantomzahnschmerz, stressbedingt“, darauf muss man erst mal kommen!), geht das nicht ohne Biberlied.
Merlix, Herzdame, Jawl, dach ift für Eudch.

Twitterherzen mit Zahnschmerzen, diese Armen!
Kann sich keiner dieser Tweetherzen erbarmen?
Hätten sie gesunde Zähne
und auch sonst keine Probleme
und ich Alkohol, wie wär das alles wunderbar.

Bitte zur Melodie von Biberfieber; heute aus gegebenem Anlass wie Robert Gernhardts „Knebellied“ mit betäubtem Mund zu singen.

Twichferherdfchen mit Dchahndchmerdchen, diefe Armeng!
Kann fich keiner diefer Tchfeetherdfchen erfarmeng?
Häffchen fie gefundche Dchfähne
unf auch fonfch keine Flochfleme
unf ich Alfohol, fie fär daf allefch dchfunderfar.

Gute Besserung.