Wenn ich einmal groß bin

„Was willst Du werden?“, wird Nuno (3) gefragt. „Ein Schulkind“, sagt er dann oft, denn ein Schulkind sein ist das größte und gleichzeitig vielleicht irgendwie erreichbar. „Wenn ich ein Schulkind bin“, fängt er viele Sätze an, und wenn er ein Schulkind ist, das ist ganz klar, darf und kann er praktisch alles. „In der Schule“, erklärt er, „in der Schule spielen wir draußen Fußball, und dann gehen wir rein, essen was, schlafen und dann werden wir abgeholt.“ So ungefähr mag es sein in der Schule, jedenfalls gaukeln die Schulhöfe mit fußballspielenden Kindern den neidvoll hinüberschauenden Kindergartenkindern einen solchen Schulalltag vor.
Außer ein Schulkind zu werden hat er aber auch noch andere Berufswünsche, ganz oben rangieren abwechselnd Busfahrer (Linie 6 oder 9, das ist unentschieden, aber er wird mich immer mitnehmen) und Feuerwehrmann. Zum Feuerwehrmann stand er auch dann noch, als ein kleines Mädchen, das Prinzessin will und um deren Freundschaft Nuno heftig buhlt, ihn fragte, ob er ein Prinz – ihr Prinz gar! – werden wolle. Nein, lieber Feuerwehrmann.
Einmal verkündete er, „Singer“ werden zu wollen, aber nur mit zwei Liedern: Eu se tu pego und dem Imperial March, oder wie er sagt: Darth Vader. Dann kam er aber wieder auf den Feuerwehrmann zurück. Vor einigen Tagen nun ein Sinneswandel: „Ich weiß jetzt, was ich werden will“, sagte er. „Wenn ich zehn bin, werde ich Astronaut.“
Astronaut, okay. Aber erst mit zehn, das ist beruhigend.
Er dachte ein wenig nach, blickte sinnend in den Himmel. „Vielleicht“, sagte er dann, „vielleicht werde ich aber auch einfach ein ganz normaler Mensch.“

 

Ein Gedanke zu „Wenn ich einmal groß bin

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