Das mit den Jahreszeiten ist gar nicht so einfach, vor allem nicht, wenn man erst zwei und der letzte Herbst ein halbes Leben her ist. Im Kindergarten sind die Jahreszeiten zwar immer wieder und in liebevoller Ausgestaltung Thema, jetzt zum Beispiel werden Kastanienketten gefädelt, die Kinder erzählen Igelgeschichten und basteln Igel mit Ahorn-Nasen, sie feiern Erntedank, machen eine Kartoffelwoche, bemalen Laternen und lernen Martinslieder. Es ist auch nicht so, dass Zweijährige die Veränderungen in der Natur nicht bemerken würden, und entsprechend sang Baby B ein Laternelied (ein Musterbeispiel des Textefalschverstehen, übrigens) „der Jäger in dem grünen Wald… mit der Tür geknallt… piff puff“ und beschwerte sich dann nicht etwa über die Türen im Wald, sondern fragte kritisch nach, „warum grüner Wald? Warum nicht rot?“ Auch haben wir natürlich morgens regelmäßig Diskussionen darüber, ob er Sandalen anziehen darf (nein) und ob er wirklich einen Schal tragen soll (ja), und thematisieren somit täglich, wie das mit dem Wetter ist. Und dennoch ist diese Sache mit Wetterlage über längere Phasen und wie das mit den Jahreszeiten zusammenhängt nicht ganz zu verstehen.
Heute früh etwa ging Baby B mit seinen neuen Winterschuhen los, stand dann vor der Haustür im ihn umwehenden Laub und bemerkte überaus zufrieden: „Guck, Mami, Wind! Und ich hab neue Windschuhe!“
Und heute Nachmittag ließ er sich einen Luftballon aufblasen, der noch vom Wahlkampf kam; der Slogan „mein Herz schlägt grün“ war in Farbe und Form des Ballons umgesetzt. Nachdenklich drehte er den Herzballon in der Hand. „Der ist der Herbs, Mami? Der ist der Herbs, der macht die Blätter bunter, wirft die Äpfel runter?“
(Unerfreulicher Nachtrag: Leider ist der Herbs 2011 etwas später am 26. Oktober geplatzt, als ein Kleinkind mit ihm hingefallen ist.)
Sehr schöner Text. Hat der junge Mann denn schon eine Herbst-Zeitlose zu Gesicht bekommen und sich gefragt, warum die im Oktober noch blühen, worauf Mami ihm den Namen erklären konnte? 😉
Das Sandalen-Problem kenne ich. Wir haben ein Jahreszeitenbuch mit Benjamin Blümchen, eine ähnlich wie bei Euch engagierte Kita und eine vage Erinnerung an den letzten Winter und eine gute an ein paar warme Sommertage. Das Zusammen gibt großes Interesse an den Jahreszeiten, ohne sie voll zu durchsteigen. Unverständnis vor allem bei dem Punkt, warum es kein Eis mehr gibt.
Dieses Unverständnis teile ich. Denn 1.: Eis geht immer. 2.: Eis geht gerade für Kinder am besten bei unter +2°, denn dann schmilzt es langsamer und das (kleine) Kind bekommt anders als im Sommer mehr Eis in den Mund als über die Hände, Hose (und Jacke, Schal und Handschuhe, ok).