Vor ein paar Tagen las ich flüchtig die Überschrift eines Zeitungsartikels:
„Wende-Museum in Los Angeles“
Ich hatte keine Zeit für den Artikel, wollte aber später nachschauen, wie das aussieht, so ein Wende-Museum. Ein Architektur-Museum mit hochinteressanter Museums-Architektur!
Meine Kinder haben beide Wende-Jacken, die sind innen einfarbig und außen gestreift – oder umgedreht, oder sie haben innen glatten Stoff und außen Plüsch, und wenn man sie dreht, hat man den flauschigen Stoff innen und trotzdem keine zuppeligen Nahtwülste außen und der Reißverschlüsse geht dennoch. Als Nicht-Näherin ist mir völlig unklar, wie man so eine Wende-Jacke herstellt. Noch weniger vorstellen konnte ich mir aber, wie ein Wende-Museum funktioniert. Drehbare Außenwände? Oder wie krempelt man das Haus auf links, wie kriegt man die Innenseite nach außen, die Exponate an die Fassade und den Putz nach innen? Vor meinem inneren Auge entstand ein Gebäude, das man einfach vollständig umkrempelt und das dann ein kuscheliges blaues Innenfutter nach… und dann fiel es mir ein. November, 25 Jahre später. Ein Wende-Museum. Sie zeigen Krempel, ohne das Haus umzukrempeln. Schade eigentlich.
(Können wir vielleicht so ein Museum haben, was zum Staunen und was für überraschende Wendungen im Kopf? Was war eigentlich drinnen und was draußen vor 1989, und wo ist jetzt außen und wie kuschelig wollen wir es? Wäre dafür nicht ein umkrempelbares Krempelhaus schön? Ein wendiges Wende-Museum im Wendehammer?)
10 € in die Wortspielkasse! Mindestens! 😀
Beschwer Dich bei meinem Hirn – die ganzen Krempelbilder waren inclusive blauem Flausch zum Umstülpen in meinem Kopf, bevor der 9. November sich mit sachlichen Argumenten eingemischt hat.
Ich möchte auch ein Haus mit einem kuscheligen blauen Innenfutter. Vor allem jetzt, wo doch der Winter kommt…
sie hätten auch das haus von wonko, dem verständigen nachbauen können!
Tatsächlich ist der Begriff „Wende“ für die Ereignisse in der DDR 1989 durchaus umstritten – denn geprägt wurde er von Egon Krenz, nachdem er Honecker abgelöst hatte. Da stellte Krenz es so dar, als säße die SED nach wie vor sicher am Steuer, schlüge nun einen neuen Kurs ein und bestimmte nach wie vor, wo es hingegen sollte. Das sahen (und sehen) viele Bürgerrechtler anders: Nicht die Partei hat in einem kontrolierten Manöver umgesteuert, sondern das Volk hat sie dazu gebracht: mit Friedensgebeten, Montagsdemos usw.
Als gebürtige Westdeutsche in Leipzig kenne ich viele, die statt „Wende“ lieber von „friedlicher Revolution“ sprechen – und das kann ich gut verstehen.