Er wünsche sich Watscheln, eine Taucherbrille und einen Schnorchel, hat uns Nuno im Frühsommer gesagt. Schließlich wolle er tauchen, und mit einem Schnorchel könne man auch unter Wasser reden! Darum brauche er einen. Da ist natürlich sofort einsichtig, und wir haben ihm im Sommerurlaub das von Herzen Gewünschte geschenkt. Etwas skeptisch zwar, denn das Kind „schwimmt“ noch mit Schwimmflügeln, aber einen Versuch kann man ja wagen. Die Flossen haben sich als unpraktisch erwiesen, da sie immer von den noch kleinen Füßen abrutschten, aber das Schnorcheln hat ganz erstaunlich gut geklappt. Nuno paddelte, das Gesicht unter Wasser, im flachen und im tiefen Wasser herum, schaute nach Steinen, Badehosen und Füßen und war – wie meist im Wasser – sehr zufrieden mit der Welt. Einmal hat er sogar einen Fisch entdeckt und ist ihm glücklich und aufgeregt nachgeschwommen, „der Fisch war aber schneller. Und es war ein ganz lebendiger Fisch, er hatte gar keine Gräten!“ Das beruhigt, auch in bezug auf die Wasserqualität im Tyrrhenischen Meer. Zwischen den zahlreichen anderen Badegästen bewegte sich also ausgesprochen ausdauernd ein kleiner Körper mit gestreifter Badehose, Schwimmflügeln und einem Schnorchel hin und her; das Gesicht unseres Kindes haben wir beim Baden auch nicht mehr zu sehen bekommen. Aber er war zum Glück dennoch leicht zu identifizieren: Aus dem Schnorchel drangen immer wieder Laute und Wortfetzen an die Oberfläche. Atmen, wer muss schon atmen. Hauptsache, man hat die Möglichkeit zu reden. Liebe Touristen und Einheimische: Wenn inzwischen alle Fische den Küstenstreifen fluchtartig verlassen haben, wissen Sie bescheid; Fische sind ja nicht gerade für ihre Gesprächigkeit bekannt. Scusate.
Zurück in Deutschland wollten wir den Schnorchler zu einem Schwimmkurs anmelden, denn er wirft sich respektlos in jedes Wasser und springt ohne Furcht vom hohen Steg in den See; besser, er kann das alles bald auch sicher ohne Schwimmflügel. „Bald“ ist leichter gesagt als getan, tatsächlich scheint man Kleinkinder nicht nur vor der Geburt für Krippenplätze anmelden zu müssen, sondern auch für Schwimmkurse: Die Warteliste für einen simplen Seepferdchenkurs belaufe sich auf sechs bis neun Monate Wartezeit, wurde uns beschieden. Vielleicht hätten wir doch einen Chinesischkurs buchen sollen. An das Naheliegende denkt man ja immer nicht.
Er bekam dann aber einen Platz im Schwimmkurs an der Uni, wo er jetzt als Mitarbeiter registriert ist, wer weiß, wofür das noch gut ist.
Nun paddelt Nuno also im Lehrschwimmbecken an der Beckenkante entlang und hält dabei den Kopf wacker über Wasser. Das muss er natürlich auch, sonst könnte er dem Schwimmlehrer ja keine Fragen stellen. Und niemand kann in Ruhe schwimmen lernen, solange nicht geklärt ist, wie eigentlich Schwimmnudeln über Wasser bleiben und wofür die hochgezogenen Netze und Tore da sind, und wofür die bunten Fliesen. Außerdem muss jemand dem Lehrer mitteilen, dass am Beckenrand olle Pflaster liegen, und zwar am besten gleich.