(Gracias, chicos, que me dejaron sacar las fotos! Ya se las mando por mail.)
Tag 30, Dienstag, 16. März 2010: Tango. Av. Callao / Av. Santa Fe.
Drei Jungen tanzten in wechselnden Paarungen und unterschiedlicher Rollenverteilung die „base“, den Grundschritt nach, dessen Schrittfolge an der Ecke Callao / Santa Fe in den Bürgersteig eingelassen ist. Hier führt der rechte Junge den linken gerade in den fünften Schritt, das Kreuz.
Sehr viel haben wir nicht erlebt heute, außer natürlich Baby B.s erstem Haarschnitt. Der hat damit zu tun, dass es etwas kühler und vor allem trockener geworden ist, und mit sinkender Luftfeuchtigkeit haben sich prompt seine Locken entkringelt und die vormalige Stirnlocke fiel ihm glatt bis auf die Nasenwurzel. Also habe ich meinem Babykind heute das erste Mal die Haare geschnitten, zumindest vorne ein Stück und hinten ein bisschen. Die Locken über den Ohren sind noch dran, und die Ohren auch.
Etwas kühler geworden heißt, dass wir ohne Ventilator geschlafen haben und auch jetzt am Abend die Kombination Spaghettiträger und Ventilator übertrieben wäre. Gestern habe ich sogar abends ein langärmliges T-Shirt angezogen, aber man fängt ja nach so großer Hitze albernerweise schon bei 25° an zu frösteln, die Argentinierinnen tragen längst Tücher und Jacken. Ich hoffe, die Frühlingsanzeichen in Deutschland, die mir alle übermittelt werden, setzen sich durch, sonst werden wir uns in zehn Tagen schön umgucken. Das werden wir natürlich sowieso, obwohl ich gestern mit dem Bedürfnis nach Ärmeln auch plötzlich das sehr herbstliche Bedürfnis nach Element of Crime hatte, die gleich „Wer zu lange in die Sonne sieht, wird blind“ sangen. So ist das wohl. (Ich versuche mich die ganze Zeit daran zu erinnern, ob Hosen sehr unbequem sind.)
Die Film- und Bücher-Einkaufstour von gestern haben wir heute nach dem Spielplatz fortgesetzt, und wir haben „Kamchatka“ doch noch im Original gefunden, überraschenderweise in der Buchhandlung „El Ateneo“ (vgl. Tag 3), wo ich von Marcelo Figueras Büchern nur sein Blog gefunden hatte. Außerdem haben wir CDs gekauf, Percanto Musik für sich, ich spanischsprachige Kinderlieder für Baby B. So richtig kommt man um Kindermusik wohl nicht herum, und dann sollte es wenigstens welche sein, die man als Eltern auch ertragen kann – und ich möchte sie in beiden Sprachen haben. Spanischsprachige Kinderlieder kenne ich zu wenig, um sie B. zu vermitteln, beziehungsweise kenne ich nur ein paar ganz alte, nämlich genau die, die auf der Kinderlieder-Platte waren, die unsere Nachbarn vor über 30 Jahren aus Chile mitgebracht haben. Als ich eines der brasilianischen Lieder bei meiner Brasilienreise mal anträllerte, zeigten sich die Einheimischen sehr irritiert. Sie würden das Lied zwar kennen, aber das würde nun wirklich niemand mehr singen, das sei ja mindestens 30 Jahre alt! Genau.
Die CDs wirken ganz gut, eine basiert auf der schönen lateinamerikanischen Folklore, eine enthält auch Zungebrecher und ähnliches, und auf allen singen die Leute so, dass ich das auch hören mag. Ansonsten sagt Freundin H., dass die richtige Folklore (außer Tango) auch gut geht mit Kindern, und das ist eigentlich jetzt schon so.
Ich wollte dann zu Hause mal kurz in den Film reinschauen, ob er läuft, bevor ich Felipe von der Buchhandlung wegen der Kopie absage. Kurz reinschauen ging nicht, ich habe „Kamchatka“ nun ganz gesehen, sehr gut. Regie Marcelo Piñeyro, und das Buch ist vom Autor des Romans, Figueras, und ich habe gerade gelernt, dass der Film älter ist als das Buch. Etwas irritierend, weil einige Szenen ohne den ausführlicheren Roman eigentlich nicht zu verstehen sind, aber ein Grund mehr, den Film im Seminar zu behandeln.
Der Vater ist Ricardo Darín, den ich nun schon in vielen argentinischen Filmen gesehen, sein Vater – der Großvater des Protagonisten – ist mit Héctor Alterio der gleiche, der auch in „El hijo de la novia“ Daríns Vater spielt. Mutter ist Cecilia Roth, die Jungen werden von Matías Del Pozo und Milton de la Canal gespielt. Zum Glück sieht die Hauptfigur, Harry bzw. Matías Del Pozo, meinem Kind so gar nicht ähnlich, eher schon der Kleine. Ich wusste ja sehr genau, worum es geht, aber es ist auch als Film wieder harter Tobak, und manche Dinge erträgt man als Mutter nicht unbedingt besser. Mit der Identifikation mit der kindlichen Hauptfigur ist es jedenfalls vorbei, und wahrscheinlich ist es gut, dass ich den Film jetzt einmal hier und allein gesehen habe, mit Taschentüchern und Pausen und Licht und dafür ohne all meine Studenten dabei. Und zum Glück ist mein ganz reales Babykind während des Films ganz oft aufgewacht, so dass ich immer rübergehen und es streicheln und uns beruhigen konnte.
Ich wiederhole nochmal meine Buch-Empfehlung, Marcelo Figueras, Kamtschatka, ins Deutsche übersetzt von Sabine Giesberg. (Der spanische Titel schreibt sich nur anders, Kamchatka.)
Auch der gleichnamige Film lohnt sich, wenn ihn die örtliche Videothek hat. Ansonsten bring ich eine Kopie mit. Sie sollten aber wissen: Es geht nicht gut aus. Und darum muss ich jetzt zu meinem Baby mit der Jungensfrisur. Gute Nacht.
Drei Jungen tanzten in wechselnden Paarungen und unterschiedlicher Rollenverteilung die „base“, den Grundschritt nach, dessen Schrittfolge an der Ecke Callao / Santa Fe in den Bürgersteig eingelassen ist. Hier führt der rechte Junge den linken gerade in den fünften Schritt, das Kreuz.
Sehr viel haben wir nicht erlebt heute, außer natürlich Baby B.s erstem Haarschnitt. Der hat damit zu tun, dass es etwas kühler und vor allem trockener geworden ist, und mit sinkender Luftfeuchtigkeit haben sich prompt seine Locken entkringelt und die vormalige Stirnlocke fiel ihm glatt bis auf die Nasenwurzel. Also habe ich meinem Babykind heute das erste Mal die Haare geschnitten, zumindest vorne ein Stück und hinten ein bisschen. Die Locken über den Ohren sind noch dran, und die Ohren auch.
Etwas kühler geworden heißt, dass wir ohne Ventilator geschlafen haben und auch jetzt am Abend die Kombination Spaghettiträger und Ventilator übertrieben wäre. Gestern habe ich sogar abends ein langärmliges T-Shirt angezogen, aber man fängt ja nach so großer Hitze albernerweise schon bei 25° an zu frösteln, die Argentinierinnen tragen längst Tücher und Jacken. Ich hoffe, die Frühlingsanzeichen in Deutschland, die mir alle übermittelt werden, setzen sich durch, sonst werden wir uns in zehn Tagen schön umgucken. Das werden wir natürlich sowieso, obwohl ich gestern mit dem Bedürfnis nach Ärmeln auch plötzlich das sehr herbstliche Bedürfnis nach Element of Crime hatte, die gleich „Wer zu lange in die Sonne sieht, wird blind“ sangen. So ist das wohl. (Ich versuche mich die ganze Zeit daran zu erinnern, ob Hosen sehr unbequem sind.)
Die Film- und Bücher-Einkaufstour von gestern haben wir heute nach dem Spielplatz fortgesetzt, und wir haben „Kamchatka“ doch noch im Original gefunden, überraschenderweise in der Buchhandlung „El Ateneo“ (vgl. Tag 3), wo ich von Marcelo Figueras Büchern nur sein Blog gefunden hatte. Außerdem haben wir CDs gekauf, Percanto Musik für sich, ich spanischsprachige Kinderlieder für Baby B. So richtig kommt man um Kindermusik wohl nicht herum, und dann sollte es wenigstens welche sein, die man als Eltern auch ertragen kann – und ich möchte sie in beiden Sprachen haben. Spanischsprachige Kinderlieder kenne ich zu wenig, um sie B. zu vermitteln, beziehungsweise kenne ich nur ein paar ganz alte, nämlich genau die, die auf der Kinderlieder-Platte waren, die unsere Nachbarn vor über 30 Jahren aus Chile mitgebracht haben. Als ich eines der brasilianischen Lieder bei meiner Brasilienreise mal anträllerte, zeigten sich die Einheimischen sehr irritiert. Sie würden das Lied zwar kennen, aber das würde nun wirklich niemand mehr singen, das sei ja mindestens 30 Jahre alt! Genau.
Die CDs wirken ganz gut, eine basiert auf der schönen lateinamerikanischen Folklore, eine enthält auch Zungebrecher und ähnliches, und auf allen singen die Leute so, dass ich das auch hören mag. Ansonsten sagt Freundin H., dass die richtige Folklore (außer Tango) auch gut geht mit Kindern, und das ist eigentlich jetzt schon so.
Ich wollte dann zu Hause mal kurz in den Film reinschauen, ob er läuft, bevor ich Felipe von der Buchhandlung wegen der Kopie absage. Kurz reinschauen ging nicht, ich habe „Kamchatka“ nun ganz gesehen, sehr gut. Regie Marcelo Piñeyro, und das Buch ist vom Autor des Romans, Figueras, und ich habe gerade gelernt, dass der Film älter ist als das Buch. Etwas irritierend, weil einige Szenen ohne den ausführlicheren Roman eigentlich nicht zu verstehen sind, aber ein Grund mehr, den Film im Seminar zu behandeln.
Der Vater ist Ricardo Darín, den ich nun schon in vielen argentinischen Filmen gesehen, sein Vater – der Großvater des Protagonisten – ist mit Héctor Alterio der gleiche, der auch in „El hijo de la novia“ Daríns Vater spielt. Mutter ist Cecilia Roth, die Jungen werden von Matías Del Pozo und Milton de la Canal gespielt. Zum Glück sieht die Hauptfigur, Harry bzw. Matías Del Pozo, meinem Kind so gar nicht ähnlich, eher schon der Kleine. Ich wusste ja sehr genau, worum es geht, aber es ist auch als Film wieder harter Tobak, und manche Dinge erträgt man als Mutter nicht unbedingt besser. Mit der Identifikation mit der kindlichen Hauptfigur ist es jedenfalls vorbei, und wahrscheinlich ist es gut, dass ich den Film jetzt einmal hier und allein gesehen habe, mit Taschentüchern und Pausen und Licht und dafür ohne all meine Studenten dabei. Und zum Glück ist mein ganz reales Babykind während des Films ganz oft aufgewacht, so dass ich immer rübergehen und es streicheln und uns beruhigen konnte.
Ich wiederhole nochmal meine Buch-Empfehlung, Marcelo Figueras, Kamtschatka, ins Deutsche übersetzt von Sabine Giesberg. (Der spanische Titel schreibt sich nur anders, Kamchatka.)
Auch der gleichnamige Film lohnt sich, wenn ihn die örtliche Videothek hat. Ansonsten bring ich eine Kopie mit. Sie sollten aber wissen: Es geht nicht gut aus. Und darum muss ich jetzt zu meinem Baby mit der Jungensfrisur. Gute Nacht.
PS:
Es muss ja nicht alles traurig enden, auch nicht der Blogeintrag. Wie jeder gute traurige Film hat auch „Kamchatka“ heitere und fröhliche Szenen. Sehr hübsch, wenn auch mit ziemlichem Kratzen im Hals (in meinem) schon, ist das gemeinsame Tanzen der versteckten Familie mitsamt dem bei ihnen mit untergetauchten Jungen Lukas. Sie tanzen zu diesem etwas albernen Lied:
Son tus perjumenes mujer. Sehr schön.
Und „mein“ brasilianisches Lied war dieses, Youtube hat ja alles:
Balaio meu bem.
Balaio meu bem.
PPS:
Da die verborgenen Links zu Youtube schon wieder nicht gehen, warum auch immer, bitte selbst kopieren:
Son tus perjúmenes mujer:
http://www.youtube.com/watch?v=x7O29IbwUyE
Balaio:
http://www.youtube.com/watch?v=68d_N_GO0tU
Die Links gehen aber doch! :-)Vielen Dank für das Foto von den Tango-Jungs. Percanta, ich traue mich ja kaum, Dir so eine klischeebeladene Pflichtübung zuzumuten, aber gehst Du denn auch auf Milongas?Liebe Grüße aus dem nicht sonderlich frühlingshaften Dresden. PS Ich war auch immer gottfroh, wenn meine Studis nicht mitbekamen, wie nah am Wasser ich gebaut bin.
Ja, Hosen sind sehr unbequem. Aber was haben Hosen mit der Temperatur zu tun? Röcke gehen immer. (Na gut. Bei unter -10°C würde ich vielleicht auch eher eine Hose tragen. Aber so kalt ist es hier nicht.
Klammer zu.)
Elbnymphe, bei mir kommt bei den Links immer eine Fehlermeldung, nanu. Und ich wollte eigentlich auf Milongas gehen, natürlich, habe meine abgetanzten Schuhe dabei und Tangokleidchen, aber es ist tatsächlich so, dass mein Mann fast jede Nacht auf eine Milonga geht, und da wir keinen Babysitter haben, bleibe ich zu Hause und gehe ich auf keine. So langsam hab ich auch keine Lust mehr, auch wenn die Milongas da nichts für können. Wenigstens in die Confitería Ideal will ich aber noch mal, da kann man ab 15 Uhr tanzen, oder, wenn man sich zu eingerostet fühlt mittlerweile, vielleicht wenigstens eine Fotosession machen. Isabo, ach ja, aber mit Strumpfhosen dann, richtig? Ach, man erinnert sich dann ja leider sehr schnell.
Ja, bei mir Blödi kommt auch eine Fehlermeldung, das habe ich aber erst zu spät kapiert. Was? Du bleibst zuhause, während er schwoofen geht? Das ist ja klassischer Tango-Stoff. Daß es bei Euch so authentisch zugeht! ;-)Geh man tanzen, Percanta! Kann ja wohl nicht sein, daß ich in Dresden hocke und von einer Reise nach BsAs träume, während Du dort bist und die Tangoschuhe Staub ansetzen. 🙂