Strahlende Sonne, der Sohn liegt erstmals barfuß in seinem Kinderwagen, die späten Perlhyazinthen kontrastieren mit den ersten Löwenzähnen, wir spazieren unter Hellgrün in allen Schattierungen und den verschwenderischen weißen und rosa Schaumkronen der Kirschbäume. Der Frühling treibt die Eichhörnchen die Bäume rauf und runter, und auch den Spaziergängern scheint er zu Kopf zu steigen. Wir werden von schlaksigen Jugendlichen angestrahlt, die ganz vergessen, cool zu sein, eine junge Frau geht eine Weile plaudernd neben mir her. In der Nähe des großen Spielplatzes im Park überholen wir ein innig umschlungen gehendes Paar: Er wird um die 10 Jahre älter sein als ich, trägt eine Schiebermütze und muss ein wenig schief gehen, um die Frau an seiner Seite zu umarmen. Sie hat einen silbernen Pagenkopf, ein freundliches Gesicht voller Falten,ist schon ein bisschen krumm und trägt den beigen Popelinemantel offen. Als ich fast an ihnen vorbei bin, löst sie sich aus seinem Arm, macht ein paar schnellere Schritte hinter mir her und bittet mich, das als Sonnenschutz aufgehängte Mulltuch anzuheben, sie wolle doch mal sehen, bitte. Brav zeigen beide ihr Entzücken, „ach Gott, ist die Kleine süß, oder ist es ein Junge?“ „Danke! Und ja, es ist ein Junge…“ Sie lacht mich an: „Ein Junge! Schön, da können Sie sich aber freuen. Einen Sohn zu haben ist das Beste, was Ihnen passieren kann“, sie strahlt ihren Begleiter an und drückt seinen Arm. „Ich habe ja auch einen Jungen, er hier. Einen Sohn zu haben ist das Beste, das Allerbeste. Wie alt ist Ihrer denn?“ „Er ist jetzt 10 Wochen alt.“ „Ach“, sagt sie und lehnt ihren Kopf an seinen Arm, „wie niedlich. Meiner ist schon älter.“ Das hatte ich ja fast vermutet. Er drückt sie auch, lächelt ganz ohne Ironie und nickt, „ich habe auch drei, und es geht alles so schnell. Genießen Sie es.“
Das tue ich, immerzu, und wir spazieren weiter durch seinen ersten und so irrwitzig kitschig-schönen Frühling.
Das tue ich, immerzu, und wir spazieren weiter durch seinen ersten und so irrwitzig kitschig-schönen Frühling.
Sehenden Auges mit Rosa den Witz zugekleistert.Aber hey, was soll man machen, wenn man den ganzen Tag mit einem barfüßgen Baby und dem Patenkind unter all diesen Blüten und sich schier überschlagenden Amseln verbracht hat. Da kann das stärkste Immunsystem nichts mehr ausrichten.
Ach was, ist schon recht. Mir geht das sogar ohne barfüßiges Baby so.