Auch wenn mir zum Glück relativ bald eingefallen ist, dass auf dem Beipackzettel des Medikaments, das ich gerade nehme, bei Nebenwirkungen etwas von „wässrig“ stand, war ich nicht gleich wieder ruhig und schläfrig, als ich um 4 Uhr früh mit dem nicht ganz aus der Luft gegriffenen Gedanken an eine undichte Fruchtblase aufwachte. Im Gegenteil kann dieser Gedanke auch zu dieser unmöglichen Zeit erstaunlich munter machen.
Um die Überlegungen etwas in vernünftige Bahnen zu bringen, habe ich den ph-Wert jener Flüssigkeit überprüft. Zum Glück hatte ich vom Herrn Vater eine Packung Teststreifen bekommen; diese stammen allerdings aus dem Krankenhaus und sind für Leute gedacht, die die Ergebnisse auch ohne Anleitung interpretieren können, weshalb ich nach dem erzielten Wert erst einmal die gewünschten Werte in Erfahrung bringen musste. Google funktioniert auch um 5 Uhr früh, und das Ergebnis war dann so beruhigend, dass ich anschließend nur noch anderthalb Stunden wach lag und darüber nachdachte, was ich täte, wenn nun doch, und der Mann nicht da, und das Köpfchen bestimmt noch nicht im Becken, und der Name nicht entschieden, und wie sieht es hier überhaupt aus, und die Kliniktasche nicht gepackt, wo das Stammbuch ist, weiß ich, aber.
All das ist nicht so gut für die Nerven, aber ich hab was über ph-Werte gelernt und man muss ja auch nicht immer und immerzu schlafen. Das konnte ich dann überraschenderweise doch noch, und zwar so lange, dass ich fast den Kinderwagen-Übergabe-Termin mittags verpasst hätte. Eine liebe Freundin hat mir im Zug den von einer Cousine geerbten Wagen mitgebracht; er ist sehr edel und offensichtlich auch sehr praktisch (auch wenn ich es statt so praktisch vielleicht lieber etwas romantischer gehabt hätte, mit einem richtigen Korb oben, wo man das Kind auf eine Matratze und unter ein plustriges Steckkissen legen kann, Sie wissen, was ich meine). Der Wagen war eine gute Gelegenheit für Lektion zwei, nach dem Üben von Wagen-Falten und Laufrichtungändern: Wenn man den Kinderwagen oben an der Straße abstellt, nicht die Fußbremse feststellt und sich von der Freundin verabschiedet, rollt er heimlich, still und leise und ziemlich schnell den Weg herunter, wo er dann im Gebüsch landet. Heute mit Kameratasche als Baby-Dummie ausprobiert. Das wiederholen wir eher nicht.
Nun macht es mich total wuschig, dass ich nicht verstehe, wie das Kopfteil der Tragetasche funktioniert. So wie es jetzt ist, würde das Baby kopfüber hinausrutschen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das so sein soll. Ich habe die Tragetasche in alten Bedienungsanleitungen auf pdf gefunden, doch zu meinem Problem steht da nichts, ich habe probiert, gebogen, gelesen, gefragt, bisher ohne Ergebnis, nur dass ich immer wuschiger wurde. Morgen vesuche ich es bei der Cousine, ihre Tochter sieht nicht aus, als wäre sie oft mit dem Kopf zuerst aus dem Kinderwagen gerutscht.
Apropos wuschig. Lektion drei: Wenn man hinten an der Waschmaschine die Stecker umstöpselt, kann man an den Wasserhahn kommen und diesen um eine entscheidende halbe Drehung verschieben. Das wiederum kann der Grund sein, warum nach 2 Stunden vermeintlichem Waschgang (bunt, 4o°) die Tür nicht aufgeht und ein strenges „FH“ leuchtet. Die Waschmaschine ist dann zum Glück nicht kaputt, aber mit Wasser geht Waschen deutlich besser. (Zur Strafe und um heute noch fertig zu werden, im neuen Versuch aber nur Kurzwäsche, pflegeleicht, pff.)
Apropos wuschig, apropos waschen. Lektion vier: Der große blaue Becher steht nicht stabil auf dem Sofa, und ein halber Liter schwarzer Tee ist auch auf Cord eine recht nasse Angelegenheit. Der Fleck in Form und Größe von halb Europa brachte mich zum Entschluss, auch gleich die zusammen mit dem Sofa von Bruder #1 geerbten Schokoladenflecken aus dem Beddinge-Cord-Bezug (blau) zu waschen. Angesichts einiger dringend zu erledigender Dinge (vgl. Gedanken zwischen 4 und 6 Uhr früh) ist Sofabezugwaschen natürlich ungefähr so sinnvoll wie Nägel lackieren nach einem Erdbeben, aber ich hatte auf ein schnelles und großflächiges Ergebnis gehofft. Leider lässt sich (Lektion fünf) Beddinge-Cord-Bezug (blau) zwar bei 60° waschen, passt aber nicht in die Maschine. Lektion sechs: In der Badewanne lässt er sich waschen, aber in nassem Zustand nicht mehr von einer einzelnen (schwangeren) Frau herausheben. Auch mit Zerrung im Oberarm nicht. Nun übernachtet Beddinge-Cord-Bezug (blau / nass) in der Wanne und ich werde morgen Abend wieder duschen, wenn Percanto zurück ist und ihn in den Keller verfrachtet hat, wo dann vermutlich die Leinen in die Knie gehen.
Lektion sechs: Die polnische Nachbarin trägt mit Grund Pelzmütze im Wäschekeller, denn dies ist ein kalter Ort für lange Gespräche unter tropfenden Socken.
Die angelassene Herdplatte (vorne links, Spinat) habe ich aber – wuschig hin oder her – bemerkt, bevor irgendwas gebrannt hat. Insgesamt war es also kein schlechter Tag.
Und sobald das Sodbrennen etwas nachlässt, lege ich mich hin, um ausgeschlafen zu sein für einen neuen Tag voller Abenteuer im Mutterschutz.
Hallo,gegen Sodbrennen hat mir ein Wundermittel geholfen, welches ich bis in den Kreissaal genommen habe: schimpft sich TEPILTA und ist ein echtes Wundermittel! Ich hab zum Schluss nur noch im Sitzen schlafen können und hab vor Schmerzen geweint. Also ausprobieren vielleicht hilft es.Grüße Simone
Aus gegebenem Anlass eine Klarstellung: Mit „romantischerer Kinderwagen“ meine ich NICHT Bärchen und rosa Rüschen, mit dem Dunkelblau (außen) und Grau-Weiß-Gestreift (innen) bin ich hochzufrieden! Kein Bärchenterror! Ich meinte nur: Wagen lieber auf Hüfthöhe als sportlich auf Knie- und Abgashöhe. Und eben ein Korb, der außen fest ist, wo das Baby auf einer Matratze liegt und unter einem (weißen mit Monogramm bestickten, z.B.) Kissen, nicht in einer Art Versandbeutel mit Henkeln. (Dessen Kopfteil ich immer noch nicht kapiere, übrigens.) DAS mein ich mit praktisch vs. romantisch.
Der Baby-Ticker…nicht so wirklich up-to-date…hihihi.