Was für ein deprimierender Zoo. Auf kleinem Gelände zum Glück nur wenige Tiere, ein paar Raubkatzen, bei denen man die Knochen zählen kann, ebenso magere Bären, der Braunbär kreist um sein rundes Wasserbecken und hebt immer an der gleichen Stelle den Fuß. Die Elefanten haben etwas mehr Platz vor ihrem 1904 erbauten Haus, auch die Giraffen haben zumindest nach oben Luft, um die Füße herum teilen sie das Gelände mit Zwergziegen und Straußen.
Das Nilpferd liegt hinterm Schuppen, der Tapir gähnt, das Tropenhaus ist leer bis auf einige in Schaukästen aufgespießte Schmetterlinge. Die einheimischen Tiere habe ich fast alle schon mal in freier Natur gesehen, nett sind hier die Maras Patagónicas, die großen Pampahasen, die im ganzen Zoo frei herumlaufen und neugierig auf Schnurrbartlänge an mein Objektiv kommen. Bei den anderen bricht es einem das Herz. Große Amazonaspageien in Volieren, kaum größer als heimische Wohnzimmerkäfige. Architektonisch sind sie hübsch, die zieselierten Eisenkäfige mit Zwiebeltürmchen-Dach stammen sicher noch aus der Gründungszeit des Zoos.und würden jedem Bilderbuch Ehre machen. Platz ist allerdings wenig darin, auch die Affen sitzen in solchen Käfigen und können sonst nicht viel tun. Die Lamas stehen struppig auf einem trockenen Feld, die Lasttiere in den Anden wirkten trotz ihrer farbigen Woll-Bändchen in den Ohren, die Besitz markierten, so stolz dagegen. Vicuñas, die kleinen wilden Verwandten mit dem feinen Fell, die nicht zähmbar sind, betteln um Popcorn. Einen etwas größeren, aber oben ebenfalls in einem engen Zwiebeltürmchen zulaufenden Käfig haben die beiden Condore. Sie stehen vor einem Kunstfelsen und gucken stumpf in die Gegend. Eine Mutter erklärt ihrer Tochter, dass das Condore seien, die ganz hoch fliegen können, darum sei der Käfig sooo hoch. Er reicht vielleicht bis zum 2. Stock der Hochhäuser auf der angrenzenden Avenida, kaum bis zu den Baumwipfeln. Die Könige der Lüfte, die ich in Peru über dem Valle del Colca, der tiefsten Schlucht in den Anden, habe kreisen sehen, in 3.000, 4.000 m Höhe. Hier stehen sie wie schnöde Fußgänger und schauen an uns vorbei, es ist ein Jammer.
Wir kürzen etwas ab und wollen noch ins Aquarium, das wie das leere Tropenhaus und das Reptilariun, das wir uns schenken, Aufpreis gekostet hat. Im Außengelände nur ein paar Seelöwen auf einem knappen Betonfelsen, andere drängeln sich im Bassin, im Teich daneben ein paar Kois, die von einer bolivianischen Familie begutachtet werden. Nur die Pinguine will ich noch sehen, meine Lieblinge. Wir finden sie erst, nachdem wir gefragt haben, denn die Pinguine wohnen anders als gedacht in einem Aquarium im Innenbereich, ohne Eis, ohne frische Luft, nur ein paar beige angemalte Beton-Eis-Wände im Hintergrund und ein schmales Becken, in dem drei kleine Pinguine kontinuierlich ihre Runden drehen.
Wenn das artgerechte Haltung ist, nehme ich mir tatsächlich wie schon lange gewünscht einen Pinguin mit nach Hause, tagsüber kann er in die Badewanne und nachts kann er im Kühlschrank schlafen.
B. fand die Tauben bei den Elefanten toll und die Perlhühner, womit er ganz auf der Linie der Kindergartengruppe liegt, die quietschend und juchzend an den Giraffen und Zwergnilpferden vorbei stürmte, geradewegs auf eine Ente mit Küken zu, die auf dem Hauptweg spazieren ging.
Wir haben den Zoo etwas bedrückt verlassen und waren dann auf dem Weg nach Hause noch am Botanischen Garten entlang, der voller magerer wilder Katzen ist, und im wunderschönen Palermo etwas spazieren.
40 Tage Buenos Aires [26]
Tag 26, Freitag, 12. März 2010: Rino, Zwiegespräch. Zoológico Buenos Aires, Av. Sarmiento / Av. Las Heras, Palermo.