Irgendwas mit Büchern

Wie alt ich genau war, kann ich nicht mehr sagen, es wird im späten Grundschulalter gewesen sein, als ich die ältere und etwas herbe Besitzerin der kleinen Buchhandlung am Ort fragte, ob sie mich nicht einfach mal ein ganzes Wochenende im Laden einschließen würde, damit ich ungestört lesen könnte. Als sie ernsthaft darauf einging, war mir die Angelenheit doch etwas unheimlich, aber ein Traum blieb es. Denn nie schaffte ich, während meine Mutter ihre Einkäufe erledigte, genug Seiten der unfassbar vielen Bücher.
Der Laden wird heute von einer jüngeren Frau geführt, die die meisten Lachfalten hat, die ich je an einer einzigen Person gesehen habe. Und ich habe einen Schlüssel zur Bibliothek.
Nun ist es Arbeit, aber als ich gerade die dritte der schweren Türen aufschloss und am Sonntag Nachmittag ins abgedunkelte Innerste der Bibliothek trat, blitzte das alte Gefühl wieder auf, nun endlich erfüllt: alles meins. Eine kurze Freude, die auf der bangen Gewissheit ruht, dass diese Bücher auch an allen einsamen Sonntagen nicht mehr zu lesen sind.

6 Gedanken zu „Irgendwas mit Büchern

  1. Ein wunderschöner kleiner Text. Erinnerte mich irgendwie an den kleinen Jungen in die Unendliche Geschichte. Hoffentlich bist du am Montag noch da!

  2. Das kann ich so gut nachempfinden, liebe Percanta! In unserem Dorf gab es gar keine Buchhandlung, und wenn meine Mutter mich in die nahe gelegene Großstadt mitnahm, stellte sie mich immer in der Buchabteilung eines Kaufhauses ab, bis sie alle Einkäufe erledigt hatte. Paradies!Später, im Studium, war die Bibliothek mein absoluter Lieblingsort (okay – abgesehen von meinen zwei absoluten Lieblingskneipen ;-)). Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl, zwischen all diesen Büchern zu sitzen, auch wenn klar ist, dass man es nie schaffen wird, die alle zu lesen. Aber es ist so beruhigend, dass all dieses Wissen um einen herum und verfügbar ist …

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