Veranstaltungshinweis: Alissa Walser und Pablo de Santis

Morgen Abend, also Montag, 27. September 2010, unterhalte ich mich ab 20 Uhr im Literaturhaus Frankfurt mit der deutschen Autorin Alissa Walser und dem argentinischen Schriftsteller Pablo de Santis. Wir werden sicher über ihre Bücher und besonders ihre neusten Romane sprechen, Am Anfang war die Nacht Musik bzw. El Enigma de París / Das Geheimnis von Paris, vor allem soll es aber um die Erfahrungen der beiden als Stadtschreiber im jeweils anderen Land gehen. Im Rahmen des Programms Rayuela war Alissa Walser für einen knappen Monat in Misiones in Nordargentinien, Pablo de Santis ist noch in Frankfurt. Ich bin gespannt, was (sich) die beiden zu erzählen haben.
Das Literaturhaus sieht sehr imposant aus und hört sich bei den von dort übertragenen Veranstaltungen auch so an.
Es gibt bestimmt noch Karten.

Veranstaltungshinweis: Alan Pauls

Veranstaltungshinweis für morgen!
Am Dienstag, 14. September, liest der argentinische Autor Alan Pauls aus seinem Roman „Historia del llanto“, deutsch (in Übersetzung von Christian Hansen) „Geschichte der Tränen“., Klett-Cotta 2010. Eine Kindheit in der Diktatur, doch die Diktatur sickert nur an den Rändern und eher im Rückblick in die Geschichte, und ein merkwürdiges Ich, zu dessen besonderen Begabungen zählt, intensiv zuhören und sofort oder gar nicht weinen zu können. „[E]ine Empfindsamkeit, die nur Augen für den Schmerz hat und absolut, unheilbar blind ist für alles, was nicht Schmerz ist.“ (S. 18.)
Eine knappe, aber schwierige Erzählung, es wird sicher spannend. Vielleicht reden wir auch ein bisschen über Alan Pauls‘ monumentalen Roman „El pasado“ („Die Vergangenheit“).
Die zweisprachige Lesung findet um 20 Uhr im Heinrich-Heine-Haus in Lüneburg statt. Ich bin auch dabei und moderiere und übersetze.

12 Tage Santiago [2]

Drei Tage über drei Kontinente war doch anstrengend, und heute Nacht habe ich 11 Stunden geschlafen. Als ich das erste Mal aufwachte, regnete es draußen, ein paar Tropfen waren auf der winzigen Milchglasscheibe meines Zimmers zu sehen, aber es rauschte heftig. Schade, dass mein Schirm im Koffer und der in Atlanta ist, dachte ich, drehte mich zum ersten Mal in dieser Nacht um und schlief weiter. Als ich später wach wurde, regnete es noch immer. Im Bad, was ein größeres Fenster hat, stellte ich dann fest, dass es gar nicht regnete, allerdings ist die Klospülung defekt, daher das Rauschen. Den Vormittag habe ich vorwiegend mit Warten verbracht, Warten auf meinen Dichter, Warten auf jemanden vom Flughafen, der dann hoffentlich meinen Koffer dabei hat. Beide kamen, der Dichter nach einem nicht zu verstehenden Anruf, der Koffer unmittelbar nach einem nachhakenden Anruf meinerseits bei Delta. Sehr gut, es ist doch ganz angenehm, sich alle paar Tage was Frisches anzuziehen. Mein Dichter und ich sind dann losgegangen, ohne genauen Plan, und nachdem ich ihm mein-sein Buch gegeben hatte, konnte er auch nicht mehr klar denken, meinte er. So gingen wir erst mal Richtung U-Bahn, er das noch eingeschweißte Buch in der Hand („damit es keinen Schaden nimmt“), und beschlossen, Dinge zu erledigen, die er sowieso erledigen musste, seine neue Brille abholen zum Beispiel. In Santiago ist jede Art von Laden in einer eigenen Straße angesiedelt, alle Lampenläden liegen nebeneinander in einer einzigen Straße, ebenso alle Antiquariate oder Schuhläden. Wir gingen zu den Brillenläden, die sich vor allem in der Nähe der Biblioteca Nacional ansiedeln, seiner lag in einer Galerie versteckt im 9. Stock. Oben erwarteten uns nur Handwerker, die an der Elektrizität herumschraubten, und auf dem Gang einige deutliche Risse, die das Erdbeben im Februar hinterlassen hat. Plan B war dann ein Kaffee im „Café Colonia“, wo es – was für deutsche Touristen ja maximal halb so attraktiv ist wie vermutet – Kuchen nach deutschen Rezepten gibt. Aber auch Kaffee, und auf Nachfrage auch echten Kaffee („café café“ oder „café de grano“) statt Nescafé. Schon durch die Scheibe wurde mein Dichter von einem etwa gleichalten Herrn gegrüßt, das geht mir mit ihm immer so, dass wir irgendwo hinkommen und er jemanden kennt – dieses Mal war es ein Herr, den er in der Zeit der politischen Verfolgung und Verbannung kennengelernt hatte, ein Leidensgenosse aus der Diktatur, der sich sehr freute, uns zu sehen. Außerdem war es, und auch diese Art von Zufall scheint mir hier System zu haben, der Augenarzt, dem auch der Brillenladen gehört, in dem wir gerade eben vergebelich waren. Wir setzten uns dazu, und etwas zwei Stunden lang rezitierten die beiden Herren um die Wette Gedichte, Spanier des Goldenen Zeitalters oder meinen Dichter selbst. Dem Freund wurde dann die Ehre zuteil, als erster das endlich von der Folie befreite Buch zu öffnen, in dem mein Dichter dann immer wieder ratlos und versonnen blätterte, einzelne Gedichte las oder seine eigenen, eingescannten Briefe aus der Diktatur (den eigentlichen Text versteht er nicht, da auf Deutsch), und mich am Ende bat, ihm eine einzige Frage ehrlich zu beantworten: Ob so ein dickes Buch nicht furchtbar übertrieben sei?


Nach einem weiteren Ausflug in den Brillenladen, diesmal mit dem Freund und Optiker, hatte er seine neuen Brillen und wir gingen zum Zentralen Markt, um dort Mittag zu essen. Die Fischrestaurants auf dem Markt sind legendär, allerdings wurden wir schon auf der Straße vor dem Markt von Abgesandten einzelner Restaurants bedrängt, die uns umwarben. Wir behaupteten zwar, nur Salat kaufen zu wollen (gekauft habe ich allerdings eine Chirimoya und eine Avocado und wollte natürlich fotografieren und tatsächlich Fisch essen), aber so richtig wurden wir die Werber nicht los, das war etwas lästig. Man sollte als Einheimischer nicht mit so offensichtlichen Touristen wie mir unterwegs sein.


Der Fisch war schließlich mittelgut, beziehungsweise der Fisch (Congrio, Seeaal) gut, aber die darauf geworfenen Meeresfrüchte hatten für meinen Geschmack etwas viel Koriander, wenn ich das richtig erkannt habe, dafür wurde um uns herum so laut Karaoke gesungen (und die Pavarotti-Stimmen für echt ausgegeben) und die Fischhändler-Sänger und Mädchen mit echtem Basilikum um Arm und vermeintlichen Opernstimmen so laut gefeiert, dass wir uns kaum noch unterhalten konnten.


Am Nachmittag habe ich mich getraut, in meiner alten Pension vorbeizugehen, die Telefonnummer hatte nicht mehr gestimmt und auch alle anderen Versuche, die Wirtin zu von Deutschland aus zu erreichen waren gescheitert, so dass ich im Geheimen Schlimmes befürchtete. Von außen war nicht zu erkennen, ob das Haus in der kleinen Passage direkt hinter meinem Hostal noch eine Pension war, ob überhaupt noch jemand dort wohnte. Ich habe dann die Enkelin im Schlafanzug herausgeklingelt, die Señora betreibt die Pension noch, sei nur gerade nicht da. Ich bin erleichtert und morgen zum Essen eingeladen.


Schließlich habe ich mich wieder aufgemacht in mein Stammcafé, um dort an meinem Vortag zu schreiben, dieses Mal durch den parallel zum Rio Mapocho verlaufenden Parque Forestal, wo zahllose Pärchen auf dem Rasen lagerten und den Frühling herbeiknutschten. Jetzt m um 10 Uhr abends, tragen die Leute auf der Straße wieder Mützen und dicke Jacken und begeben sich ins Nachtleben. Ich habe zu meinem Vortrag (ein Gedicht muss ich morgen noch in die Mangel nehmen) den wunderbaren Licuado de Frambuesa
(Himbeermilchshake) getrunken, der nicht mehr auf der Karte steht, den sie aber noch haben, und später noch einen – wenn schon! – eher peruanischen Pisco Sour mit Empanaditas, Mini-Empanadas. Diese waren überraschenderweise mit Congrio (Seeaal) gefüllt, und insgesamt hatte ich dann heute genug von Fisch und gehe nun Richtung Hostal. Den Regen versuche ich durch Zurechtruckeln des Spülkasten heute Nacht zu unterbinden.

Lesen

Und zwar vor.
Auf einmal werde ich gebucht, und zwar für gleich mehrere Lesungen nacheinander. Einige Argentinier kommen bald wegen der Buchmesse nach Deutschland, werden herumgereicht, und irgendwann setze ich mich mit ihnen in diversen Städten auf eine Bühne und erzähle etwas über sie und dann lesen sie und wir unterhalten uns darüber, was ich dann wiederum dem Publikum übersetze. Ich freu mich, es sind alles gute Autoren an schönen Orten, und ich musste nicht mal für mich werben. Ich freu mich sogar sehr.
Heute telefonierte mit der Organisatorin der einen Lesung, sie fragte, ob wir eigentlich schon ein Honorar vereinbart hätten. Ja, meinte ich, und nannte die Summe, die sie mir ursprünglich angeboten hatte. Sie schwieg einen Moment und ich war schon kurz verunsichert, dann sagte sie: „Nein, eigentlich sollen Sie 100 Euro mehr bekommen.“
Gut, hochhandeln lasse ich mich gerne.
Was ist eigentlich gerade los?
*
Bei Lesungen ausländischer Autoren sitzen meist etwas mehr Leute auf der Bühne, der Autor selbst, daneben jemand wie ich, der dolmetscht und moderiert – das können natürlich auch zwei verschiedene Personen sein -, und dann wird manchmal noch jemand Drittes bzw. Viertes gebucht, der die deutschen Texte liest. Der Autor liest das Original, und irgendjemand die Übersetzung. Für einen der anstehenden Abende wurde ich gefragt, ob ich dafür jemanden empfehlen könne, bevorzugt einen Schauspieler. Nun liest man ja nicht ohne Nachhall über Übersetzer und ihre Arbeit und hat auch seine eigenen Erfahrungen als Übersetzer nicht umsonst gemacht und erinnert gut das Gefühl, wenn der eigene Autor nach Deutschland eingeladen wird und irgendjemand, der gut sprechen kann, seine Texte auf Deutsch lesen soll – seine Texte, die auf Deutsch ja die des Übersetzers sind. Keiner kennt die deutsche Version so gut wie der Übersetzer, logisch, und kaum einer kennt auch das Original so gut wie er. Und manche Übersetzer können sicher auch lesen, einzelne sogar vor. Und wenn man noch weiter gehen wollte, könnten sie sicher auch im Gespräch Spannendes beisteuern.
Die Organisatorin stimmte sofort zu, das sehe sie genauso, außerdem seien die Übersetzer im Literaturbetrieb grundsätzlich unterrepräsentiert. Nur sprengt es in diesem Fall wohl das Budget, den nicht ortsansässigen Übersetzer auch noch anreisen zu lassen. Aber vielleicht kann man, ohne Schauspieler arbeitslos machen zu wollen, den Gedanken ja langsam weiterverbreiten: Wer den Text geschrieben hat, könnte ihn eigentlich auch vorlesen.

Irgendwas mit Büchern

Wie alt ich genau war, kann ich nicht mehr sagen, es wird im späten Grundschulalter gewesen sein, als ich die ältere und etwas herbe Besitzerin der kleinen Buchhandlung am Ort fragte, ob sie mich nicht einfach mal ein ganzes Wochenende im Laden einschließen würde, damit ich ungestört lesen könnte. Als sie ernsthaft darauf einging, war mir die Angelenheit doch etwas unheimlich, aber ein Traum blieb es. Denn nie schaffte ich, während meine Mutter ihre Einkäufe erledigte, genug Seiten der unfassbar vielen Bücher.
Der Laden wird heute von einer jüngeren Frau geführt, die die meisten Lachfalten hat, die ich je an einer einzigen Person gesehen habe. Und ich habe einen Schlüssel zur Bibliothek.
Nun ist es Arbeit, aber als ich gerade die dritte der schweren Türen aufschloss und am Sonntag Nachmittag ins abgedunkelte Innerste der Bibliothek trat, blitzte das alte Gefühl wieder auf, nun endlich erfüllt: alles meins. Eine kurze Freude, die auf der bangen Gewissheit ruht, dass diese Bücher auch an allen einsamen Sonntagen nicht mehr zu lesen sind.

Hamburger Fragmente

* * * * * Hamburg. Freitag Abend, 18 Uhr, Sommer, Frühling, Gegenlicht, ein guter Tabellenplatz und ein Stehplatz inmitten von bestens gestimmten Pauli-Fans auf der Gegengeraden des ausverkauften Millerntorstadions. Großartig.

Etwas viel Bier vielleicht, aber es war sehr lustig. Und sehr torreich. Toll.
(Etwas schwierig allerdings, ausdrucksstarke Fotos zu finden, wenn man versucht, keine Gesichter zu zeigen.)

(Gelb: Koblenz. Weiß: Sonne.)


You’ll never walk alone.

2×2 Tore (und dann noch eines, was etwas unterging.) Genug Gelegenheit, zu hüpfen, Bier rumzuwerfen und Leute zu umarmen. Die, die gerade da waren jedenfalls – der Bär, der meist neben mir stand, war bei den ersten vier Toren gerade auf dem Klo und kam jedesmal hadernd wieder. Die natürlich kaum abergläubischen Fans wollten ihn nach dem so erreichten 4:0 gerne dort einsperren („trink mehr, trink schneller, musst du nicht vielleicht?“), aber es ging dann auch mit ihm so weiter. Sehr fröhliche Angelegenheit, so ein Fußballspiel!


Endstand. Und die Mannschaft war übrigens auch da:


…und hat sich vor der Haupttribüne verbeugt (anfangs waren es noch fünf Bauarbeiter und der Kranführer):



Ach, schön war’s!

* * * * * Hamburg, Samstag und Sonntag: Spielplatz, Alster, Elbe.


(Baby B. (rechts) und Sohn I (links))

* * * * * Hamburg. Sonntag dann der ursprüngliche Grund für den Ausflug, die Lesung:

[Bov]

Vor der Lesung war ich mit Bruder#1 und Schwägerin noch einen spanischen Happs essen (gebratener Spargel auf Rucola, sehr lecker), am Nachbartisch hörten wir dies:
Sie, blickt sinnend auf die Tagesgerichte: „Maischolle, was ist das eigentlich?“
Er: „Keine Ahnung. Aber ich mag keinen Mais.“


Nachlesen kann man den weiteren Verlauf des Abends bestens bei Isa. Wirklich wenig Leute da, leider, aber dafür wichtige: DANKE! Habe mich gefreut, Euch dort zu sehen.

Nachhören kann man auch, in der Abfolge des Abends mit extra Nervosität zu Beginn.

Ich

Merlix

Isa


Bov

Und das sind sie, die Brüste, die schon das halbe Internet erfreut haben. („[…] aber dann legte sie ihre Brüste auf den Tresen und alles wurde gut und schön.) Ich hatte mal ein ähnliches, wenn auch vergleichsweise hochgeschlossenes, Nachthemd. In dunkelblau.


* * * * *Danke, Ihr Hamburger!

Zurück im Regal [6]

Ana María Matute: Primera Memoria [1960]. Destino, Barcelona 2009.
Primera Memoria ist einer der ersten spanischen Romane, die noch unter Franco den spanischen Bügerkrieg thematisieren. Der Bürgerkrieg ist über weite Strecken ein unklares Geschehen im Hintergrund, wir erfahren, was die jugendliche Erzählerin und Protagonistin Matia aufschnappt, erlebt oder sich zusammenreimt. Sie ist 14 Jahre alt in diesem Sommer zu Kriegsbeginn, und das Erwachsenwerden löst viel mehr Ängste aus als der Schrecken des fernen Krieges –

Der Krieg bleibt unklares Geschehen im Hintergrund, auch wenn er ganz manifest mit von Klippen stürzenden Leichen in Matias Leben fällt, doch wir erfahren nur, was die jugendliche Erzählerin und Protagonistin aufschnappt oder sich zusammenreimt. Diese Perspektive des unschuldigen Kindes machte die Publikation zu Franco-Zeiten – und damit unter Zensurbedingungen – wohl erst möglich, das Manuskript gewann 1959 sogar den Premio Nadal. Matia ist in diesem ersten Bürgerkriegssommer 14 Jahre alt, und das unaufhaltsame Erwachsenwerden löst viel mehr Ängste aus als der Schrecken des Krieges. Im Herbst allerdings ist der Stoff, der sie und die Jungen von der Insel noch von der vehement abgelehnten und absurden Welt der Erwachsenen trennt, hauchdünn geworden und dem Zerreißen nah. „Bis zu den Schultern“ steckt sie da schon in den „dreckigen Dingen der Großen“ und „rutscht unaufhaltsam auf jenen Abgrund zu“ (frei übersetzt, S. 142).
Matia verbringt das Jahr bei der Großmutter, nachdem sie von ihrem Internat geflogen ist, und in ihrem Cousin Borja findet sie so etwas wie einen Freund und Verbündeten. Gemeinsam foppen sie den Hauslehrer, ziehen an geheime Orte an der Steilküste und treffen sich nachts auf der Veranda zum Reden und Rauchen.
Unbarmherzige Sonne, und unter dieser Hitze die Kälte zwischen den Menschen. Die Kinder sind, obwohl sie sich miteinander verbünden, furchtbar allein. Der Kampf gegen die Großmutter hat noch Züge normaler Kinderstreiche, doch …
Matia und Borja mit ein paar anderen Jungen der Insel-Aristokratie auf der einen Seite stehen gegen Guiem und die seinen, Söhne der Handwerker aus dem Ort, auf der anderen, und diese beiden Gruppen stellen den Bürgerkrieg en miniature nach. Sie provozieren einander, bekämpfen sich mit Fleischerhaken, verfolgen unbarmherzig vermeintliche Verräter und Überläufer, und wenn die Anführer beider Gruppe Waffenstillstand beschließen mit dem … bleibt Matia allein und verflucht ihren Zustand als Mädchen.

Das Erwachsenwerden über Erkenntnis, die Entdeckung einer eigenen Position und Moral. Mit der Parteinahme für einen von allen Gruppen Geächteten ändert sich in der Mitte des Buchs auch das Licht, die als schwarz, schrill und schmerzhaft beschriebene Sonne vermag erstmals zu wärmen und ein sanftes Licht auf die Körper zu legen, als sich Matia zu dem Freund bekennt. Die Nähe zwischen den beiden ist die einzige Wärmequelle…
doch ist die verzweifelte Zweckgemeinschaft mit dem Cousin Borja letztlich die einzige, die trägt, und Matias dunkle Vorahnung, dass der Hass in dem Jungen mit dem Engelsgesicht eines Tages gefährlich werden könnte, erweist sich als richtig.
So wie die Kinder ständig betrunken zu sein scheinen, wird einem auch als Leser etwas schwindelig, das grelle Licht, der Alkohol, die Einsamkeit der Kinder machen benommen, und man ahnt manche Entwicklung, kann aber so wenig gegensteuern wie die Protagonisten selbst es können oder wollen.
Die Bösartigkeit dieser Kinder und die Ausweglosigkeit der Lage, in die der große Manipulator Borja die anderen bringt, machen ratlos. Auch die Einschläge des Krieges kommen näher, die Opfer bekommen Namen, doch am grausamsten wirkt die Welt der Kinder, die jene der Erwachsenen imitiert und vorwegnimmt, perfide und ohne Mitleid. Ein furchtbares und ein großartiges Buch.

auch wenn sich dieser in Toten zeigt, die plötzlich an ihrem geheimen Strand liegen

Erste Erinnerung, die Kaltmamsell hat die deutsche Übersetzung von Doris Deinard gelesen –

40 Tage Buenos Aires [30]


(Gracias, chicos, que me dejaron sacar las fotos! Ya se las mando por mail.)

Tag 30, Dienstag, 16. März 2010: Tango. Av. Callao / Av. Santa Fe.
Drei Jungen tanzten in wechselnden Paarungen und unterschiedlicher Rollenverteilung die „base“, den Grundschritt nach, dessen Schrittfolge an der Ecke Callao / Santa Fe in den Bürgersteig eingelassen ist. Hier führt der rechte Junge den linken gerade in den fünften Schritt, das Kreuz.

Sehr viel haben wir nicht erlebt heute, außer natürlich Baby B.s erstem Haarschnitt. Der hat damit zu tun, dass es etwas kühler und vor allem trockener geworden ist, und mit sinkender Luftfeuchtigkeit haben sich prompt seine Locken entkringelt und die vormalige Stirnlocke fiel ihm glatt bis auf die Nasenwurzel. Also habe ich meinem Babykind heute das erste Mal die Haare geschnitten, zumindest vorne ein Stück und hinten ein bisschen. Die Locken über den Ohren sind noch dran, und die Ohren auch.
Etwas kühler geworden heißt, dass wir ohne Ventilator geschlafen haben und auch jetzt am Abend die Kombination Spaghettiträger und Ventilator übertrieben wäre. Gestern habe ich sogar abends ein langärmliges T-Shirt angezogen, aber man fängt ja nach so großer Hitze albernerweise schon bei 25° an zu frösteln, die Argentinierinnen tragen längst Tücher und Jacken. Ich hoffe, die Frühlingsanzeichen in Deutschland, die mir alle übermittelt werden, setzen sich durch, sonst werden wir uns in zehn Tagen schön umgucken. Das werden wir natürlich sowieso, obwohl ich gestern mit dem Bedürfnis nach Ärmeln auch plötzlich das sehr herbstliche Bedürfnis nach Element of Crime hatte, die gleich „Wer zu lange in die Sonne sieht, wird blind“ sangen. So ist das wohl. (Ich versuche mich die ganze Zeit daran zu erinnern, ob Hosen sehr unbequem sind.)
Die Film- und Bücher-Einkaufstour von gestern haben wir heute nach dem Spielplatz fortgesetzt, und wir haben „Kamchatka“ doch noch im Original gefunden, überraschenderweise in der Buchhandlung „El Ateneo“ (vgl. Tag 3), wo ich von Marcelo Figueras Büchern nur sein Blog gefunden hatte. Außerdem haben wir CDs gekauf, Percanto Musik für sich, ich spanischsprachige Kinderlieder für Baby B. So richtig kommt man um Kindermusik wohl nicht herum, und dann sollte es wenigstens welche sein, die man als Eltern auch ertragen kann – und ich möchte sie in beiden Sprachen haben. Spanischsprachige Kinderlieder kenne ich zu wenig, um sie B. zu vermitteln, beziehungsweise kenne ich nur ein paar ganz alte, nämlich genau die, die auf der Kinderlieder-Platte waren, die unsere Nachbarn vor über 30 Jahren aus Chile mitgebracht haben. Als ich eines der brasilianischen Lieder bei meiner Brasilienreise mal anträllerte, zeigten sich die Einheimischen sehr irritiert. Sie würden das Lied zwar kennen, aber das würde nun wirklich niemand mehr singen, das sei ja mindestens 30 Jahre alt! Genau.
Die CDs wirken ganz gut, eine basiert auf der schönen lateinamerikanischen Folklore, eine enthält auch Zungebrecher und ähnliches, und auf allen singen die Leute so, dass ich das auch hören mag. Ansonsten sagt Freundin H., dass die richtige Folklore (außer Tango) auch gut geht mit Kindern, und das ist eigentlich jetzt schon so.
Ich wollte dann zu Hause mal kurz in den Film reinschauen, ob er läuft, bevor ich Felipe von der Buchhandlung wegen der Kopie absage. Kurz reinschauen ging nicht, ich habe „Kamchatka“ nun ganz gesehen, sehr gut. Regie Marcelo Piñeyro, und das Buch ist vom Autor des Romans, Figueras, und ich habe gerade gelernt, dass der Film älter ist als das Buch. Etwas irritierend, weil einige Szenen ohne den ausführlicheren Roman eigentlich nicht zu verstehen sind, aber ein Grund mehr, den Film im Seminar zu behandeln.
Der Vater ist Ricardo Darín, den ich nun schon in vielen argentinischen Filmen gesehen, sein Vater – der Großvater des Protagonisten – ist mit Héctor Alterio der gleiche, der auch in „El hijo de la novia“ Daríns Vater spielt. Mutter ist Cecilia Roth, die Jungen werden von Matías Del Pozo und Milton de la Canal gespielt. Zum Glück sieht die Hauptfigur, Harry bzw. Matías Del Pozo, meinem Kind so gar nicht ähnlich, eher schon der Kleine. Ich wusste ja sehr genau, worum es geht, aber es ist auch als Film wieder harter Tobak, und manche Dinge erträgt man als Mutter nicht unbedingt besser. Mit der Identifikation mit der kindlichen Hauptfigur ist es jedenfalls vorbei, und wahrscheinlich ist es gut, dass ich den Film jetzt einmal hier und allein gesehen habe, mit Taschentüchern und Pausen und Licht und dafür ohne all meine Studenten dabei. Und zum Glück ist mein ganz reales Babykind während des Films ganz oft aufgewacht, so dass ich immer rübergehen und es streicheln und uns beruhigen konnte.

Ich wiederhole nochmal meine Buch-Empfehlung, Marcelo Figueras, Kamtschatka, ins Deutsche übersetzt von Sabine Giesberg. (Der spanische Titel schreibt sich nur anders, Kamchatka.)
Auch der gleichnamige Film lohnt sich, wenn ihn die örtliche Videothek hat. Ansonsten bring ich eine Kopie mit. Sie sollten aber wissen: Es geht nicht gut aus. Und darum muss ich jetzt zu meinem Baby mit der Jungensfrisur. Gute Nacht.

PS:
Es muss ja nicht alles traurig enden, auch nicht der Blogeintrag. Wie jeder gute traurige Film hat auch „Kamchatka“ heitere und fröhliche Szenen. Sehr hübsch, wenn auch mit ziemlichem Kratzen im Hals (in meinem) schon, ist das gemeinsame Tanzen der versteckten Familie mitsamt dem bei ihnen mit untergetauchten Jungen Lukas. Sie tanzen zu diesem etwas albernen Lied:
Son tus perjumenes mujer. Sehr schön.

Und „mein“ brasilianisches Lied war dieses, Youtube hat ja alles:
Balaio meu bem.

PPS:
Da die verborgenen Links zu Youtube schon wieder nicht gehen, warum auch immer, bitte selbst kopieren:
Son tus perjúmenes mujer:
http://www.youtube.com/watch?v=x7O29IbwUyE
Balaio:
http://www.youtube.com/watch?v=68d_N_GO0tU

100 Bücher

Ein neuer Stock geht um im Bloggerwald, der 100-Titel-Stock.
Die Kaltmamsell hat ihn ausgefüllt, Frau Groener auch, und diese Beispiele sind würdig und recht. Wenn ich auch von vornherein sagen kann: Mit all den dort gelesenen Russen kann ich nicht mithalten. Nicht einmal mit den Manns.

Es geht um die 100 liebsten Bücher deutscher ZDF-Zuschauer, Erhebung ist aus dem Jahr 2004.
Die von mir gelesenen Bücher sind hervorgehoben.

1. Der Herr der Ringe, JRR Tolkien
Ich habe Der kleine Hobbit von selbigem Autor geschenkt bekommen, im Kinderbuchalter, und es furchtbar gefunden. Eines der ersten Bücher, die ich nicht zu Ende gelesen habe. Mit mir und Fantasy war noch nie was.
2. Die Bibel
Im Konfirmandenunterricht musste ich das Inhaltsverzeichnis auswendig lernen, ich habe sie nicht ganz komplett gelesen, aber doch sehr weitgehend.
3. Die Säulen der Erde, Ken Follett
Hat mein Bruder gelesen und im Urlaub mitgehabt, ich habe es dann auch gelesen. Futter. Nicht mein Fall.
4. Das Parfum, Patrick Süskind
Damals gelesen, gut gefunden. Auf Spanisch verschenkt.
5. Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry
Natürlich. Und zu Schulzeiten fast auswendig gekonnt. Zur Hochzeit bekamen wir Eintrittskarten zum Kleinen Prinzen als Theaterstück. Das bisher einzige Stück, aus dem ich wegen Unerträglichkeit eher gegangen bin.
(Wind, Sand und Sterne fand ich schön und nicht so fabulesk.)
6. Buddenbrooks, Thomas Mann
Nicht mal im Studium, sondern irgendwann so.
7. Der Medicus, Noah Gordon
Auf Empfehlung meines ersten Lateinlehrers gelesen. Aber eigentlich Kategorie Säulen der Erde, oder?
8. Der Alchimist, Paulo Coelho
(brrr)
9. Harry Potter und der Stein der Weisen, JK Rowling
(Keinen Potter gelesen, aber ist das der erste? Die Verfilmung in Buenos Aires gesehen, 2001, und als wir aus dem Kino kamen, war draußen Revolution.)
10. Die Päpstin, Donna W. Cross
11. Tintenherz, Cornelia Funke
12. Feuer und Stein, Diana Gabaldon
13. Das Geisterhaus, Isabel Allende
Damals auf Deutsch, später auf Spanisch, wollte ich mit meinen Seniorstudenten machen, die dann nicht gekommen sind. Sicher das beste der Allende-Bücher, die später eine Tendenz zum Stereotypen haben. Das Magische riecht mir hier allerdings, anders als bei anderen Magischen Realisten, nach Kalkül.
14. Der Vorleser, Bernhard Schlink
Gut gefunden, allerdings fand ich die überraschende Wendung nicht überraschend und das Ganze darum nicht so spannend. Vielleicht noch mal lesen.
15. Faust. Der Tragödie erster Teil, Johann Wolfgang von Goethe
Im Leistungskurs gelesen, gut gefunden, meine Schülerzeitung Mephisto genannt und mit Zitaten gespickt.
16. Der Schatten des Windes, Carlos Ruiz Zafón
Hab ich in Valladolid gekauft, aber dann nur die ersten Seiten (des Originals) für eine Seminar-Analyse genutzt.
17. Stolz und Vorurteil, Jane Austen
Gelesen, aber vergessen. Bilder von Empire-Kleidern und Ungerechtigkeiten.
18. Der Name der Rose, Umberto Eco
Schmöker.
19. Illuminati, Dan Brown
20. Effi Briest, Theodor Fontane
Etliche Male begonnen, nie ganz ausgelesen. Mir fehlt immer noch der Schluss. Ach, Effi.
21. Harry Potter und der Orden des Phönix, JK Rowling
22. Der Zauberberg, Thomas Mann
Zu Schul- oder Studienzeiten angefangen, ich weiß nicht, was dann passiert ist.
23. Vom Winde verweht, Margaret Mitchell
24. Siddharta, Hermann Hesse
Im Religionsunterricht gelesen. Ich habe Hesse schon mit 15 nicht gemocht. Nein.
25. Die Entdeckung des Himmels, Harry Mulisch
Ja, ja, ja! Eines der Bücher, die ich (trotz der merkwürdigen Rahmenhandlung und des unbefriedigenden Schlusses) gefeiert habe. Weil alle Spuren und Skurrilitäten ihren Sinn bekommen. Ich wollte auch so eine Männerfreundschaft wie Onno und Max, (ok, das mit Ada war nicht in Ordnung), oder wenigstens wie Ada ihren großartigen Dialogen zuhören. Hat einen Platz bei den Lieblingsbüchern.
26. Die unendliche Geschichte, Michael Ende
Als Grundschülerin gelesen, gut gefunden. Trotz Fantasy. Dann musste ich – noch als Grundschülerin – mit der Schule den Film sehen und habe Michael Ende einen erbosten Brief geschrieben, in dem ich ihm erklärte, dass ein Film darüber, dass LESEN Phantasiewelten öffne, jawohl völlig verkehrt sei. Michael Ende hat mir geantwortet, mich im Brief gesiezt und mir in allen Punkten zugestimmt.
27. Das verborgene Wort, Ulla Hahn
Wollte ich eigentlich, fällt mir dabei auf.
28. Die Asche meiner Mutter, Frank McCourt
Gelesen und mich angemessen beeindrucken lassen. Hat mein Bild vom Katholizismus nach dem katholischen Kindergarten noch einmal nachdrücklich geprägt.
29. Narziss und Goldmund, Hermann Hesse
30. Die Nebel von Avalon, Marion Zimmer Bradley
31. Deutschstunde, Siegfried Lenz
(Ich schäme mich ein bisschen)
32. Die Glut, Sándor Márai
33. Homo faber, Max Frisch
Erst aus dem elterlichen Regal, dann Schullektüre. Beide Male gut.
34. Die Entdeckung der Langsamkeit, Sten Nadolny
Habe ich das im Zug gelesen oder spielt es in einem Zug?
35. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins, Milan Kundera
Gelesen, geliebt. Dann anderes Kunderas gelesen und bei jedem enttäuscht gewesen, es wurde immer kalenderspruchartiger. Aber geliebt habe ich ihn.
36. Hundert Jahre Einsamkeit, Gabriel Garcia Márquez
Klassiker, überbordend, voller Einzelgeschichten.
37. Owen Meany, John Irving
Ich habe viele Irvings gelesen und die meisten gemocht. Formel: Je weniger Bären, desto besser gefiel er. War gut, außer der Pointe aber verhältnismäßig viel vergessen.
38. Sofies Welt, Jostein Gaarder
Gehörte als Schülerin zu den frühen Lesern, es war damals glaub ich ziemlich aufsehenerregend, ich fand es gut – und den Schluss so blöd, dass ich richtig wütend war. Sollte ich nochmal reinschauen.
39. Per Anhalter durch die Galaxis, Douglas Adams
40. Die Wand, Marlen Haushofer
Beklemmend. Verbinde ich aus mir nicht ganz klaren Gründen mit einer Tante von mir.
41. Gottes Werk und Teufels Beitrag, John Irving
Auch einer der Irvings, die ich mehr gemocht habe. Keine Bären. Schöne Waisenkinderbenamung. Echte Konflikte.
42. Die Liebe in den Zeiten der Cholera, Gabriel Garcia Márquez
Empfehlung, wenn man es tropisch mag, und man kann der eigentlichen Geschichte viel besser folgen als bei den Hundert Jahren. Magischer Realismus etwas zurückgefahren.
43. Der Stechlin, Theodor Fontane
44. Der Steppenwolf, Hermann Hesse
(Schon der dritte Hesse hier, pah.)
45. Wer die Nachtigall stört, Harper Lee
(Was passiert dem eigentlich?)
46. Joseph und seine Brüder, Thomas Mann
Vielleicht. Ich weiß nicht. Schäm.
47. Der Laden, Erwin Strittmatter
48. Die Blechtrommel, Günter Grass
Ich mag den Erzähler nicht, glaube ich.
49. Im Westen nichts Neues, Erich Maria Remarque
Ich hatte ziemlich Respekt davor, und dann konnte man es sehr gut lesen – und es trifft.
50. Der Schwarm, Frank Schätzing
51. Wie ein einziger Tag, Nicholas Sparks
52. Harry Potter und der Gefangene von Askaban, JK Rowling
53. Momo, Michael Ende
Ja.
54. Jahrestage, Uwe Johnson
55. Traumfänger, Marlo Morgan
56. Der Fänger im Roggen, Jerome David Salinger
57. Sakrileg, Dan Brown
58. Krabat, Otfried Preußler
Ich kenne alle „kleinen“ von ihm, den Wassermann, die Hexe, das Gespenst. Die großen Klassiker Krabat und Hotzenplotz nicht.
59. Pippi Langstrumpf, Astrid Lindgren
(„Die Welt ist voller Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.“)
60. Wüstenblume, Waris Dirie
Eher Sachbuch.
61. Geh, wohin dein Herz dich trägt, Susanna Tamaro
Damals geschenkt bekommen und gleich den Verdacht gehabt, dass es Kitsch ist. Ist es. Echt.
62. Hannas Töchter, Marianne Fredriksson
Weiß nicht mehr. Könnte nachgucken, aber das ist unsportlich.
63. Mittsommermord, Henning Mankell
64. Die Rückkehr des Tanzlehrers, Henning Mankell
65. Das Hotel New Hampshire, John Irving
(etwas viele Bären)
66. Krieg und Frieden, Leo N. Tolstoi
Mit den Russen habe ich zwei Probleme. Ich habe die, die im Winter spielen, in einer heißen Sommerhängematte begonnen. Das ging nicht.
Und ich habe nie verstanden, wer wer ist. Wer schon eingeführt, aber unter anderem Namen, und wer neu.
Und schließlich weiß ich dann nicht mal mehr, welches Buch von wem ist. Keinen der Langrussen gelesen, Drei Schwestern im Theater gesehen, Gogols Nase in der Schule gelesen und in Petersburg als Oper gesehen.
67. Das Glasperlenspiel, Hermann Hesse
68. Die Muschelsucher, Rosamunde Pilcher
Geschenk meiner klugen Großmutter, es hat uns damals wohl alle berührt – aber nur dieses erste. Wirklich.
69. Harry Potter und der Feuerkelch, JK Rowling
70. Tagebuch, Anne Frank
Ich habe in den frühen 10er-Jahren alles gelesen, was mit Juden zu tun hatte (und immer gehofft, in meiner Familie jüdische Wurzeln zu finden), und dieses Buch las ich mit Bangen und Sorgen. Entsetzlich traurig, aber auch mit dem Wunsch, so mutig zu sein und wenigstens eine Famile, ein Mädchen zu verstecken.
Und ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, ob es Anne wohl recht wäre, dass andere Menschen (ihr Vater, wir) lesen, was sie über Liebe und Küssen sagt. Den dringenden Wunsch gehabt, Tagebuch zu schreiben, aber mich auch nicht getraut.
71. Salz auf unserer Haut, Benoite Groult
Aus dem Bücherschrank meiner Mutter, ich war etwas jung und die Körperlichkeit fand ich peinlich.
72. Jauche und Levkojen, Christine Brückner
Ebenfalls aus dem Bücherschrank meiner Mutter. Viele Szenen und Sätze habe ich noch im Kopf, vor allem zu den Kindern von Maximiliane.
73. Die Korrekturen, Jonathan Franzen
Von Franzen kenne ich nur Schweres Beben. Gut, aber weniger begeistert als erhofft.
74. Die weiße Massai, Corinne Hofmann
75. Was ich liebte, Siri Hustvedt

76. Die dreizehn Leben des Käpt’n Blaubär, Walter Moers
Nicht gelesen, aber das wurde mir mal zu meinen üblichen Frühstückszeiten fast komplett im Radio vorgelesen. Darum halbfett.
77. Das Lächeln der Fortuna, Rebecca Gablé
78. Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, Eric-Emmanuel Schmitt
Viel besser ja: Die Blusen des Böhmen von Robert Gernhardt!
79. Winnetou, Karl May
Als kleines Mädchen von Herrn H. ausgeliehen, der alle Karl-Mays auf dem Regal stehen hatte und dessen Sohn noch etwas klein war.
Ich habe ihn und meinen Vater dann aber etwas enttäuscht. Zwar habe ich Winnetou I gelesen, fand die Spannung aber künstlich und aufgebauscht – wenn es noch Band II und III gab, war schließlich klar, dass Winnetou überlebt. Mein Vater schüttelt noch immer den Kopf.
80. Désirée, Annemarie Selinko
81. Nirgendwo in Afrika, Stefanie Zweig
82. Garp und wie er die Welt sah, John Irving
Viele Ringer, Bärenzahl nicht erinnert, einer der guten.
83. Die Sturmhöhe, Emily Brontë
Siehe Jane Austen. Ich wollte es vor allem wegen der Symbolik lesen. Junge Mädchen müssen zerlesene Sturmhöhe in der Tasche haben. Ist aber nicht ganz aufgegangen.
84. P.S. Ich liebe Dich, Cecilia Ahern
85. 1984, George Orwell
86. Mondscheintarif, Ildiko von Kürthy
87. Paula, Isabel Allende
88. Solange du da bist, Marc Levy
89. Es muss nicht immer Kaviar sein, Johanns Mario Simmel
90. Veronika beschließt zu sterben, Paulo Coelho
91. Der Chronist der Winde, Henning Mankell
92. Der Meister und Margarita, Michail Bulgakow
93. Schachnovelle, Stefan Zweig
94. Tadellöser & Wolff, Walter Kempowski
Will aber!!
95. Anna Karenina, Leo N. Tolstoi
Siehe Krieg und Frieden, wobei mich hier die Geschichte interessiert.
96. Schuld und Sühne, Fjodor Dostojewski
(Mit Verlaub, das glaub ich den ZDF-Zuschauern nicht ganz. Nicht nur das.)
Siehe Krieg und Frieden, siehe Anna Karenina.
97. Der Graf von Monte Christo, Alexa
ndre Dumas
98. Der Puppenspieler, Tanja Kinkel
99. Jane Eyre, Charlotte Brontë
Oder hab ich das gelesen und nicht Jane Austen?
100. Rote Sonne, schwarzes Land, Barbara Wood

Haha, es wurde ja arg dünn zum Ende, und jetzt kenn ich ausgerechnet noch das hier, das letzte. Das hatte mein Doktorvater mal bei einer Seminarstombola gewonnen, wo ich selbst brasilianische Affenbrotbaum-Rasseln gewonnen hatte. Er fragte irritiert, ob das einer will, ich sah nur „Buch“ und rief „ich!“. Habs dann auch brav gelesen. Es steht im Regal „Krimis und Exotik“ neben der Wüstenblume (s.o.) und Jenseits von Afrika. Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen.